Die Sonne immer an Bord
Angefangen hat die Schüler-Arbeitsgemeinschaft Solartec der Max-Beckmann-Oberschule in Berlin-Reinickendorf nach der Tschernobyl-Katastrophe 1987. „Wir hatten uns damals überlegt, wie kann man weg von Atomkraftwerken?“, erinnert sich der Physiklehrer Norbert Wilms. Es sollten regenerative Energien sein. Die Solartechnik war damals jedoch noch in den Kinderschuhen. Die Schüler experimentierten zunächst mit einer solarbetriebenen Luftmessstation, einer Umwälzpumpe für die Schulteiche, dann folgten Fahrzeuge wie ein Mofa mit Solar-Ladestation. Es gab sogar einen richtigen Auftrag vom Diakoniezentrum. Die wollten einen Klein-Lkw, der das Mittagessen aus der zentralen Küche an die verschiedenen Stationen verteilt. Doch die Sache hatte einen Haken: „Das Ding kam so gut an, dass es nicht nur 20 Minuten in Betrieb war, um das Essen zu verteilen, sondern der Gärtner hat‘s benutzt, der Schreiner hat`s benutzt … So wurde das Gefährt sieben bis acht Stunden am Tag gefahren“, erzählt Wilms. Da war zum Aufladen in der Sonne nicht mehr viel Zeit und man zog den Strom dann doch aus der Steckdose.
Die Schüler haben sich dann überlegt, dass Solarenergie und ein Boot optimal zusammenpassen: Das Boot wird nur im Sommer und in der Freizeit benutzt. Die Solarzellen finden Platz auf dem Deck, das Gewicht der Batterien spielt keine so große Rolle und ein Boot benötigt keine große Antriebsleistung.
Seit 1988 wurden rund 20 verschiedene Solarboote von den Schülern gebaut. Auf der Liste der Taufpaten stehen klangvolle Namen wie von Weizsäcker, Herzog, Trittin und Steinmeier. Die Namen der Boote klingen etwa so: Torqeedo Sun, Solaris, Frosch, Blitz-Ente, Red Baron, Wilmi (wohl zu Ehren des AG-Leiters), Sonnenschein oder Der Grüne Punkt. „Die Solartec hatte mal ein Recyclingunternehmen als Sponsor“, erzählt Wilmi – pardon – Norbert Wilms. In dem Jahr hatte die AG ihr Boot aus in Scheiben geschnittener Wellpappe, Zeitungspapier und Epoxid gebaut. „Die Boote sollen hübscher aussehen“, stand mal auf einer Einladung zu einem Rennen in Frankreich an die Max-Beckmann-Oberschule. Man mag den Booten aus Berlin ansehen, dass die Schüler keine gelernten Bootsbauer sind, doch sind sie seit 15 Jahren in der „Deutschen Solarboot-Meisterschaft“ und auf europäischen Rennen sehr erfolgreich.
Ein Sieger ist auch das neueste Boot der Solartec: Die Torqeedo Sun, ein Boot aus Sperrholz und Carbon, gewann mit einer Höchstgeschwindigkeit von 11,2 Stundenkilometern und einer Reichweite von 30 Kilometern bei 9,5 Stundenkilometern im Jahr 2008.
„Entwicklungshelfer“
So ein Solarboot-Cup mit 30 Kilometern Langstrecke sowie Sprint und Slalom ist für neue Antriebskonzepte auch ein guter Test für die Alltagstauglichkeit. In der Entwicklung von Bootsantrieben erwarb sich die Solartec so viel Know-how, dass die Firma „Torqeedo“ sie nun sogar in ihre Entwicklungen mit einbezieht.
Man sieht: nicht ohne Grund nennt sich die Solartec AG „Europas erfolgreichste Solarbootswerft“.
Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 20/09
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