Theis vor den Conference-Finals: «Wollen alles gewinnen»
Erstmals seit Dirk Nowitzki beim Titelgewinn 2011 mit den Dallas Mavericks hat ein deutscher Basketballer wieder eine realistische Chance auf die Meisterschaft in der NBA.
Daniel Theis trifft mit den Boston Celtics im Finale der Ost-Mannschaften auf die Miami Heat, das erste Duell ist in der Nacht zum Mittwoch (0.30 Uhr). Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht Theis über Ex-Stars, die seinen Namen nicht kennen und den Bezug zu Nowitzki.
Frage: Der inzwischen als TV-Experte arbeitende Shaquille O’Neal wusste vor kurzem ihren Namen nicht, als er ihr Spiel lobte. Was muss passieren, damit Shaq den Namen Daniel Theis nicht vergisst?
Antwort: Inzwischen kennt er ihn, glaube ich. Jayson Tatum hat ihn nach Spiel sieben gegen Toronto darauf aufmerksam gemacht und gemeint, er kann es nicht glauben, dass er meinen Namen nicht kennt. Im Großen und Ganzen ist mir das eigentlich auch egal, muss ich ehrlich sagen. Ich spiele für mich und mein Team und nicht für andere Leute. Er wird es aber vielleicht irgendwann merken, wenn wir weiter so spielen. Hoffentlich erinnert er sich nach der Saison und denkt: Hätte ich den Namen mal gewusst.
Frage: Im Conference Finale geht es nun gegen die Miami Heat. Was kommt da auf Sie zu?
Antwort: Miami hat extrem viele Werfer. Die bewegen sich extrem viel. Das wird ganz wichtig für uns, dass wir da nicht schlafen in der Verteidigung und einfache Dinge abgeben. Miami ist bis jetzt durch die Playoffs fast durchgeflogen. Kein Team hat gegen Miami wirklich Defense gespielt. Wir sind ein Defense-Team, wir haben die beste Defense in den Playoffs. Das muss unser Ziel sein, dass wir Miami stoppen. Wir müssen uns über unsere Offense nicht zu viele Sorgen machen.
Frage: Ganz grundsätzlich: Ist der Titel für die Celtics drin?
Antwort: Wir kamen generell mit dem Ziel hier her und haben gesagt: Wir wollen die Meisterschaft holen. Wir kommen nicht hier her, um die Eastern Conference Finals zu spielen. Wir wollen alles gewinnen. Das ist immer noch unser Ziel. Die Serie gegen Toronto hat uns extrem geholfen. Miami hat 4:1 und 4:0 gewonnen. Kein Team hat Miami bis jetzt an die Grenzen gebracht. Toronto hat uns an unsere Grenze gebracht in sieben Spielen gegen den amtierenden Champion.
Frage: Wie zufrieden sind Sie mit sich selbst?
Antwort: Die ersten zwei Jahre waren nicht leicht, vor allem in den Playoffs. Da habe ich mal gespielt, mal nicht gespielt. Jetzt habe ich im Spiel sechs mit zweifacher Overtime 48 Minuten auf dem Feld gestanden gegen den amtierenden Champion in den NBA-Playoffs. Das ist wie ein Traum und zeigt, dass sich die harte Arbeit ausgezahlt hat und auch die Geduld. Ich bin extrem glücklich und freue mich, dass der Coaching-Staff aber auch alle, mit denen ich auf dem Feld stehe, meine Arbeit auf dem Feld zu schätzen wissen. Da ist Wertschätzung für mich.
Frage: Vor drei Wochen gab es den Knall und aus Protest keine Spiele in der NBA. Wie ist Ihre Perspektive zum Rassismus in den USA als weißer Europäer?
Antwort: Es ist für mich sehr schwer, mich reinzuversetzen, wie sich Afroamerikaner fühlen. Ich habe das schon zu ein paar Teamkollegen gesagt: Wenn ich als Ausländer von der Polizei angehalten werde, weil ich vielleicht zu schnell gefahren bin, dann wird man vielleicht so ein bisschen nervös oder kriegt ein bisschen Herzrasen, weil das einfach so ist, es ist die Polizei. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie Afroamerikaner dann fühlen. Ich probiere, für meine Teamkameraden da zu sein, aufzusaugen wie ein Schwamm und zu lernen. Wo immer ich helfen kann, werde ich helfen.
Frage: Welchen Bezug und welche Beziehung haben Sie zu Dirk Nowitzki?
Antwort: Wir kennen uns leider nicht wirklich persönlich. Wir haben uns nie in der Nationalmannschaft getroffen und auch als wir gegen Dallas gespielt haben, hat man sich Hallo gesagt, aber leider nie wirklich kennengelernt. Ich weiß, vielleicht bin ich der nächste Deutsche, der in der NBA die Meisterschaft holt, vielleicht gibt das eine Verbindung dann. Seine Karriere im Großen und Ganzen war unfassbar, was er erreicht hat. Es war noch eine Ehre, gegen ihn zu spielen in meinen ersten zwei Jahren. Vielleicht habe ich noch mal die Chance, dass man sich mal länger sieht und kurz quatschen kann.
ZUR PERSON: Theis spielt seine dritte NBA-Saison und ist erstmals Stammspieler bei den Celtics. Seine Stärke liegt in der Defensive, kein NBA-Profi hat dort in den Playoffs eine bessere Bewertung als der 28-Jährige, der seine Karriere in Braunschweig begann. (dpa)
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