Triumphale Bayern: «Wollen alle Finals gewinnen»
Uli Hoeneß setzte nach der famosen Bayern-Show sein Genießerlächeln auf. „Die Mannschaft hat gesprochen“, fasste der Präsident den meisterlichen Münchner Gala-Abend kurz und treffend zusammen.
Die Bosse frohlocken nach den fünf Watschn für den BVB und einem rasanten Überholmanöver im Titelrennen, der FC Bayern hat mit Highspeed Kurs auf das siebte Championat in Serie genommen. Der 5:0-Triumph über mutlose Dortmunder soll auch das Meisterstück von Niko Kovac sein – der jedoch angesprochen auf die nächtliche Party von Jérôme Boateng in der legendären Münchner Edeldisko P1 mit reichlich Verdruss zu einer Grundsatzrede ansetzte.
In seinem „Wort zum Sonntag“ forderte Kovac mehr Respekt und weniger Sensationsgier, denn für ihn stand nur der sportliche Wert des weichenstellenden Sieges im Kampf um die Schale im Fokus. Kovac stufte die mitreißende Mia-san-Mia-Vorstellung im 100. deutschen Clásico der Fußball-Bundesliga als phasenweise „sensationell“ ein, doch der Kampf um seinen ersten Meistertitel bleibt ein Herzschlagfinale. „Es sind noch sechs Spiele und man hat ja gesehen, wie schnell es in der Liga geht“, warnte der 47-Jährige, der seine Freude am Rasenrand mit einem Monstersprung beim Torjubel dokumentierte.
Bombensicher in der Defensive, brandgefährlich um Jubiläumstorschütze Robert Lewandowski im Angriff, leidenschaftlich im Zweikampf – der FC Bayern demonstrierte gegen die komplett überforderten Dortmunder all die Tugenden, die er in anderen großen Spielen nicht zeigte. „Wir haben das beste Spiel der Saison gemacht“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. „Wir haben die Lehren aus dem Liverpool-Spiel schon gezogen. Mannschaft und Trainer haben das viel besser gemacht.“ Lewandowski (2), Mats Hummels, Serge Gnabry und Javi Martínez setzten das in Zählbares um.
Einen Punkt haben die Münchner Vorsprung, dazu die klar bessere Tordifferenz – die Bayern haben es wieder selbst in der Hand. Von einer „Lehrstunde“ sprach der gezeichnete Gäste-Trainer Lucien Favre, Kapitän Marco Reus erlebte im ersten Spiel als Jungvater einen schmerzhaften Tag. „Wir waren richtig schlecht von der ersten Sekunde an. So dürfen wir uns in keinem Bundesligaspiel präsentieren. Das war für den Verein nicht würdig genug“, stellte der 29-Jährige klar. Zwischenzeitlich sah es vor 75 000 Zuschauern im Stadion und Aber-Millionen an den TV-Bildschirmen in 205 Ländern wie Männer- gegen Juniorenfußball aus.
Reus sieht die Münchner, die schonmal neun Punkte hinten lagen, im „psychologischen Vorteil“. Zumal das Ego der Bayern-Stars nicht erst seit der Handwerker-statt-Künstler-Kritik von Kovac angestachelt ist. „Es war ein Big-Point-Spiel. Wir wollten auf jeden Fall zeigen, dass wir auch eine große Mannschaft schlagen können“, sagte Kapitän Manuel Neuer. Beim Blick auf das Restprogramm kann orakelt werden, wer einen Vorteil hat – für den Nationaltorwart ist das unerheblich. „Es gilt, jedes Spiel für sich zu nehmen und die Finals alle zu gewinnen.“
Eine Frage wird die Münchner vermutlich bis zum Saisonende begleiten. Warum bringt das Rekordmeister-Ensemble vergleichbare Leistungen nicht auch gegen Düsseldorf oder Freiburg. „Das ist eine gute Frage“, rätselte auch Salihamidzic über seine Wundertüten-Fußballer. Kovac muss seine Mannschaft für den Saisonendspurt in der Spur halten, er ist dabei seine Meisterprüfung zu bestehen und kann dann als Titelgewinner den kniffligen Umbau vor der neuen Spielzeit gestalten. Der 80 Millionen Euro teure Rekordeinkauf Lucas Hernández schaute am Samstag von der VIP-Tribüne aus zu.
„Fußball ist merkwürdig, Fußball kann man nicht immer erklären“, umschrieb es Kovac. Der Kroate ärgerte sich nach diesem großen Sieg über „Nebensächlichkeiten“ oder „Sensationen“, die Spieldetails oder taktische Aspekte überlagern würden. „Wenn du gewinnst, hast du nichts richtig gemacht. Wenn du verlierst, hast du alles falsch gemacht“, verteidigte er seine Trainer-Zunft. „Was ich nicht möchte, das mir einer antut, das tue ich keinem anderen an. Das ist das Wort zum Sonntag.“ Mit mehr Coolness quittierte der designierte künftige Münchner Vorstandschef Oliver Kahn die Mediensituation. „Das ist die Fußballwelt, das ist der Markt“, sagte der ZDF-Experte.
Der frühere P1-Gänger Kahn war nicht unter den Gästen der Boateng-Party, einem Event von Boatengs Hochglanzmagazin „Boa“. Rund ein Dutzend Bayern-Stars um Geburtstagskind Franck Ribéry, Dauer-Olympiasieger Usain Bolt oder Sängerin Lena Meyer-Landrut kamen zu Besuch. Ein „geiler Typ“ sei Weltmeisterkollege Boateng, witzelte Thomas Müller mit Sonnenbrille und Kappe in einem Instagram-Filmchen. Der Co-Kapitän schwärmte von „der unbeschreiblichen Energie“ beim Torfest gegen die Borussia. Diese Energie soll den Serienchampion zur nächsten Meisterschale tragen. (dpa)
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