Da lachen die Hühner: Freilandhaltung im Hühnermobil

Freilandhaltung im Hühnermobil
Titelbild
Dieses Hühnermobil hat Platz für 700 Hühner.Foto: Stallbau Weiland
Von 9. November 2009

„Wenn Ihr die Hühner immer rauslasst, bekommt Ihr Probleme“, warnten die Kollegen, als Max und Iris Weiland 1993 begannen, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen. 300 Hühner hatten sie damals – in einem stationären Stall.

Hühner, die ihren Stall verlassen können, laufen zwar auch mal etwas weiter weg, doch halten sie sich am liebsten in Stallnähe auf. Hier fühlen sie sich geschützt, nehmen ihre Sandbäder zur Gefiederpflege, und sie lehnen sich gern an die Stallwand und lassen sich von der Sonne bescheinen. „Das Staubbaden entspricht unserem Duschen“, erklärt Iris Weiland. Und als Duschwanne bauen sich die Hühner Kuhlen – in denen sich bei Regen Pfützen bilden.

Nach etwa drei Jahren waren die für die Freilandhaltung von Hühnern bekannten Probleme da: Der Boden wird „hühnermüde“, das heißt, die Krankheitskeime im Boden häufen sich. „Die Hühner brauchten immer wieder mal Entwurmungsmittel oder sie hatten Durchfall. Das hat uns nicht gefallen“, erinnert sich Iris Weiland. „Eigentlich brauchen wir einen fahrbaren Stall“, dachte sich das Paar, dann könnte man den Keimen davonfahren und der Boden könnte sich erholen. Doch sie fanden europaweit kein geeignetes Angebot. Weiland lacht: „So haben wir uns zu Stallbauern entwickelt – eigentlich wollten wir nur unsere Hühner gescheit halten.“ Im Jahr 2000 entstanden die Pläne für das Hühnermobil: Leicht versetzbar, mit Bodenplatte und der modernen Ausstattung, die es für eine artgerechte Hühnerhaltung braucht. Inzwischen bieten die Stallbauer das Hühnermobil in verschiedenen Größen an: Für bis zu 225, 700 oder 1.200 Hühner.

Auf dem Biolandhof Frohnenbruch in Nordrhein-Westfalen leben die Hühner seit Anfang des Jahres im Hühnermobil. Die ersten Hühner zogen Mitte Februar in den fahrbaren Hühnerstall. Davor hatte die Familie Bird, die den Hof mit Hofladen bewirtschaftet, das bekannte Grundproblem der Freilandhaltung mit festem Stall: Ein matschiger Eingangsbereich, eine hohe Keimbelastung; durch den Kot wird der Boden reichlich gedüngt, aber das Grün, das diese Nährstoffe aufnehmen könnte, ist um den Stall herum schnell weggepickt.

Den Keimen davonfahren

Nun wird der Wohnwagen der Hühner einfach ein Stück weitergefahren und die Tiere haben
immer einen grünen, sauberen Auslauf. Nachts, wenn die Hühner auf den Stangen schlafen, schließen die Stallklappen automatisch – das schützt vor Mardern und Füchsen. Morgens um halb neun gehen die Klappen des Stalls wieder auf. „Da warten die schon drauf“, sagt Klaus Bird. „Die ganze Mannschaft kommt heraus. Sie können im Gras picken und laufen den ganzen Tag rein und raus.“ Innen haben die Hühner Futter, Wasser und ihre Nester.

„Ist es umständlich, immer den Stall umzusetzen?“, wollen wir von Herrn Bird wissen. „Das sind 20 Minuten, einmal pro Woche. Das würde ich nicht überbewerten“, meint der Landwirt. Hat das Hühnermobil auch Nachteile? „Der größte Nachteil ist der Preis. Das 225er Hühnermobil kostet ungefähr 100 Euro pro Stallplatz.“ Bei einem festen Stall läge er bei 60 bis 70 Euro pro Platz. „Ein anderes Extrem wäre natürlich ein konventioneller Stall, wo deutlich mehr Hühner reingehen, da läge ich wohl irgendwo bei 40 Euro pro Stallplatz.“ Schon ist Bird wieder bei den Vorteilen: „Wenn ich mit der Kundschaft am Stall bin, habe ich sie schon vom höheren Preis für das Ei überzeugt.“ Dazu sagt Weiland: „Bei etwa 100 Schaleneiern, die jeder Deutsche im Durchschnitt isst, sind das bei fünf Cent mehr je Ei fünf Euro Mehrkosten im Jahr. Damit kann den Hühnern ein herrliches Leben in Freilandhaltung geschenkt werden.“

Keine Medikamente nötig

Der Veterinär Dr. Manfred Stein aus Gyhum berichtet auf dem Onlineportal animal-health-online von Geflügeltuberkulose und Cholera, welche den Tieren durch (gewöhnliche) Auslaufhaltung drohe. Er spricht von Arzneimittelrückständen im Ei und auch der Mensch sei durch den Kotschmutz auf den Eiern vielen Keimen ausgesetzt. Wie steht es mit der Gesundheit der Hühner im mobilen Stall? „Auf die Frage der Amtsveterinärin nach der Medikation der Tiere konnte ich dieser sagen, dass im gesamten Legedurchgang keine Medikamente eingesetzt werden mussten. Die Tiere waren und sind völlig gesund“, ist die Aussage von Johannes Lampen, der zwei Hühnermobile auf seinem Gut in Heiligendamm einsetzt. „Mit der Gesundheit der Hühner bin ich sehr zufrieden“, sagt auch Bird. Außerdem verschmutzen die Eier seiner Hühner nicht, da er mittags nach dem Einsammeln der Eier die Nester per Hand schließt. Nachts gehen die Nester im Stall automatisch auf, sodass die Hühner sich morgens zum Eierlegen in die Nester setzen können.

Freiland für alle Hühner

Im Jahr 2003 erhielten die Stallbauer für das Hühnermobil vom Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft den Förderpreis Ökologischer Landbau.

„Aber braucht man für diese Haltungsform nicht extrem viel Land?“, wollen wir von Iris Weiland wissen. Sie lacht: „Nein, das denkt man immer. Selbst wenn all die 40 Millionen in Deutschland gehaltenen Legehennen im Freiland bei 15 Quadratmeter Auslauf je Henne gehalten würden, so ergäbe das 60.000 Hektar Auslauffläche. Dies entspricht nur circa 0,3 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands.“ Wenn der Landwirt beim Ackerbau in seiner Fruchtfolge auch Kleegras oder entsprechende Grün-Futtermischungen (Zwischenfruchtgemenge) einsäht, könne man die Hühner auch darin halten, sodass sie gar keine Fläche verbrauchen. Die Behauptung, Freilandhaltung für alle Hühner ginge nicht, sei hiermit widerlegt.

Dieses Hühnermobil hat Platz für 700 Hühner.Dieses Hühnermobil hat Platz für 700 Hühner.Foto: Stallbau Weiland

 



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