Erster Urlaub ohne Eltern: Diese Möglichkeiten gibt es
In den Sommerferien zusammen mit den Eltern nach Sylt oder einen ereignislosen Pauschalurlaub, in dem das Aufregendste das täglich wechselnde Frühstücks-Buffet ist? Für viele Jugendliche wird der gemeinsame Familienurlaub irgendwann zur Langeweile-Falle – Sie stellen sich ihren Urlaub ein wenig anders vor: Mit den Freunden, einer gehörigen Portion Action und vor allem viel Party. Damit der erste Urlaub allein nicht zum Desaster wird, sollten Eltern und Kind einiges vorab beachten und vor allem die beste Alternative abwägen.
Für Jugendliche, die das erste Mal ohne Eltern verreisen wollen, ist das Angebot groß: von Sprachreisen über betreute Jugendreisen bis hin zum selbst geplanten Backpacking-Trip mit Freunden stehen ihnen so ziemlich alle Möglichkeiten offen. Gesetzlich geregelt ist ein Urlaub ohne Eltern für Minderjährige nicht. Je nach Alter erübrigt sich jedoch die Frage, ob die Reise betreut werden soll oder ob der Sprössling allein die Welt erkundet.
„Hier kommt es vor allem auf die Reife und Selbstständigkeit des Kindes oder des Jugendlichen an. Einige Kinder haben bereits Erfahrungen durch Ausflüge mit dem eigenen Sportverein oder Gemeindefahrten. Andere wiederrum waren noch nie lange von ihren Eltern getrennt, das sollte man bei der Reiseauswahl berücksichtigen“, rät Christoph Edlinger, Diplom-Pädagoge bei der ruf Reisen GmbH.
Der Wunsch nach einem Urlaub ohne Eltern kommt oft schon sehr früh auf, sollte aber nicht immer direkt in die Tat umgesetzt werden. Denn nicht das Alter ist ausschlaggebend, sondern vielmehr die individuelle Reife der Kinder, ihre Erfahrung und Selbstständigkeit.
Reiseunternehmen, die sich auf Jugendreisen spezialisiert haben, bieten dem Alter entsprechend verschiedene Angebote, die sich jeweils im Reiseziel, den Programminhalten und dem Betreuungsmaß der Reiseleiter unterscheiden. Ein Kind bis 14 Jahre wird so etwa deutlich intensiver betreut als ein 16 jährige Jugendlicher auf einer Partyreise.
„Eltern sollten die erste eigene Reise gemeinsam mit ihrem Kind auswählen. Nicht der Preis sollte dabei im Vordergrund stehen, sondern die Inhalte und das Programm – schließlich ist ein Hotelurlaub etwas anonymer als ein gemeinsamer Zelturlaub und eine Reise in eine Partydestination an der Costa Brava wird sicher anders ablaufen als eine Rundreise durch die USA“, sagt Christoph Edlinger.
Sprachreisen
Lernen in den Ferien? Für viele Jugendliche klingt das nach dem Worst-Case-Szenario. Büffeln anstatt dem ersehnten Spaß und der Action. Sprachreisen verbinden beides miteinander. Das gelingt ganz gut, denn momentan sind Sprachreisen im Trend. Während dem Urlaub lernen die Jugendlichen etwas Nützliches – das intensive Erlernen einer Fremdsprache. Diese kann dann direkt vor Ort angewendet werden, auf gemeinsamen Besuchen des lokalen Marktes etwa oder abends beim Smalltalk.
Die Idee dahinter ist, dass Kinder die fremde Sprache im Alltag anwenden – auch mit den Betreuern wird stets die zu erlernende Fremdsprache gesprochen. „Wenn Kinder und Jugendliche eine Sprache im Alltag, beim Einkaufen, Sport oder beim Spielen benutzen, verlieren sie die Hemmung davor und die Vokabeln bleiben besser hängen, weil sie praktisch angewendet werden“, erklärt Sabine Bartels, Gründerin der Sprachreisen „Yoyocamps“.
