Völler schimpft: «Vor Fernseher eingeschlafen»

Zweimal gut gespielt, zweimal nicht gewonnen. So lautet die frustrierende Bilanz von Bayer Leverkusen unter dem neuen Trainer Heiko Herrlich. Die Schuld daran trug in den Augen von Rudi Völler vor allem der Video-Assistent.
Titelbild
Ist vom Viedobeweis noch nicht so richtig überzeugt: Leverkusens Sportchef Rudi VöllerFoto: Tim Rehbein/dpa
Epoch Times27. August 2017

Er holte tief Luft, kniff die Augen zusammen und dann wurde Rudi Völler wieder zu Rudi Wüterich. Der Zorn des Sportchefs von Bayer Leverkusen richtete sich nach dem 2:2 (1:0) gegen 1899 Hoffenheim gegen Video-Assistent Wolfgang Stark.

„Das war ganz klar und definitiv ein Foul“, schimpfte der Weltmeister von 1990. „Wenn die Jungs vor dem Fernseher einschlafen, brauchen wir auch keinen Videobeweis. Dann können wir die ganze Nummer abstellen.“ Stark hatte nach Völlers Ansicht vor dem Hoffenheimer Ausgleich durch Mark Uth (70.) ein Foul Uths am Leverkusener Benjamin Henrichs übersehen. 

Und wenn Völler sich ungerecht behandelt fühlt, gehen gerne mal die Emotionen mit ihm durch. Diese Erfahrung mussten einst schon ARD-Moderator Waldemar Hartmann („Käse, Scheißdreck“), das Sky-Experten-Trio Markus Merk, Steffen Freund und Jan Aage Fjörtoft („Drei von der Muppet-Show“) oder zuletzt Schiedsrichter-Experte Peter Gagelmann („Pflaume“) machen.

In der schwachen Rückrunde der Vorsaison hatte Völler stets die Contenance gewahrt. Da waren die Probleme hausgemacht und die sportlichen Leistungen ernüchternd. Dass sein neuer Trainer Heiko Herrlich durch eine angebliche Fehlentscheidung um den Sieg beim Heim-Debüt gebracht wurde, brachte Völler aber wieder auf die Palme. Und so setzte er ungefragt zur Schelte an, schimpfte sich in einen Rausch, sagte „danke“ und verschwand.

Herrlich selbst räumte wegen der mangelnden Chancenverwertung zwar ein, man müsse sich „an die eigene Nase packen“, stimmte Völler aber inhaltlich zu. „Das Tor war irregulär“, sagte der 45-Jährige. Es werde auch vor dem Bildschirm mit zweierlei Maß gemessen. „Aber ich war schon immer ein Gegner des Videobeweises.“

Trösten konnte Herrlich, der als 18-Jähriger einst seine Profi-Karriere in Leverkusen begonnen hatte, nicht einmal der lange und laute Applaus der Fans nach dem Schlusspfiff. „Ich brauche jetzt keinen, der da draußen rumklatscht“, sagte er.

Seine These des Fouls stützte Herrlich mit einem Verweis auf das Verhalten Uths: „Er hat nach dem Tor selbst erst mal geschaut, ob das Tor zählt, weil er selbst gemerkt hat, dass da ein Kontakt war.“ Kurios: Genau gegenteilig argumentierte sein Kollege Julian Nagelsmann. „Ich glaube nicht, dass das Tor irregulär war. Es gab einen Kontakt, aber Henrichs ist noch einen Schritt weitergelaufen. Und er hätte auch noch weiterlaufen können.“

Die unterschiedlichen Ansichten unterstreichen, dass auch der Videobeweis nicht das Allheilmittel ist. Der langjährige FIFA-Schiedsrichter Stark hatte die Szene jedenfalls nicht übersehen, sondern sie ausdrücklich angeschaut und bewusst entschieden: kein Foul.

Das rettete Hoffenheim nach zweimaligem Rückstand durch Wendell (33./Foulelfmeter) und Karim Bellarabi (49.) sowie einem ersten Ausgleich durch Andrej Kramaric (47.) glücklich einen Punkt. Mit diesem war Nagelsmann hochzufrieden, doch am Ende einer der aufreibendsten Wochen seiner jungen Trainer-Karriere mit dem bitteren Playoff-Aus in der Champions League beim FC Liverpool sehnte er sich vor allem nach ein bisschen Ruhe. „Ja, schon“, antwortete er auf die Frage, ob er sich auf die Länderspielpause freue. „Es sind schon anstrengende Wochen für uns. Wir sind froh, dass wir ein bisschen durchschnaufen können. Ein paar Spieler haben jetzt Nationalmannschaft, auch das macht sicher die Birne frei.“ (dpa)



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