Vettel im Sumpf: Monza als nächste Demütigung?
Die nächste große Demütigung droht Sebastian Vettel am Ort seines ersten Formel-1-Sieges. Monza, das ist Motorsport. Monza, das ist Ferrari. Monza, das sind zigtausende Tifosi in Rot.
Jeder, der das Rennen im Königlichen Park nicht in einem Wagen der Scuderia gewinnt, muss mit Pfiffen auf dem Podest rechnen. Ferrari-Siegern ist in Monza indes bleibender Ruhm gewiss.
Vettel schaffte bisher im Ferrari keinen Sieg in Monza, er siegte dort 2008 im Toro Rosso, 2011 und 2013 im Red Bull. Die Chancen, dass nicht der viermalige Weltmeister auf unfreiwilliger Erfolgsdiät, sondern sein zwölf Jahre jüngerer Teamkollege Charles Leclerc an diesem Sonntag den ersten Ferrari-Sieg in Monza seit 2010 holt, sind nicht gering. Dass der Belgien-Gewinner aus Monaco Vettel auch noch in der WM-Wertung überholen könnte, macht es für den gebürtigen Hessen nur noch schlimmer.
„Man kann den Aufstieg von Leclerc nicht verneinen“, heißt es auf der Formel-1-Homepage in einer Rubrik von Gewinnern und Verlierern. Vettel zählt nach dem Auftakt in die zweite Saisonhälfte zu den Verlierern. Dass er Leclerc in Spa auf Teamgeheiß Platz machen musste, passte ins Bild des schwächelnden Hoffnungsträgers von einst im Teamduell mit dem immer stärker werdenden Hoffnungsträger für die Zukunft von Ferrari. „Der verblassende Sebastian Vettel ist ein Mann von gestern, jetzt muss Ferrari Charles Leclerc bevorzugen“, titelte der britische „Telegraph“ am Dienstag.
Auch WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton schwärmt über Leclerc: „Da wird noch vieles Großartiges von ihm kommen.“ Der 34 Jahre alte Brite, der immer sicherer seinem sechsten WM-Titel entgegensteuert, freut sich darauf, den aufstrebenden Piloten weiter wachsen zu sehen und gegen ihn zu fahren.
Leclerc gewann seinen ersten Grand Prix unter erschwerten Bedingungen. Der Tod seinen guten Freundes Anthoine Hubert durch den schrecklichen Unfall in der Formel 2 tags zuvor machte dem Monegassen emotional zu schaffen. Erst vor vier Jahren hatte er um seinen Patenonkel und engen Freund Jules Bianchi, der nach seinem Formel-1-Unfall in Japan an schwersten Kopfverletzungen gestorben war, trauern müssen. Vor zwei Jahren verlor Leclerc auch seinen Vater.
Schicksalsschläge, die einen Menschen prägen. Leclerc haben sie offensichtlich stärker und entschlossener gemacht. Smart, schnell, selbstbewusst. Mit ein bisschen mehr Glück hätte er schon in Bahrain und Österreich gewonnen. Der Aufstieg zu Ferrari zu dieser Saison hat Leclerc noch mal beflügelt. Dass er sich nicht als Gehilfe von Vettel sieht, wurde von Beginn an deutlich. Dass er die Kräfteverhältnisse und Hierarchien im Team derart schnell verändern würde, damit dürfte auch Vettel nicht unbedingt gerechnet haben.
Zwölf Punkte Vorsprung hat Vettel noch auf Leclerc. Es geht dabei um mehr als Platz vier oder fünf. Es geht um die Wachablösung. Vettels Vertrag bei der Scuderia läuft nur noch bis Ende nächsten Jahres. Ein Sieg in Monza wäre wohl die beste Reaktion. Die Tatsache, dass Vettel nun aber seit über einem Jahr nicht mehr gewonnen hat, sage alles darüber, „in welchem Sumpf“ dieser stecke, heißt es auf der Formel-1-Homepage. (dpa)
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