«Völlig undenkbar» – Tennis-Klassiker in Wimbledon vor Aus
Auch Wimbledon bildet in diesen Coronavirus-Zeiten keine Ausnahme. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg steht das prestigeträchtigste Tennis-Turnier der Welt aufgrund der Pandemie vor der kompletten Absage.
Zwar bleiben noch fast drei Monate bis zum Auftakt des Rasenklassikers, doch das historische Aus könnte schon an diesem Mittwoch offiziell werden. Dann soll nach übereinstimmenden Medienberichten bei einer Krisensitzung der Turnier-Organisatoren die Entscheidung über die diesjährige Auflage fallen.
„Da muss man kein Hellseher sein, dass es keine Alternative gibt“, bekräftigte der Vizepräsident des Deutschen Tennis Bunds Dirk Hordorff im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Es ist völlig undenkbar. Man braucht keine Insiderinformationen dafür, dass in einer Welt, in der Olympia einen Monat später abgesagt wird, ein solches Turnier nicht stattfinden kann.“
Dass wie in all den anderen Jahren auch vom 29. Juni bis 12. Juli Gedrängel auf den Wimbledon-Tribünen oder auf den Wegen zwischen den Plätzen herrscht, wirkt momentan wie eine Vorstellung aus einer anderen Welt. Hunderttausende Zuschauer strömen normalerweise in den zwei Wochen auf die altehrwürdige Anlage im Londoner Südwesten.
Spieler, Betreuer oder auch Schiedsrichter reisen aus aller Welt an. Ende April sollten bereits die Aufbauarbeiten beginnen. „Das Wichtigste, das in Betracht gezogen werden muss, ist die Gesundheit“, sagte der Geschäftsführer des All England Lawn Tennis Clubs, Richard Lewis, als er eine Entscheidung für diese Woche ankündigte: „Wir sind entschlossen, verantwortungsbewusst zu handeln.“
Finanziell haben die Organisatoren laut Hordorff vorgesorgt. „Wimbledon war wohl – als einziges Grand-Slam-Turnier – schon vor vielen Jahren voraussehend genug, sich auch vor einer weltweiten Pandemie zu versichern, so dass der finanzielle Schaden dort minimiert sein dürfte“, sagte der Funktionär im TV-Sender Sky.
Eine Verschiebung wie bei den French Open, die nun vom 20. September bis 4. Oktober ausgetragen werden sollen, ist in Wimbledon aufgrund des Belags noch deutlich komplizierter. Der Rasen etwa wird bei Feuchte und bei niedrigeren Temperaturen schnell rutschig. Und wann die vorerst bis zum 7. Juni unterbrochene globale Tennis-Tour mit dem hohen Reiseaufkommen überhaupt wieder starten kann, weiß derzeit niemand. Hordorff wäre schon froh, wenn es im Oktober weiterginge.
Auch der geplante deutsche Tennis-Sommer steht damit vor der Absage. Das Sandplatz-Turnier in Hamburg (13. bis 19. Juli) rechnet sich zwar noch eine „60-prozentige Chance“ aus, wie Veranstalter Peter-Michael Reichel dem „Hamburger Abendblatt“ sagte. Wird Wimbledon aber tatsächlich abgesagt, wird das wohl auch das Aus der vier geplanten Rasenturniere in Deutschland nach sich ziehen. Stuttgart soll vom 8. Juni an eigentlich den Anfang machen, die Organisatoren von Berlin und Bad Homburg bereiten sich seit Monaten auf ihre Rasen-Premieren auf der WTA-Tour vor. Im längst etablierten Turnier im westfälischen Halle ist der Schweizer Roger Federer stets der Publikumsliebling.
Doch auch für den Schweizer Topstar scheint eine Rückkehr zur Normalität derzeit in weiter Ferne, auch wenn er den Tennisschläger nicht ganz aus der Hand legen mag. Im Schnee vertrieb sich der 38-Jährige an einer Ballwand mit einigen Schlägen durch die Beine oder hinter dem Rücken die Zeit – eine optimale Tennis-Vorbereitung für seinen neunten Wimbledon-Triumph würde anders aussehen. (dpa)
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