Zünftiger Wiesn-Start? Coutinho/Müller «zu offensiv»
Zum Start des 186. Münchner Oktoberfestes will Niko Kovac einen Wiesn-Kater wie in seinem Premierenjahr als Bayern-Coach unbedingt vermeiden.
„Man kann nichts versprechen im Leben“, sagte der 47 Jahre alte Kroate, der selbst kein Biertrinker ist. „Aber wir wollen versuchen, uns zu verbessern“, versicherte Kovac vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen den 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr).
Eine Steigerung zu 2018 sollte den Münchner Meister-Kickern nicht schwerfallen. Vor zwölf Monaten wurde das Oktoberfest für die Bayern und speziell Kovac zur Krisen-Wiesn: 1:1 gegen Augsburg, 1:1 gegen Ajax Amsterdam und ein krachendes 0:3 gegen Mönchengladbach – nicht einen Sieg konnten die Fans während des Volksfestes begießen. „Es muss besser werden, und davon gehe ich auch aus“, erklärte Kovac.
Das 3:0 zum Start in die Champions League gegen Roter Stern Belgrad erhärtet Kovacs These. Im Poltern von Präsident Uli Hoeneß gegen den DFB und Manuel-Neuer-Rivale Marc-André ter Stegen rückte nämlich der ansehnliche Auftritt von Neuzugang Philippe Coutinho in den Hintergrund. Der Brasilianer ließ in vielen Aktionen erkennen, wie das Offensivspiel des FC Bayern in der Zukunft aussehen könnte.
„Mit seiner Fußballintelligenz bringt er schon eine andere Dimension in unser Spiel“, lobte Kovac im Anschluss. Das Bayern-Spiel wurde in der Ära von Franck Ribéry und Arjen Robben ein Jahrzehnt lang auf den Flügeln geprägt. Mit Coutinho erhält es nun seine Impulse verstärkt aus dem Zentrum. „Er sieht Sachen, die sehen viele nicht. Er erkennt Situationen. Er hat eine Ballbehandlung, die ist sensationell gut. Er hat eine Beweglichkeit, eine Geschmeidigkeit, die ihresgleichen sucht“, schwärmte Kovac nach Belgrad und vor Köln.
Das gegenseitige Spielverständnis mit den Kollegen nimmt zu. „Er hat gezeigt, was er kann, und er wird das auch noch toppen“, bemerkte Kovac. Coutinho selbst war nach dem Belgrad-Spiel zufrieden, auch wenn er selbst kein Schussglück hatte. „Ich wollte mein erstes Tor schießen, aber das wichtigste ist das Team“, sagte er danach.
Thomas Müller, der den entkräfteten Coutinho gegen Belgrad nach 83. Minuten ablöste, traf dagegen noch zum 3:0-Endstand. Müller drängte sich als Joker für einen längeren Einsatz gegen Köln auf. Kovac hat nun ein Luxusproblem. Denn eine Doppel-Zehn mit Coutinho und Müller im Mittelfeld hält der Trainer für zu gewagt.
„Ich bin ganz ehrlich: Das wäre dann doch ein bisschen zu offensiv. Denn beide haben schon ihre Fähigkeiten nach vorne. Und wir brauchen eine gute Balance“, begründete Kovac. Er schloss Coutinho plus Müller in der Startelf zwar nicht kategorisch aus, „aber zum jetzigen Zeitpunkt würde ich die Wahrscheinlichkeit nach unten reduzieren“.
Das Thema Coutinho und/oder Müller, der immerhin auch außen oder in der Spitze eingesetzt werden könnte, birgt Brisanz. „Wir drehen uns seit Wochen im Kreis“, bemerkte Müller am Mittwochabend: „Philippe muss die ganze Zeit sagen, wie super ich bin. Und ich muss sagen, wie super der Philippe ist. Wir ziehen gemeinsam an einem Strang.“ Denn beim traditionellen Oktoberfest-Besuch ihrer Mannschaft möchten auch Müller und Coutinho auf eine positive Wiesn-Bilanz anstoßen. (dpa)
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