Klimareligiöser Wahn könnte Ingolstadt und Wolfsburg zu den Industriefriedhöfen von morgen machen

Die deutsche Autoindustrie sei immer noch die wichtigste Sparte der heimischen Industrie, mit hohem gewerkschaftlichem Organisationsgrad und Wohlstandslöhnen. Der ökologistische Feldzug gegen den Verbrennungsmotor und die damit verbundene Technologiefeindlichkeit könnten jedoch schon bald fatale Folgen haben, warnen zwei Journalisten in der „Welt“.
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Die Gefahr, dass Ingolstadt das kommende Gelsenkirchen und Wolfsburg das Duisburg Niedersachsens wird, ist nicht vollkommen unrealistisch. Symbolbild.Foto: istock
Epoch Times19. September 2019

In einem Kommentar für die „Welt“ warnen der frühere SPD-Grundsatzreferent der rheinland-pfälzischen Landtags-SPD Nils Heisterhagen und der Chefredakteur der „Ruhrbarone“, Stefan Laurin, vor einem ideologisch motivierten Kreuzzug gegen die deutsche Autoindustrie.

Einen solchen erblicken die Publizisten beispielsweise in den jüngsten Protesten gegen die Automobilausstellung IAA in Frankfurt am Main oder den vermehrt in Fernsehsendungen, Zeitungen oder auf Twitter von Politikern und NGO-Aktivisten artikulierten Forderungen nach Verboten von Verbrennungsmotoren im Allgemeinen und SUVs im Besonderen.

Heisterhagen und Laurin sprechen von einem „Öko-Populismus“, der im Land Platz greife, und werfen den selbstberufenen Kreuzzüglern vor, ihre vorgefertigten Glaubenswahrheiten vorzutragen, ohne überhaupt über nennenswerte Kenntnisse über die ökonomischen Zusammenhänge in Autoindustrie und Versorgung zu verfügen.

Wenig Ahnung von der Materie

Immerhin würden selbst eine Million Ladesäulen für Elektroautos in Deutschland nicht ausreichen, um in einem Land, in dem nur noch E-Autos zugelassen wären, die flächendeckende Versorgung sicherzustellen.

Darüber hinaus sei nicht einmal sicher, dass E-Autos überhaupt das Modell der Zukunft wären. Auch die Brennstoffzelle könnte das Rennen um die dominierende alternative Antriebstechnologie machen.

Drittens: Warum soll ein Verbrenner mit synthetischen Kraftstoffen oder mit nur einem Liter Verbrauch nicht ökologisch gut sein? Von ‚Technologieneutralität‘ hat man bei den Grünen offensichtlich noch nichts gehört.“

Die Autoren gehen in weiterer Folge auf die Bedeutung der Autoindustrie für das Land insgesamt ein.

Folgende Zahlen untermauern ihre Bedeutung: 426 Milliarden Euro Umsatz, 820.000 Beschäftigte in fast 1000 Unternehmen, die im Durchschnitt über 42 Euro die Stunde verdienen. Es sind gute Arbeitsplätze in Betrieben mit einem hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad und starken Betriebsräten.“

Rückgang der Arbeitsplätze um 50 Prozent möglich

VW, Daimler, Bosch oder BMW investierten Jahr für Jahr Milliarden in Forschung und Entwicklung, allein Volkswagen mit 13 Milliarden Euro mehr als alle großen deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen zusammen.

Der Kreuzzug gegen das Automobil könne auf breiten Beifall in Politik und Medien zählen, der immer radikalere ökobürgerliche Zeitgeist werde jedoch „Risiken und Nebenwirkungen haben, ohne maßgeblich dazu beizutragen, das Problem des Klimawandels zu lösen“.

Die deutsche Autoindustrie stehe ohnehin vor der Herausforderung, einen weltweiten Paradigmenwechsel infolge der Entwicklung autonom fahrender Automobile bewältigen zu müssen. Die Gefahr sei groß, hier den Anschluss zu verpassen, zumal Deutschland technischen Innovationen gegenüber nicht wirklich als aufgeschlossen gilt – wie beispielhaft einst die Debatte um „Google Street View“ zeigte.

Wenn nun auch noch durch planwirtschaftliche politische Vorgaben eine komplette Umstellung von Verbrennungs- auf Elektromotoren übers Knie gebrochen werden sollte, befürchtet selbst Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut einen Rückgang der Arbeitsplätze um 50 Prozent.

Die Gefahr, dass Ingolstadt das kommende Gelsenkirchen und Wolfsburg das Duisburg Niedersachsens wird, ist nicht vollkommen unrealistisch.“

Folgewirkungen für den gesamten Technologiestandort

Aus ideologischem und ersatzreligiösem Wahn heraus einen Zusammenbruch der deutschen Automobilindustrie in Kauf zu nehmen, wäre zudem nur der Auftakt zu einem weiteren Exodus technologischen Wissens und Innovationszusammenarbeit:

Motorenbau, Speichertechnik, mobile Dienstleistungen, Navigationstechnologien, Fertigungstechnik, die internationale Vernetzung der Branche – das alles droht wegzufallen. Wissen und Kontakte, die für die Zukunft Deutschlands als Industriestandort unerlässlich sind.“

Dies würden früher oder später auch die offenbar besonders öko-fanatischen Beschäftigten im öffentlichen Dienst und im Sozialbereich zu spüren bekommen, deren Gehälter auch erst erwirtschaftet werden müssten.

Heisterhagen und Laurin plädieren für mehr Nüchternheit und Vernunft auch in der Debatte um die Mobilität. Vernünftiger als die ökologische Maschinenstürmerei wäre die Schaffung eines politischen und wirtschaftlichen Umfelds, das es der Automobilindustrie ermögliche, technisch neue Wege zu gehen. Das betreffe die Forschung, die Generalüberholung der Berufsschulen, es impliziere eine aktive Industriepolitik des Bundes und erfordere eine „neue Kultur im Land, welche moderner Technik aufgeschlossener gegenübersteht“.

Besserwisserei und falsche Öko-Radikalität hingegen gefährdeten die Fundamente des Wohlstandes in Deutschland. (rw)



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