Wie Zufriedenheit im Alter steigern und Altersdepression vorbeugen

Epoch Times29. April 2012

Spätestens wenn das Berufsleben hinter einem liegt, bleibt Zeit, das Leben im Alter zu genießen, doch was brauchen ältere Menschen zur Zufriedenheit und was schützt sie vor Altersdepression? Forscher des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben in einer Studie herausgefunden, welche Faktoren die emotionale Gesundheit im Alter beeinflussen und möglicherweise vor Altersdepression schützen können. Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift „Science“ [VOL.] und in „Science express“ veröffentlicht.

Forschung keine Glückssache per Glücksspiel

Ein gelassener Umgang mit Chancen, die man im Laufe seines Lebens verpasst hat, spielt eine entscheidende Rolle für die Lebenszufriedenheit im Alter. Bislang war ungeklärt, ob es eine neurobiologische Grundlage dafür gibt, warum manche Menschen gelassen reagieren und somit zufriedener altern als andere. Eine Forschergruppe um Dr. Stefanie Brassen vom Institut für Systemische Neurowissenschaften am UKE ist dieser Frage jetzt in einer aktuellen Studie nachgegangen. In der Untersuchung spielten emotional gesunde junge und ältere Probanden sowie Patienten mit Altersdepression mehrere Durchgänge eines Glücksspiels. Bei diesem erhöht sich mit zunehmenden Risikoverhalten zwar der Gewinn, jedoch auch die Wahrscheinlichkeit des Verlierens. Mithilfe funktioneller Kernspintomographie konnten sie Aktivitätsveränderungen im Gehirn der Probanden während des Spiels messen.

Umgang mit verpassten Chancen der Schlüssel für gesundes Altern
Entscheidend war, dass den Probanden nach einem Gewinndurchgang auch mitgeteilt wurde, wie viel mehr sie hätten gewinnen können, wenn sie in diesem Durchgang mehr riskiert hätten. Eine derartige experimentelle Manipulation löst bei jungen Probanden im Normalfall das Gefühl des Bedauerns und Ärgerns aus. Tatsächlich reagierten junge Probanden – aber auch ältere depressive Patienten – auf die verpasste Chance mit erhöhtem Risikoverhalten im nächsten Durchgang. Entsprechend war auf den Bildern des Kernspintomographen zu sehen, dass das neuronale Belohnungssystem (ventrales Striatum) so wenig aktiv war, als wenn sie verloren hätten. Gesunde ältere Menschen reagierten dagegen auf Gewinndurchgänge immer mit einem Signalanstieg, unabhängig davon, ob sie noch viel mehr hätten gewinnen können oder nicht. Nur ein wirklicher Verlust führte zu einem Signalabfall.

Gelassenheit führt zu mehr Zufriedenheit

Bereits in einer früheren Studie konnten die UKE-Forscher zeigen, dass das Frontalhirn wahrscheinlich reguliert, ob sich Menschen eher auf die positiven Aspekte des Alterns fokussieren. Das gleiche frontale Areal, der sogenannte rostrale Teil des anterioren Cingulums, war auch in der aktuellen Studie bei gesunden Älteren immer dann aktiv, wenn sie mit einer verpassten Chance konfrontiert waren. In einer unabhängigen Studie konnten die Befunde bei älteren Menschen bestätigt und mit Daten zur autonomen Reaktion gestützt werden.

Zufriedenheit kontra Altersdepression

Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, sich an die veränderten Lebensumstände im Alter anzupassen, um emotionale Gesundheit zu erhalten und einer möglichen Altersdepression vorzubeugen. Zukünftige Studien müssen nun prüfen, wie eine solche Adaptation beispielsweise durch den Einsatz verhaltenstherapeutischer Maßnahmen frühzeitig gefördert werden kann.

 



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