Norwegen: Biometrische digitale Identität kommt
Das norwegische System „BankID“ wird aktualisiert und wächst sich zur digitalen Identität inklusive biometrischer Daten aus. Das bisherige digitale Erkennungssystem war seit 2009 in Verwendung und für eine Vielzahl an Leistungen und Dingen nützlich.
Jetzt kommt etwas Neues, das die Art und Weise, wie man seine eigene digitale Identität online überprüfen kann, „rationalisiert“.
Norwegen digital und biometrisch
Die Neuheit: In die neuen Apps werden biometrische Daten, Gesichtserkennung und Fingerabdruck integriert. Diese Umstellung auf ein biometrisches System wurde von Jan Bjerved vom norwegischen Zahlungssystem „BankAxept“ angekündigt. Bis wann die Umstellung durchgeführt wird, ist noch nicht ganz klar, das endgültige Ende für „BankID“ soll aber 2023 kommen.
Mehr als 4 Millionen Norweger, mehr als 80 Prozent der Bevölkerung, nutzen aktuell die sogenannte „BankID“, viele davon täglich. Sie sei 2009 eine „Revolution“ gewesen, doch nun würden die Leute etwas „einfacheres“ wollen, so Bjerved. Es ist tatsächlich nur noch ein kleiner Schritt zur digitalen Gesellschaft für Norwegen. „BankID“ wird beim Onlinekauf benötigt. Für Arzttermine (auf der Website des norwegischen Gesundheitsministeriums kann man dann auch gleich die eigenen Impftermine einsehen), Steuerabrechnungen, Bezahlung von Verwaltungsstrafen oder Autoverkäufe kann die gegenwärtige „BankID“ freiwillig genutzt werden.
Schon das bisherige System sei ein „Digital ID System“ gewesen, schreibt der schwedische Journalist Peter Imanuelsen. „Einfach ausgedrückt: Die digitale Identität ist in Norwegen weit verbreitet.“ Der neue Schritt ist nun die Verknüpfung der digitalen Identität mit biometrischen Daten. Auf die „BankID“ kann auch per SMS zugeschicktem Code (auch bekannt als TAN) zugegriffen werden, dieses System soll aber schrittweise abgeschafft werden.
Ersetzt wird es durch Apps, die Gesichter und Fingerabdrücke erkennen. Auch ein Passwort dürfte notwendig sein. „Bei der Unterzeichnung von Verträgen oder anderen Situationen, die zusätzliche Sicherheit erfordern, müssen Sie weiterhin ein persönliches Passwort verwenden“, so Bjerved von BankAxept.
Politische Priorität
Praktikabler sei das neue System, weil der Login dann nur noch 10 Sekunden statt bisher 30 Sekunden dauern würde. Das sei weitaus „bequemer“. Die Zeitersparnis macht die Norweger im Tausch dafür noch etwas mehr zum gläsernen Bürger.
Imanuelsen analysiert die neue digitale ID in Norwegen so: „Wir kommen also an den Punkt, an dem wir nicht nur einen digitalen Ausweis haben, sondern die Menschen auch ihr Gesicht oder ihre Fingerabdrücke benutzen werden, um darauf zuzugreifen. Im Nachbarland Schweden sind etwa 6.000 Menschen bereits einen Schritt weiter gegangen und haben sich einen Mikrochip implantieren lassen, um bargeldlos bezahlen zu können.“
Ähnliche Entwicklungen wie in Norwegen sieht man auch in anderen europäischen Ländern. In Österreich wird die „Handysignatur“, die sich jahrelang bewährt hat, durch „ID Austria“ ersetzt. Anders als die Handysignatur wird ID Austria auch biometrische Daten und eine Smartphone-Registrierung benötigen. Sehr ähnlich zum norwegischen Vorstoß. TKP berichtete.
Wenige Tage nach der Wiederwahl von Emmanuel Macron verkündete Frankreich einen Vorstoß zur digitalen Identität. Die Implementierung neuer Erfassungssysteme der Bürger dürfte hohe Priorität in der europäischen Politik haben.
Aktuell laufen all diese Projekte, von denen es von viele mehr in EU-Staaten gibt, unter dem Label der „Freiwilligkeit“. Kritiker und Skeptiker befürchten, dass die biometrische digitale Identität in Zukunft Pflicht werden könnte, um Leistungen, Dienstleistungen oder anderes in Anspruch nehmen zu können.
Thomas Oysmüller studierte Philosophie und Sozialwissenschaften, ist freier Journalist und arbeitete früher beim deutschen Onlineradio „detektor.fm“, einige Jahre bei „zackzack.at“ sowie für kleinere Zeitungen. Sein Artikel erschien zuerst bei tkp.at: „Norwegen: Biometrische digitale Identität kommt“
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