NASA-Satellitendaten belegen „schockierend großen“ Düngeeffekt durch CO₂

Laut Forschern der Columbia University zeigen NASA-Satellitendaten, dass der Anstieg von atmosphärischem Kohlendioxid zu einer erheblichen Steigerung der Ernteerträge in den USA geführt haben soll. Ein Überschlag zeigt, um die Weltbevölkerung zu ernähren, bräuchten wir noch deutlich mehr CO₂ in der Atmosphäre.
Von 20. Oktober 2021

In ihrer Studie schreiben Charles A. Taylor und Wolfram Schlenker von der Columbia University, dass die wichtigsten Ernteerträge in den USA seit 1940 um 10 bis 40 Prozent gestiegen sind. Grund dafür soll die Zunahme von CO₂ in der Atmosphäre durch menschliche Aktivitäten und der damit verbundene CO₂-Düngeeffekt sein.

Die beiden Autoren der Studie, Wolfram Schlenker, Professor für Agrar- und Ressourcenökonomie, und Charles A. Taylor, Doktorand für Nachhaltige Entwicklung mit Spezialisierung auf Umweltökonomie, sind sich sicher, dass ihre Studienergebnisse „am oberen Ende der in der Literatur gefundenen Bandbreite“ liegen.

„Die Zahlen von Taylor und Schlenker sind 10 bis 100 Mal höher als frühere Schätzungen“, erklärte Richard S. J. Tol, Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Sussex, gegenüber The Epoch Times.

Ertragssteigerung um 1 bis 2 Prozent pro Jahr

Taylor und Schlenker kamen zu ihren Schätzungen durch drei verschiedene Modellierungsstrategien. Darüber hinaus führten sie weitere Prüfungen durch, um potenzielle Störfaktoren wie wirtschaftliche Aktivitäten und Effekte andere Schadstoffe auszuschließen.

Ihre Modelle basieren auf Daten, die von 2015 bis 2020 vom NASA-Satelliten Orbiting Carbon Observatory-2 (OCO-2) gesammelt wurden. Außerdem verwendeten sie Daten auf Bezirksebene zu den Erträgen von Mais, Sojabohnen und Winterweizen, die vom US-Landwirtschaftsministerium stammen.

Taylor und Schlenker fanden dabei heraus, dass ein Anstieg von 1 Teil pro Million CO₂ die Maiserträge um 0,5 Prozent erhöhte. Ähnliches zeigte sich bei den Sojabohnenerträgen (+ 0,6 Prozent) und den Weizenerträgen (+ 0,8 Prozent).

„Anders ausgedrückt: Die Erträge könnten durch den CO₂-Düngeeffekt in den letzten Jahren um 1-2 [Prozent] pro Jahr gestiegen sein“, schreiben die Autoren. Sie verwiesen somit auf eine positive Korrelation zwischen dem Anstieg des atmosphärischen Kohlendioxids und den höheren landwirtschaftlichen Erträgen in den letzten Jahrzehnten.

CO₂-Düngeeffekt schon lange bekannt

Weiterhin wiesen die Forscher darauf hin, dass der potenziell dramatische CO₂-Düngeeffekt gar nicht so unerwartet ist, wenn man bedenke, wie es in landwirtschaftlichen Gewächshäusern verwendet wird.

„Das Gas wird seit langem in Gewächshäuser gepumpt, um die Photosynthese anzuregen und den Ertrag von Gartenbaukulturen zu steigern. Es wurden optimale CO₂-Konzentrationen von 900 [Teilen pro Million] vorgeschlagen. Dies ist mehr als das Doppelte der derzeitigen Umgebungswerte“, so die Autoren.

Gleichzeitig steht der Ansatz von Taylor und Schlenker im Gegensatz zu feld- und laborgestützten Studien zur Kohlendioxidanreicherung. Die Autoren argumentieren, dass solche Experimente „nur in begrenztem Maße die realen Anbaubedingungen von kommerziellen Betrieben in großem geografischen Maßstab widerspiegeln“.

Nach Angaben der Welthungerhilfe hungern weltweit über 800 Millionen Menschen oder etwa jeder zehnte Erdenbewohner; über zwei Milliarden Menschen – etwa ein Viertel der Weltbevölkerung – litten an Mangelernährung. Ohne zusätzliche Maßnahmen wie Umverteilungen wäre demnach eine Steigerung der Ernteerträge um 33 Prozent nötig, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Rein rechnerisch ist damit die weitere Erhöhung der atmosphärischen CO₂-Konzentration auf über 450 ppm für knapp eine Milliarde Menschen überlebensnotwendig.

Licht- und Schattenseiten der Forschung

Einige Forschungsarbeiten zum Thema Kohlendioxid und Pflanzenwachstum deuten darauf hin, dass sich ein erhöhter CO₂-Gehalt sowohl positiv als auch negativ auf die Nährstoffqualität der Pflanzen auswirken kann.

Eine Analyse von 57 Studien kam zu dem Schluss, dass ein größerer CO₂-Gehalt zur Erhöhung bestimmter Inhaltsstoffe führt, während andere sinken. So steige beispielsweise der Gehalt von Fruktose, Glukose, Ascorbinsäure, Kalzium und anderer Stoffe. Gleichzeitig sinke der Anteil an Eiweiß, Nitrat, Magnesium, Eisen und Zink.

Die Forschung rief eine Reihe unterschiedlichster Reaktionen hervor. „Wenn Sie ein Landwirtschaftsmensch sind, sollten Sie sich diese Studie ansehen. Sie finden schockierend große Auswirkungen der CO₂-Düngung“, schrieb Michael Roberts, Wirtschaftswissenschaftler an der University of Hawaii in Manoa auf Twitter.

„Es handelt sich allerdings um eine kurze Zeitreihe. Räumliche Schwankungen des CO₂ wurden vor diesen Satellitendaten wahrscheinlich nicht gut gemessen“. Zudem seien die Zeitreihen durch den technischen Wandel beeinträchtigt, so Roberts weiter. Gleichzeitig empfiehlt er, „die Satellitendaten mit bodengestützten Messungen“ zu vergleichen, um die Ergebnisse zu be- oder widerlegen.

CO₂-Düngeeffekt: Ein schmaler Grat

Gegenüber The Epoch Times bestätigte Roberts, dass er nicht glaubt, dass mögliche technische Veränderungen ein Problem darstellen. So könne jeder Messfehler „in beide Richtungen gehen“. Außerdem seien die von Taylor und Schlenker verwendeten Satellitendaten den bodengestützten Messungen in Bezug auf die Genauigkeit wahrscheinlich überlegen.

„Obwohl sich die landwirtschaftlich nutzbaren Regionen bei einer leichten Erwärmung verschieben können, können höhere CO₂-Emissionen zu höheren Ernteerträgen führen“, schrieb Mark B. Spiegel, geschäftsführendes Mitglied von Stanphyl Capital.

Studienautor Taylor ergänzte auf Twitter: „Wir wiederholen, dass der Klimawandel insgesamt große negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben wird. Dies gilt insbesondere für Orte, die extremer Hitze ausgesetzt sind. Ein höherer CO₂-Gehalt kann zudem zu einer Verschlechterung der Ernährungslage führen. Aber auch der ausgleichende Düngeeffekt sollte berücksichtigt werden.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: NASA Satellite Data Support ‘Shockingly Large’ Carbon Dioxide Fertilization Effect: Study (deutsche Bearbeitung ts)



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