Die Renaissance einer Rübe
In einer Kiste im Keller schlummerte die kleine, aromatische Steckrübe hinter einer stacheligen Rosenhecke aus gemeinen Gerüchten und wartete träumend auf einen Sternekoch, der sie wachküsst…
… und tatsächlich: ein Sternekoch kam und erlöste die Steckrübe aus ihrem Warteschlaf. Sogar nicht nur ein Sternekoch, nein, gleich mehrere verarbeiteten das knollige Gemüse zu köstlichen Gerichten. Von da an wurde die Steckrübe wieder beliebt, und jetzt findet man die freundlichen Kohlrüben, wie man sie auch nennt, nicht nur in der Gemüsekiste, sondern in vielen Supermärkten.
Würzig, mit einer fein-süßlichen Note, hat diese Rübe die wenigsten Kalorien unter den Exemplaren ihrer Art. Das macht sie dann auch prompt wett, indem sie mineralstoffreich reich ist und den Genießer mit Carotin, Calcium, Kalium, Vitamin C, Vitamin B1 sowie Vitamin B2, Provitamin A, Traubenzucker und Niacin versorgt. Die Eigenart der Steckrübe ist, sich geschmacklich anzugleichen – wer auch immer ihr Nachbar im Kochtopf sein mag, seien es Kohlrabi, Pastinaken, Möhren, oder Sellerie. Sogar im Apfelmus wird sie traditionell mitgekocht, durch ihren Gehalt an Traubenzucker wird sie zur passenden Zutat. Verwenden Sie am besten die kleineren Rübchen, und frisch sollen sie sein. Je größer und je länger gelagert sie sind, umso eher hat die Steckrübe etwas trockenes an sich, was sie für manche Gerichte ungeeignet macht.
Im Mittelalter und einige Zeit danach war oftmals alles Gemüse „Grünzeug“ und Viehfutter,.Auch Birnen und Chicorée wurden hier und da zum Futter für die (sicherlich glücklichen, weil schlemmenden) „Viecher“ degradiert. Die Menschen aßen fast ausschließlich Fleisch – auch Fisch und Getreide zubereitet als Mus und Grütze, Früchte, Ölsaaten und Nüsse. Reiche Leute hingegen aßen ihr Getreide als Brot zubereitet, die Steckrübe war nur dem lieben Vieh, genauer gesagt den Schweinen vorbehalten. Das gleiche „Schicksal“ erfährt auch heute noch die Favabohne bzw. Saubohne. Wie ihr Name schon sagt, landet diese dicke Bohne häufig im Schweinebauch. Trotzdem essen viele sie gern zu Kasseler. Anders die Steckrübe, denn als im sogenannten Steckrübenwinter 1916/1917 die Kartoffel-ernte misslang, die Hungersnot die Menschen zum einzig Essbaren, das sich in manchen Kellern noch gespeichert fand, trieb, wurde die Rübe für wirklich alles verwendet. Kein Wunder, dass man sie bald nicht mehr sehen konnte, jeden Tag gab es reichlich davon, morgens, mittags und abends als Grundlage für die Mahlzeiten, als Kaffeeersatz, Marmelade, und so weiter und so fort.
Ihr schlechter Ruf wurde in der Notzeit des zweiten Weltkriegs noch einmal wiederbelebt, und seitdem war dieses Gemüse nicht mehr in eine Küche hineinzudenken.
Viele Menschen haben heute nicht mehr diese Assoziationen der Steckrübe als Essen in Notzeiten, so endet jetzt ihr langweiliges Dasein als Kellerkind.
Viele der sogenannten „Armenessen“ haben sich inzwischen zur Delikatesse aufgeschwungen oder haben sich ihren Weg in den Alltag der Küchen gebahnt, wie zum Beispiel Pasta mit geriebenem Käse, Leinöl oder Bruschetta, die zu köstlichen Amuse-gueule wurden. Oder Reis, häufig die Basis vom Armenessen aus Asien, Pizza, der Hering, der vor 50 Jahren noch als Armenessen galt, oder Kaviar – mittlerweile das Klischee vom Luxusschmaus. Die beiden Letzteren sind so beliebt geworden, dass die Menschen sie schlicht fast aufgegessen haben und die Arten jetzt vom Aussterben bedroht sind.
Rübchenvariationen
Steckrüben sind vielfältig in der Zubereitung, schmecken gratiniert mit Knusperkruste, (nicht nur) Kinder lieben sie im Kartoffelpüree, oder als Rübenpüree aus Steckrüben und Möhren. Mancher Vegetarier isst sie paniert und gebraten, als samtene Steckrübensuppe, in Stifte geschnitten und zusammen mit Pommes frittiert, köstlich glasiert mit gebutterten Aprikosen, im Rindereintopf oder zur österreichischen Spezialität „Saure Rüben“ verarbeit, quasi ein Sauerkraut aus Rüben – mit einem guten gekochten Tafelspitz ein Geheimtipp.
Bereiten Sie die Steckrübe als „Geheimzutat“ zu wenn Gäste kommen und lassen Sie raten was die geheime Zutat ist.
Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 34/08
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