Unaufgeregt und diplomatisch: Premiere für TV-Experte Hoeneß
Unaufgeregt, diplomatisch und ohne verbale Schnörkel hat Uli Hoeneß seine neue Rolle als TV-Experte aufgenommen.
Mit einem schlichten „Guten Abend“ grüßte der 69-Jährige im dunkelblauen Anzug und offenem weißen Hemdkragen aus dem Studio des übertragenden Senders RTL. So pompös und pathetisch die Vorstellung des neuen Fachmanns im Vorspann geriet, so betont lässig und entspannt präsentierte sich der langjährige Bayern-Präsident.
„Eine Fußball-Legende zurück auf der großen Bühne“, die bereitet sei „für eine neue Ära“ voller „geballter Fußball-Kompetenz“, formulierte es RTL im Trailer vor dem WM-Qualifikationsspiel der deutschen Nationalmannschaft in Duisburg. Gegen Island, in Rumänien am Sonntag und gegen Nordmazedonien am kommenden Mittwoch wird Hoeneß für den Privatsender als TV-Experte an der Seite von Moderator Florian König die ersten drei Quali-Partien auf dem Weg zur WM 2022 analysieren.
Wie einst Gerhard Delling und Günter Netzer siezten sich Hoeneß und König. Dem ersten Eindruck der ersten Minuten nach scheint das Duo zu harmonieren und zu funktionieren. König fragte erst nach dem Corona-Fall in der deutschen Nationalmannschaft und der Unsicherheit im Lauf des Tages über die Austragung der Partie (Hoeneß: „Die sind Profis genug, dass sie das wegstecken können.“), ehe Bundestrainer Joachim Löw zugeschaltet („Guten Abend ins Studio, hallo.“ – „Guten Abend Jogi“) und die Aufstellung analysiert wurde. Und natürlich durfte auch die Frage nach der Löw-Nachfolge nicht fehlen.
Hoeneß schaute ernst-konzentriert, die Hände hatte er neben einem Blatt Papier auf dem Stehtisch abgelegt. „Wer aber glaubt, dass ich alles in Schutt und Asche rede, der täuscht sich“, hatte der für Klartext bekannte Hoeneß zuvor angekündigt: Er wolle „konstruktiv und kritisch“ und „wenn möglich auch positiv die Länderspiele begleiten“.
Zumindest vor dem Anpfiff und in der Pause hielt er sich daran. „Sie haben von der ersten Minute an Vollgas gespielt. Es macht richtig Spaß zuzuschauen“, sagte er zur 2:0-Halbzeitführung.
Bei der Suche nach dem Löw-Nachfolger mahnte er vor dem Spiel Geduld an. „Ich finde es sehr klug vom DFB und von den Verantwortlichen, dass sie sich mit der Entscheidung Zeit lassen und dass sie jetzt nicht glauben, jeder Spur, die irgendeine Zeitung legt, hinterherzuhecheln“, sagte Hoeneß, versäumte es jedoch nicht, eine kleine Botschaft an den Deutschen Fußball-Bund hinterherzuschicken.
„Wir wissen, dass der eine oder andere, den sie gerne hätten, unter Vertrag steht. Das macht die Sache nicht einfacher“, sagte der langjährige Bayern-Boss – ohne jedoch den Namen des aktuellen Münchner Meister-Coaches Hansi Flick auszusprechen.
Er hoffe, dass die Mannschaft vor allem nach dem jüngsten 0:6-Debakel in Spanien jetzt Löw den Abschied bereite, den „der Jogi verdient“, sagte Hoeneß – und leistete sich dann doch noch ein kleines Bonmot, als er vor den Isländern warnte, die „von der physischen Stärke her sehr stark“ seien. (dpa)
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