Sprachreisen werden von vielen verschiedenen Unternehmen angeboten – dabei gibt es Kurse in Deutschland oder im Ausland. Auch die Dauer ist sehr unterschiedlich. Wer Zeit ohne die Eltern erst einmal ausprobieren möchte, kann bereits für ein Wochenende auf eine Sprachreise gehen. Andere Sprachkurse dauern eine Woche oder sogar einen ganzen Monat. Auch die Unterbringung variiert je nach Anbieter. Die Jugendlichen können in Camps, Schulwohnheimen oder Gastfamilien wohnen.
Organisierte Reisen
Für den ersten Urlaub ganz ohne Eltern eignen sich auch organisierte Urlaubsreisen. Hier ist der Teenager zwar ohne Eltern unterwegs, wird aber trotzdem von Erwachsenen, sogenannten „Teamern“ beaufsichtigt. Sowohl die Anreise als auch der Aufenthalt im fremden Land werden organisiert, die dortigen Sitten und Gesetze vermittelt und auch für eine gute Heimreise wird gesorgt.
Doch die Anbieter sollten genau unter die Lupe genommen werden.
Vor allem die Ausbildung der Reisebegleiter oder Betreuer ist dabei ein wesentliches Qualitätsmerkmal, weiß Udine Krebs, Anwältin für Familienrecht im Deutschen Anwaltsverein. Schließlich sind die Reiseleiter während des Urlaubs Hauptansprechpartner der Jugendlichen.
Eltern sollten sich vor der Buchung einer Reise daher erkundigen, wie der jeweilige Anbieter die Reiseleiter auswählt und ob diese speziell ausgebildet werden. Auch die Mindestanzahl der Betreuer für eine bestimmte Zahl an Jugendlichen ist ein Auswahlkriterium für einen seriösen Veranstalter. „Idealerweise sollte ein Betreuungsschlüssel bei einer Kinderreise bis zu 13 Jahren bei circa einem Betreuer zu zehn Kindern liegen. Bei einer Jugendreise ab 14 Jahren sollte im Idealfall ein Betreuer auf 15 Jugendliche pro Gruppe und bei Jugendeisen ab 16 Jahren ein Betreuer auf etwa 20 Jugendliche pro Gruppe kommen“, sagt Christoph Edlinger. Eine gute Jugendreise bietet zudem ein buntes Programm mit Sport, Kultur und Ausflügen – stets altersgerecht.
Dieser Meinung ist auch Dennis Peinze vom Bundesforum Kinder- und Jugendreisen: „Gute Betreuer erkennt man an der Aus- und Weiterbildung.“ Eine Liste geprüfter Kinder- und Jugendreise-Veranstaltern finden Sie auf der Seite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Der selbst geplante Trip
„Etwas selbst zu organisieren, kann eine Herausforderung sein, an der man wächst", sagt Ulrich Gerth, Vorsitzender der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung. Hier spielt vor allem das Alter eine wichtige Rolle, denn Minderjährige sind noch nicht voll geschäftsfähig und dürfen etwa ein Hotelzimmer nicht ohne ihre Eltern buchen.
Ein selbst geplanter Trip mit Freunden ohne Eltern sollte sehr gut organisiert und durchdacht sein und im Idealfall auch nicht ganz so weit weg führen. Als Faustregel gilt, dass der Sprössling die Möglichkeit haben soll, noch am selben Tag nach Hause zu kommen. Eltern sollten darauf achten, dass das Kind ausreichend Geld zur Verfügung hat, ein Mobiltelefon bei sich trägt und alle wichtigen Reiseunterlagen kopiert und am besten digital gespeichert hat, wie etwa in einer Cloud. So sind sie jederzeit abrufbereit.
„Mit zunehmender Selbstständigkeit wächst bei Teenagern der Gedanke, unabhängiger von den Eltern zu werden, Selbstbestimmung zu üben und sich auszuprobieren. Es ist pädagogisch richtig und wichtig, den eigenen Kindern diese Freiräume zu ermöglichen“, sagt Christoph Edlinger.
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