Bionik und Innovation in der Schifffahrt

Wie können Schiffe unsere Küsten, Meere und das Klima weniger belasten? Damit befasst sich das neue innovtive „Maritime Clean Tech Kompendium“.
Titelbild
Das "grüne Schiff" als Vision.Foto: CleanTech
Epoch Times4. Juni 2011

„Der Mittelstand hat die Chance, zum Innovations-Treiber der maritimen Wirtschaft zu werden“, sagt der Unternehmer Rainhart Kny. „Dazu gehört die Bereitschaft, ausgetretene Pfade zu verlassen und aus theoretischen Überlegungen umsetzbare Lösungen der Praxis zu machen, denn Umwelt- und Klimaschutz dulden keinen Aufschub.“

Gemeinsam mit dem maritimen Berater Dr. Hans-Gerd Bannasch hatte Kny das Berliner ifi Institut für Innovations-Management für eine Publikation über das „Schiff der Zukunft“ und den bevorstehenden Wandel einer ganzen Branche gewonnen. Institutsvorstand Prof. Wolf D. Hartmann: „Ein Bündel von Maßnahmen steht zur Verfügung, um die Schifffahrt sauberer zu machen: Konsequenter Leichtbau mit neuen Materialien, reibungsreduzierende Luftblasen unter dem Schiff, optimierte Rumpfformen mit verbesserter Aerodynamik und Hydrodynamik, eine drastische Reduzierung der Schwefelanteile im Treibstoff, innovative Antriebe mit Solarenergie oder Wasserstoff, lückenlose Abfallentsorgung und -vermeidung sowie ein zügiges Umrüsten der Schiffe auf Hafenstromversorgung, um nur einige Innovationen zu nennen. Wichtig sind auf diesem Sektor Technologietransfers aus anderen Branchen und eine internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit in der Forschung und Entwicklung.“

Innovations-Wegweiser

Wie können Schiffe unsere Küsten, Meere und das Klima weniger belasten? Damit befasst sich das neue „Maritime Clean Tech Kompendium“, das am 28. Mai auf der Nationalen Maritimen Konferenz in Wilhelmshaven im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den 1.000 Vertretern aus Politik, Seefahrt und Zulieferindustrie vorgestellt wurde. Das knapp 300 Seite starke Buch ist in der Clean Tech Edition des Berliner ifi Instituts für Innovations-Management erschienen und stellt neue Antriebsformen von Brennstoffzelle über Solarpanels, Gasmotoren, Hybridsysteme und innovative Windkraftnutzung vor. Die Autoren machen sich für neue Ausbildungskonzepte stark. So stellt der Innovations-Wegweiser auch mögliche Leichtbaumaterialien der Zukunft vor und sieht in einem nachhaltigen Schiffbau eine klare Nische für die deutsche maritime Wirtschaft auf einem hart umkämpften Weltmarkt.

Die weiterhin in der Krise steckende maritime Wirtschaft dürfe nicht auf zusätzliche Finanzhilfen des Bundes hoffen, sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am 27. Mai zur Eröffnung der 7. Nationalen Maritimen Konferenz in Wilhelmshaven. Die deutsche Schiffbauindustrie müsse sich weiterhin auf den innovativen Spezialschiffbau konzentrieren. Dort sei es nicht so einfach für die Asiaten, durch Lohndumping und enorme staatliche Zuschüsse Konkurrenz zu machen, fügte Rösler hinzu.

„Schwimmende Zeitbomben“

Aktuelles Thema des Buches ist auch die Zukunft atomgetriebener Schiffe auf unseren Weltmeeren. Nach den Worten von Institutsvorstand Professor Wolf D. Hartmann vom Berliner ifi handelt es sich um „schwimmende Zeitbomben“, die nach den Erfahrungen von Fukushima auf den Meeren nichts verloren hätten. Sein Mitautor, der Rostocker Werft-Zulieferer Rainhart Kny, habe mit seiner IMG Group Erfahrung beim aufwendigen Abwracken russischer Atom-U-Boote gesammelt. „Das Moratorium in der Atompolitik sollte auch zu einer Neubewertung für die Seefahrt führen“, so Wissenschaftler Hartmann.

Ökologie und Ökonomie

Der Maritime Berichterstatter im Deutschen Bundestag, CDU-Abgeordneter Eckhart Rehberg schreibt in seinem Vorwort zum „Maritimen Clean Tech Kompendium“, die Autoren zeigten auf, dass Ökologie und Ökonomie keinen Widerspruch darstellen müssen. Die neue nationale Strategie für die maritime Wirtschaft werde auf eine internationale Führungsrolle Deutschlands in Clean Technologies abzielen. Der Bundestagsabgeordnete Rehberg warnte auch vor schädlichen Alleingängen in der EU bei den Grenzwerten. So gelte für Nord- und Ostsee die strenge SECA-Zone für schwefelarme Treibstoffe, in der ab 2015 neue Schiffe nur noch mit 0,1 Prozent Schwefelgehalt im Tank verkehren dürfen. „Weltweit gilt jedoch bis 2020 eine lasche Obergrenze von 0,5 Prozent! Das stellt eine massive Wettbewerbsverzerrung zu Lasten unserer Reedereien dar“, so der CDU-Politiker.

Ein „grünes Schiff“

Das Titelbild des Kompendiums stammt vom belgischen Architekten Vincent Callebaut, der seine Vorstellung eines „grünen Schiffs“ skizzierte. Es handelt sich um ein futuristisches Binnenschiff mit Grünpflanzen auf dem Dach, die zu einem ausgeklügelten Ökosystem gehören. Dieses Schiff belastet die Gewässer nicht, sondern reinigt sie durch sein Filtersystem. Im Gegenzug hilft offenbar auch die Natur mit, um zu ökoeffizienten Lösungen im Schiffbau zu kommen: Bionik nennt sich die Wissenschaft, die Entwicklungen der Natur entschlüsselt, um daraus neue Technologien zu erfinden. So entstand ein Bionik-Propeller für Schiffe nach dem Vorbild der aufgespreizten Schwingen eines Storchs. Und Haifische standen Modell, um eine ähnliche Oberflächenbeschichtung für Schiffe zu entwickeln, damit keine umweltschädlichen Anstriche gegen Algen- und Muschelbewuchs mehr eingesetzt werden müssen. (pm/rls)

„Maritimes Clean Tech Kompendium“ – Bannasch, Hans-Gerd; Hartmann, Wolf D.; Kny, Rainhart, ISBN: 3940090123, 39,90 €„Maritimes Clean Tech Kompendium“ – Bannasch, Hans-Gerd; Hartmann, Wolf D.; Kny, Rainhart, ISBN: 3940090123, 39,90 €


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion