Achtung: 75. Jubiläum des Harley-Davidson Biker-Treffens in Sturgis / South Dakota
Vom 3. bis 9. August zum 75. Jubiläum der legendären Sturgis Rally zieht es die Fangemeinde der Biker nach South Dakota.
Heiraten ist Geschmackssache. Die Wahl des Ehepartners sowieso. Aber auch das Drum und Dran muss stimmen, damit der Einstieg ins gemeinsame Eheleben in guter Erinnerung bleibt. Möglichst als Traumhochzeit! Heiraten ist aber auch eine Stilfrage. Und je profilierter und eigenwilliger ein Paar ist, desto weniger mag es sich einpassen in vorgegebene Formen. Harley-Davidson-Fahrer sind solche Leute, profitieren sie doch von ihrem Ruf als „Kings of the Road“. Und seit „Easy Rider“ haben sie an diesem Image ständig weiter gefeilt.
„Leben heißt fahren!“ ist häufig zu lesen auf den Stickern an ihren Maschinen. Und für sie gilt sicher auch der Umkehrschluss „Fahren heißt leben!“ Denn wer wollte bestreiten, dass jeder Biker seine Seele an seine Harley hängt und so auch einen großen Teil seines Lebensgefühls. Was liegt da näher als der Gedanke, die heißen Öfen zum Ambiente der Hochzeitsfeier zu erklären? Denn wenn es selbst FKK-Anhängern gestattet ist, bei entsprechendem Auftreten am Strand den Bund fürs Leben zu schließen, warum dann nicht auch Bikern auf den Rädern, die für sie die Welt bedeuten?
Biker aus Leidenschaft
Donna und John gehören zu den Harley-Davidson-Bikern aus Leidenschaft. Die Liebe zu ihren Maschinen wird nur noch übertroffen von ihrer gemeinsamen Zuneigung füreinander. Ihr Harley-Outfit lässt sie dabei meistens wie Trendsetter für modernen Highway Chic erscheinen. Nicht so heute. Denn nun sind sie wild entschlossen, ihren jährlichen Trip zum Harley-Davidson-Treff mit einer Eheschließung zu überhöhen.
Das langjährig bewährte Provinznest Sturgis liegt im Wilden Westen, genauer in South Dakota. Hier versammeln sich alljährlich in der zweiten Augustwoche mehrere hunderttausend Biker, um als Mitglieder der Harley-Davidson Owners Group (HOG) ihr Kultobjekt zur Schau zu stellen und dabei die einmalig ausgeflippte Stimmung zu zelebrieren.
Verhaltenes Dröhnen
So auch Donna und John. Diesmal jedoch nicht mit poppig bedrucktem T-Shirt, Stirnband und offen zur Schau gestelltem Tattoo. Vielmehr sie heute ganz in weiß und er komplett in schwarz. Nur auf den ersten Blick gutbürgerlich. Denn die Hochzeits-Zeremonie findet statt an der Einfahrt zur Hauptstraße von Sturgis, die an der endlos sich dehnenden Doppelreihe geparkter Feueröfen leicht zu erkennen ist.
Erst das Eheversprechen, dann der Hochzeitskuss, sogar Freudentränen. Und schon geht es los: Unter dem Beifall der anwesenden Fan-Gemeinde ertönt das verhaltene Dröhnen der zwei Maschinen, auf denen die beiden zunächst eine Ehrenrunde drehen und sich dann zum gemeinsamen Lebensweg aufmachen. Sturgis macht’s möglich!
Hügellandschaft der Black Hills
Doch davor liegt noch die Hochzeitsreise, damit der Ernst des Lebens noch ein wenig auf sich warten lässt. Sie führt, so haben Donna und John durchblicken lassen, kreuz und quer durch die malerische Hügellandschaft der Black Hills. In die alten Goldgräberstädte Deadwood und Keystone mit ihren alten Kneipen und historischen Spielsalons. Sowie zum Mount Rushmore mit seinen versteinerten Präsidentenköpfen. Kurz: Ein Hochzeitsarrangement aus einem Guss, das niemand vergisst. Für Biker jedenfalls die stilvollste Art des Ehegelöbnisses, seit Harley-Davidson vor mehr als hundert Jahren das Reitpferd als normales Fortbewegungsmittel ersetzte.
Damals im Jahr 1903 begannen die drei Brüder William, Walter und Arthur Davidson zusammen mit Bill Harley auf dem Grundstück ihrer Eltern in Milwaukee/Wisconsin eine kleine Holzhütte zusammen zu zimmern, um dort Motorräder zu bauen und zu verkaufen. Zwar hatte schon kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert der Münchener Konstrukteur Alois Wolfmüller ein „Einspurfahrzeug“ beim Deutschen Patentamt als „Motor-Rad“ angemeldet und damit einen Motorrad-Boom in Europa eingeleitet. Doch war es die Harley-Davidson, die sich zur ältesten noch immer produzierten Motorradmarke der Welt entwickelte.
Motorrad-Härtetest
Insgesamt ein denkwürdiges Jahr, in dem auch Henry Ford mit seinem „Modell T“ für den Autobau Maßstäbe setzte und die Brüder Wright mit ihrem Flugzeug erstmals in die Luft gingen. Drei markante Seiten im soeben aufgeschlagenen Buch des 20. Jahrhunderts! Das kleine Unternehmen blühte auf, und schon im Jahre 1913 beschäftigte es mehr als tausend Arbeiter bei einer jährlichen Produktion von 13.000 Maschinen – eine Zahl, die sich im Ersten Weltkrieg sogar noch verdoppelte.
Weitblick zeigten die Firmengründer mit der Vermarktung ihrer Produkte. Nur sorgfältig ausgewählte Händler waren gut genug, die Maschinen an den Käufer zu bringen. Und nicht zuletzt beteiligte sich Walter C. Davidson an zahlreichen Rennveranstaltungen, von denen er einige sogar gewinnen konnte.
Der eigentliche Härtetest stand der erfolgreichen Firma jedoch noch bevor, als nämlich, wie auch in Europa, Anfang der sechziger Jahre, jedermann aufs Auto umstieg und von Motorrädern nichts mehr wissen wollte. Da bedurfte es großer Phantasie, die Harley-Davidson-Fans bei der (Lenk-)Stange zu halten.
Im Schatten von Mount Rushmore
Mit technischen Verfeinerungen und atemberaubendem Design ist dies auch hervorragend gelungen. So wird es sie noch lange geben, die Harley-Davidson-Gemeinde, die ihr Kultobjekt fast abgöttisch liebt. Die alljährliche Gemeindeversammlung in Sturgis und nicht zuletzt Donna und John liefern dafür den besten Beweis. Die vier Präsidentenköpfe vom Mount Rushmore werden also auch in 25 Jahren zum runden hundertsten nicht auf den gewohnten Anblick verzichten müssen.
www.realamerica.de; www.sturgismotorcyclerally.com; www.visitrapidcity.com
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