WM in Katar endet: Ehrenumhang für Messi – Klinsmann lobt „wunderbares“ Turnier

Mit einem traditionellen Umhang ehrte der Emir von Katar Argentiniens Teamkapitän Lionel Messi nach dem WM-Sieg. In Europa erregte die Geste Gemüter.
Schien selbst wenig begeistert von der Aktion: Argentiniens Kapitän Lionel Messi im Bischt.
Argentiniens Kapitän Lionel Messi im Bischt.Foto: Tom Weller/dpa
Von 19. Dezember 2022

Am Sonntag (19.12.) endete die 22. FIFA-Fußball-WM in Katar. Argentinien rund um Superstar Lionel Messi feierte seinen dritten Titelgewinn, die Sportwelt ein begeisterndes Finale gegen Frankreich, das nach Elfmeterschießen mit 7:5 endete. Nach der regulären Spielzeit hatte es 2:2 (2:0), nach Verlängerung 3:3 geheißen.

In Deutschland und Europa nützte man demgegenüber noch einmal die Gelegenheit, Kritik an das Gastgeberland zu richten. Anlass dazu war der Umstand, dass Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani Messi bei der Siegerehrung einen sogenannten Bischt reichte. Bei diesem handelt es sich um einen in der arabischen Welt verbreiteten Mantel.

„Inszenierung“ auf Kosten von Messi?

Nach Meinung deutscher Journalisten und der von Ex-Nationalspieler Bastian Schweinsteiger, der für die ARD kommentierte, stellte dies eine „Inszenierung“ des Gastgebers dar. Auf diese Weise hätten der Emir und FIFA-Präsident Gianni Infantino den Superstar „instrumentalisiert“.

Auf diese Weise, so Schweinsteiger, „nimmt man dem Spieler einen ganz großen Moment“. Die Aktion war „in meinen Augen nicht gelungen“. BBC-Kommentator Gary Lineker, früherer Nationalspieler von England, dessen bislang einziger WM-Turniersieg 1966 im eigenen Land stattfand, fand die Schenkung „beschämend“. Man habe damit „Messi in seinem argentinischen Trikot verdeckt“.

Zeichen des Respekts und der Ehrerbietung

Demgegenüber erläutert die in Abu Dhabi erscheinende Zeitung „The National“ auf Facebook, was es mit dem Bischt tatsächlich auf sich habe. Der Bischt sei ein traditioneller schwarzer Mantel, der oft mit Goldverzierungen versehen sei.

Er sei ein Symbol der arabischen Identität und werde normalerweise bei besonderen oder formellen Anlässen getragen. Für die Herstellung verwende man zumeist Baumwolle, Kamel- oder Schafswolle. Die Kunst des Schneiderns werde dabei von Generation zu Generation weitergegeben. Zur Einordnung der Geste bei der Siegerehrung erklärte die Zeitung:

Das Anlegen eines Bischt an einen anderen Mann ist ein Zeichen des Respekts und gilt als Ehrerbietung. Die Geste von Scheich Tamim verlieh Messis historischem Sieg zusätzliche Bedeutung.“

Messi trug nicht als Erster landestypische Tracht bei WM-Siegerehrung

Dass ein WM-Gastgeber den Kapitän des Siegerteams zum Abschluss mit landestypischen Geschenken ehrt, ist indessen keine Premiere. Wie die ägyptische Journalistin Soha Ibrahim auf Twitter erwähnt, hatte es Ähnliches schon nach dem Turnier 1970 in Mexiko gegeben.

Damals überreichten die Gastgeber dem Star der brasilianischen Mannschaft, Edson Arantes do Nascimento, besser bekannt als Pelé, einen Sombrero. Diesen trug der Mittelstürmer der siegreichen Seleção auch bei der Siegesfeier im Aztekenstadion von Mexiko-Stadt.

Soha Ibrahim schrieb dazu:

Als Mexiko die Weltmeisterschaft ausgetragen hatte, haben sie Pelé dazu gebracht, einen mexikanischen Hut zu tragen, und es wurde als Signal für kulturelle Koexistenz und eine Errungenschaft der Botschaft des Fußballs gefeiert. Warum sollte Messis Bischt irgendetwas anderes darstellen?“

Klinsmann spricht von „wunderbarer WM“ und „großartigem Erfolg“

Nicht alle deutschen Sportgrößen stimmen jedoch in die fast ausschließliche Kritik ein, die das Turnier in Katar hierzulande von Beginn an erfahren hatte. Der Teamchef der deutschen Nationalmannschaft in der Zeit des „Sommermärchens“ 2006, Jürgen Klinsmann, lobte in der „Hamburger Morgenpost“ das Emirat vielmehr für eine „wunderbare WM“.

Zwar teilte er nicht die Meinung von FIFA-Präsident Gianni Infantino, der von der „besten WM aller Zeiten“ gesprochen hatte. Die FIFA-WM sei jedoch „großartiger Erfolg auf dem Spielfeld und außerhalb des Spielfelds“. Klinsmann leitete die sogenannte „Technical Study Group“ der FIFA, die alle WM-Spiele für den Weltverband analysierte. Auf die Frage nach der bestem WM erklärte er:

Ich glaube, dass man das jedes Mal sagt und so empfindet, wenn man gerade bei einer WM ist. Ich habe jedenfalls jede Weltmeisterschaft genossen, an der ich teilgenommen habe.“



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