Unverhofftes Upgrade in Nations League – Löw denkt nur an EM
Mit diesem sportlich wertvollen Upgrade hatte Joachim Löw gar nicht gerechnet. Der Verbleib in der besten Staffel der Nations League durch die Aufstockung der A-Liga von zwölf auf 16 Teams findet der Bundestrainer dennoch grundsätzlich gut.
Momentan hat der 59-Jährige aber andere Dinge im Kopf als die nächste Auflage des UEFA-Wettbewerbs im Herbst 2020. DFB-Direktor Oliver Bierhoff sieht Vor- und Nachteile für die Fußball-Nationalmannschaft.
Wieso reformiert die UEFA die Nations League gleich wieder?
In Deutschland wurde über die Nations League immer viel gemosert. Zu kompliziert, sei sie, der sportliche Nutzen begrenzt und ökonomisch kein großer Gewinn. In fast allen anderen UEFA-Ländern wurde der Wettbewerb anders bewertet. Packende Pflichtspiele und gesicherte Einnahmen durch die Zentralvermarktung, hieß es im Fußball-Mittelstand des Kontinents wie auch bei vielen Top-Nationen. Nun haben 52 der 55 UEFA-Länder künftig mindestens sechs statt vier Spiele in dem Wettbewerb, langweilige und für viele schwer zu vermarktende Tests gibt es fast gar nicht mehr. Das macht die Mehrheit glücklich.
Welche Vorteile hat die deutsche Mannschaft durch den Verbleib in der A-Liga?
Sportlich ist es gar keine Frage. Statt gegen Konkurrenten wie Norwegen, Österreich und Finnland geht es nun gegen die Top-Teams des Kontinents. Cristiano Ronaldo, Virgil van Dijk oder Kylian Mbappé sind die Stars, die es zu schlagen gilt. Diese Gradmesser sind gerade beim schweren Reifeprozess der jungen DFB-Auswahl wichtig. „Generell aber ist es natürlich immer gut, sich mit den stärksten Mannschaften messen zu können“, sagte Löw.
Noch aus einem anderen Grund kann es wichtig sein, in der A-Liga zu spielen. Noch ist nicht vom Tisch, dass das Abschneiden in der Nations League Grundlage für die Einteilung der Qualifikationsgruppen für die WM 2022 wird. Fix sind in Katar nur die Gruppensieger dabei, die Zweiten müssen über ein K.o.-Spiel das Ticket lösen. Da will man möglichst keinen starken Gegner in der Gruppe haben, der einem als B-Liga-Team aber ziemlich sicher zugelost worden wäre.
Wie könnten 2020 die deutschen Nations-League-Gegner heißen?
Deutschland wird bei der Auslosung am 3. März in Amsterdam sicher nicht im besten Topf sein. Im Gegenteil. Vermutlich wird man bei den anderen begnadigten Absteigern aus Kroatien, Polen und Island eingestuft. Dann wären Gruppenkonstellationen mit Portugal, Spanien und Schweden oder wie bei der missglückten Premiere 2018 mit Holland und Frankreich und dazu noch zum Beispiel Dänemark möglich. Die leichteste Variante wäre wohl die Konstellation mit der Schweiz, Italien und der Ukraine.
Warum bedauert DFB-Direktor Bierhoff dennoch den zwangsläufigen Verzicht auf Testländerspiele?
Auch bei den sogenannten Freundschaftsspielen setzte Deutschland zuletzt ganz stark auf Qualität. Am 9. Oktober kommt Argentinien nach Dortmund. Zwischen September 2020 und März 2022 sind solche Spiele nicht mehr möglich, da alle Slots durch Nations League und WM-Quali geblockt sind. Diese Partien werden allerdings zentral vermarktet. Der DFB kann keine eigenen TV-Verträge abschließen oder separate Werbedeals machen. Das hat Bierhoff aus ökonomischer Sicht im Blick.
Wieso sind Löw derzeit andere Dinge wichtiger als die Nations League?
Der Bundestrainer denkt schon immer in Turnierzyklen und damit derzeit nur an die EM im kommenden Sommer. Das 2:4 gegen Holland hat die sportlichen Grenzen aufgezeigt. Die Verbaloffensiven aus München und Barcelona im Torwart-Zwist zwischen Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen können Löw auch nicht gefallen haben. Die volle Konzentration soll dem Endspurt in der Qualifikation gelten, um möglicherweise doch noch den ersten Gruppenplatz zu schaffen. Auch auf Platz zwei wäre die Endrundenteilnahme sicher, durch den komplizierte Auslosungsmodus drohen dann aber schwere EM-Gegner. (dpa)
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