Freie Bahn für Wildtiere – Biotopverbund soll „grünes Rückgrat Deutschlands“ werden

In einer gemeinsamen Erklärung setzen sich der ADAC, Deutscher Jagdverband, Naturschutzbund (NABU) und der WWF Deutschland für eine Biotopvernetzung zur Reduzierung der jährlichen Wildunfälle ein. Sie begrüßen deshalb das aktuell vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Berlin vorgestellte „Bundeskonzept Grüne Infrastruktur“ als eine notwendige Grundlage. Deutschland hat zu wenig „Grüne Infrastruktur“. Die Zerschneidung und Verinselung von Lebensräumen gefährdet die biologische Vielfalt.
Epoch Times23. März 2017

Hunderttausende Rehe, Hirsche, Füchse und viele andere Tiere sterben jedes Jahr auf unseren Straßen. Wildunfälle stellen zudem für Autofahrer ein erhebliches Risiko dar. Zum anderen gefährden die Zerschneidung und Verinselung von Lebensräumen die biologische Vielfalt in Deutschland.

ADAC, Deutscher Jagdverband, Naturschutzbund (NABU) und der WWF Deutschland begrüßen deshalb das vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Berlin vorgestellte „Bundeskonzept Grüne Infrastruktur“ als eine dringend notwendige Grundlage. Gleichzeitig kritisieren sie die schleppende Umsetzung des 2012 beschlossenen Bundesprogramms Wiedervernetzung sowie eines bundesweiten Biotopverbunds. Grund dafür ist neben der unzureichenden Finanzierung auch der bestehende Mangel von bundesweiten Planungsgrundlagen und Umsetzungsstrategien.

In einem gemeinsamen Papier fordern die Verbände daher Bund und Länder auf, ihre Anstrengungen zur Umsetzung von Wiedervernetzung und Biotopverbund deutlich zu verstärken. Ziel müsse es sein, die Zahl der Verkehrsunfälle mit Wildtieren – auch zum Schutz des Menschen – um jährlich fünf Prozent zu verringern. Hierfür brauche es geeignete Maßnahmen wie Querungshilfen, Wildwarnanlagen oder Zäunung.

Außerdem sollte ab sofort mindestens ein Prozent der Investitionen in Bundesfernstraßen für Maßnahmen zur Wiedervernetzung von Lebensräumen an bestehenden Bundesautobahnen und Bundesfernstraßen verwendet werden. Bis zum Jahr 2027 sollen so die 93 wichtigsten Wiedervernetzungsabschnitte aus dem Bundesprogramm abgearbeitet sein.

Für den dauerhaften Ausbau und den Erhalt Grüner Infrastruktur sollte ein „Bundesnetzplan Biotopverbund“ eine länderübergreifende Vernetzung von Lebensräumen gewährleisten. Als fester Bestandteil der Raumplanung wären auf diese Weise wichtige Achsen sowie überlebenswichtige Kernflächen des Biotopverbundsystems dauerhaft gesichert. Besonderer Wert ist dabei auf die bestmögliche Einbindung von Wildbrücken und anderen Querungshilfen in das Netz der Natur zu legen.

Eines der größten Probleme stellt derzeit die intensive Landnutzung und damit die Verfügbarkeit von Fläche für den Naturschutz dar. Hier fordern die Verbände von der öffentlichen Hand, den Verkauf wichtiger Flächen aus ihrem Besitz einzustellen und diese für die Umsetzung des länderübergreifenden Biotopverbundes bereitzuhalten. Insbesondere in der Agrarlandschaft müssten ausreichend Trittstein- und Vernetzungslebensräume wie z.B. Waldinseln, Feuchtgebiete oder Hecken geschaffen werden. Hier ist auch die Agrarpolitik gefordert.

Die Tagung „Lebensraumkorridore für Mensch und Natur“ am 27. März 2017 in der Berliner Landesvertretung von Baden-Württemberg befasst sich ebenfalls mit der Thematik der Wiedervernetzung und stellt zahlreiche Praxisbeispiele vor.

Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), sieht in dem vom Bundesamt für Naturschutz vorgestellten Konzept für eine „Grüne Infrastruktur“ einen wesentlichen Baustein für den Schutz gefährdeter Arten und ihrer Lebensräume.

„Ab heute gilt keine Ausrede mehr. Die Bundesregierung muss jetzt dafür sorgen, dass der Biotopverbund Realität wird. Öffentliche Flächen dürfen nicht länger unter Beton oder Asphalt verschwinden, sie müssen der Vernetzung der Naturräume dienen. Nur dann kann es gelingen, möglichst vielen Pflanzen- und Tierarten das Überleben zu sichern und die dafür erforderlichen Rückzugsräume zu schaffen. Mit dem Grünen Band an der früheren innerdeutschen Grenze, dem Rettungsnetz für Wildkatzen und der Biotop-Kette am ehemaligen Westwall – alles BUND-Projekte – sind wir schon dabei, das grüne Rückgrat Deutschlands zu stärken. Naturschutz ist eben keine Spinnerei verträumter Idealisten sondern genießt in der Bevölkerung allerhöchste Akzeptanz“, sagte der BUND-Vorsitzende.

(NABU/BUND/mh)



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