Verbände ohne Chef: FIFA, UEFA und DFB brauchen Neuanfang

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Die FIFA ist seit Monaten führungslos.Foto: Ennio Leanza/dpa
Epoch Times22. Dezember 2015
Joseph Blatter und Michel Platini wollen weiter kämpfen. Die Aussichten auf eine Rückkehr der wegen ihres Millionendeals für je acht Jahre gesperrten Funktionärs-Alphatiere ins Fußball-Geschäft sind auch bei einem Gang durch alle juristischen Instanzen nur theoretischer Natur.

Längst haben bei der FIFA und der UEFA wie auch beim durch den WM-Skandal erschütterten DFB die Planungen für eine Neuordnung begonnen. 2016 soll zu einem Jahr des Neuanfangs werden – ob dieser auch strukturell und moralisch gelingt, ist aber noch fraglich.

DIE FIFA:

Die Situation: Die FIFA ist in der Ära Blatter zur Keimzelle eines moralisch maroden Systems geworden. Paradox: Im Vergleich zu UEFA und DFB ist sie bei den Umbauarbeiten schon weiter. Ob die Reformagenda mit einem neuen Council statt des Exekutivkomitees, weniger ständigen Komitees und einem starken Generalsekretär aber in der Praxis eine Wende zu demokratischen Prinzipien bringt, muss erst bewiesen werden.

Der Zeitplan: Am 26. Februar wird ein neuer Präsident gewählt. Er muss die neue Zeitrechnung bei der FIFA mit Wort und Tat prägen. Nicht weniger wichtig ist die Zustimmung von mindestens 75 Prozent der Delegierten aus 209 Ländern zum Reformpaket, das neue, demokratischere Strukturen ermöglichen soll. Nach 60 Tagen müssen Änderungen an den Statuten implementiert sein. Schon Mitte April würden dann neue Gremien bei der FIFA existieren. Aber die Frage bleibt, ob die handelnden Personen den Wandel auch gestalten.

Das Personal: Als Favorit auf das Präsidentenamt gilt Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa, trotz Vorwürfen wegen angeblicher Menschenrechtsverletzungen in Bahrain. Zuletzt äußerte sich Ligapräsident Reinhard Rauball positiv über den Chef der asiatischen Konföderation. Offenbar soll der Scheich in Fußball-Europa salonfähig gemacht werden. UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino kann auf einen entscheidenden letzten Wahlkampf hoffen. Hinter den Kulissen wird gemunkelt, dass ihm Scheich Salman nach einem Wahlsieg das Amt des FIFA-Generalsekretärs anbieten könnte, um ein Signal für eine vereinte Fußball-Welt zu senden.

DIE UEFA:

Die Situation: Nach außen wird weiter das Recht von Platini auf einen fairen Prozess postuliert. Doch mit Herzblut geschieht das nicht. Längst ist klar, der Franzose hat im Europa-Verband nicht nur Freunde, auch wenn er auf der Homepage gegen alle Regeln weiter als Chef geführt wird. Starker Mann ist Generalsekretär Infantino – doch der könnte im Februar zur FIFA wechseln. Die UEFA hätte über die Skandale ihren Chef und den wichtigsten hauptamtlichen Mitarbeiter verloren. Misslicher könnte die Lage kaum sein.

Der Zeitplan: Vorsorglich wurde für den 25. Februar ein außerordentlicher Kongress einberufen. Angeblich, um administrative Dinge zu klären. Fakt ist, in Zürich werden die Grundlagen für einen Wahlkongress gelegt, der für den 3. Mai in Budapest terminiert ist. Vor dem Sommer-Highlight, der EM in Frankreich, will die UEFA ihre Zukunft organisiert haben.

Das Personal: Platini weg, Infantino gut möglich weg. Nie wäre es so leicht für den ehemaligen DFB-Chef Wolfgang Niersbach gewesen, UEFA-Präsident zu werden. Die Schatten des WM-Skandals lassen den Aufstieg des Deutschen aber derzeit unmöglich erscheinen. Als mögliche Kandidaten werden der Niederländer Michael van Praag oder der Däne Allan Hansen gehandelt. Der Engländer David Gill, einst Führungsfigur bei Manchester United stünde für die Domäne der UEFA: Die Glitzerwelt des Profifußballs.

DER DFB:

Die Situation: Die heile Welt in Frankfurt zerbrach in diesem Herbst. Das Sommermärchen 2006 wurde offenbar mit unsauberen Mitteln ermöglicht. Die Aufarbeitung des Skandals kostet mehr Zeit als gedacht. Im Februar soll der Bericht der intern beauftragten Agentur Freshfields vorliegen. Erst dann ist der Gesamtschaden kalkulierbar. Auch erst dann will die FIFA-Ethikkommission eigene Schritte gegen das DFB-Personal von einst und heute prüfen.

Der Zeitplan: Bis zur EM solle ein neuer Präsident gewählt sein, hieß es in den stürmischen ersten Tagen nach dem Rücktritt von Niersbach. Mittlerweile ist die Sprachregelung beim DFB: Aufarbeitung vor Neugestaltung. Das kann auch bis nach dem Sommerturnier dauern. Der nächste reguläre Bundestag, der einen Präsidenten wählen kann, ist für den 3./4. November in Erfurt terminiert.

Das Personal: Das Amateurlager legte sich schnell fest. Schatzmeister Reinhard Grindel ist sein Kandidat. Der Politiker setzte sich im Ränkespiel geschickt durch. Die Aura eines Fußball-Mannes hat er aber (noch) nicht. Optisch wirkt er wie ein Junge, der beim Kick auf dem Pausenhof früher nicht mitmachen durfte. Bedenklich: Der Profifußball hat offenbar keinen eigenen Kandidaten. Ligachef Rauball hat die Altersgrenze bald erreicht und will auch gar nicht. Andere Namen fallen nicht. Das Amt ist schlicht nicht attraktiv für Funktionäre, die im Liga-Geschäft mehr Geld und Renommee bekommen.

(dpa)


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