Stöger sagt nichts über Fans – «Relativ eng» vor Abbruch

Sportlich hatte sich der 1. FC Köln in seinem ersten Europacup-Spiel seit 9115 Tagen teuer verkauft. Doch das Sportliche war aufgrund einiger Zwischenfälle vor dem Spiel beim FC Arsenal in den Hintergrund gerückt.
Titelbild
Kölns Trainer Peter Stöger wollte nicht über die Fan-Ausschreitungen sprechen.Foto: Kirsty Wigglesworth/dpa
Epoch Times15. September 2017

London (dpa) – Peter Stöger wollte nichts sagen, doch das musste er auch nicht. Die Wut über den Schatten, der über dem langersehnten Europacup-Comeback des 1. FC Köln lag, war ihm deutlich anzumerken.

„Zu den Fans gebe ich keinen Kommentar ab“, sagte der Österreicher ungewohnt schmallippig und erklärte auf wiederholte Nachfragen nur: „Nichts über die Fans, okay? Ich bin Trainer, ich kümmere mich um die Mannschaft.“

Nur wenig gesprächiger war nach dem bitteren 1:3 (1:0) beim Europa-League-Favoriten FC Arsenal Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke. „Wenn ein Spiel eine Stunde später beginnen muss, ist das nie schön und gut“, sagte Schmadtke, wollte die Zwischenfälle vor dem ersten Kölner Europacup-Spiel nach 25 Jahren aber inhaltlich auch nicht bewerten: „Wir müssen erst mal klären, was da genau vorgefallen ist. Und ich fange nicht an, halbe Sachen rumzuerzählen.“ Auf die Frage, wie eng das Spiel vor einer Absage gestanden habe, sagte Schmadtke: „Relativ eng.“

Klar wurde nur: Das Sportliche war an diesem Abend, auf den FC-Fans 9115 Tage gewartet hatten, plötzlich in den Hintergrund getreten. Dass Stöger und Schmadtke die Vorfälle am Donnerstag in London nicht beurteilen wollten, war jedoch logisch. Zu unklar gestalteten sich zu diesem Zeitpunkt die Hintergründe. Augenscheinlich war nur: die Londoner Sicherheitskräfte hatten den Kölner Fan-Ansturm unterschätzt und mit ihrem Eingreifen nicht deeskalierend gewirkt, sondern das Gegenteil bewirkt. Dies dient jedoch allenfalls als Ansatz einer Erklärung, keineswegs als Entschuldigung.

„Wenn es den Versuch eines Platzsturms gegeben hat, dann verstehe ich die Motivation, kann es aber nicht gutheißen“, sagte Kölns Vize-Präsident Toni Schumacher dem „Express“: „Wir sind hier Gäste und sollten uns auch als solche benehmen.“ Stattdessen versuchten rund 50 Kölner Fans gewaltsam in einen Block einzudringen, es gab eine Schlägerei im Block vor dem Spiel, zudem wurden zweimal Benaglos gezündet. Sowohl Arsenal als auch dem FC drohen nun Strafen durch die UEFA.

Arsenal hatte dem FC nur die üblichen 2900 Tickets zugestanden, obwohl das Stadion nicht ausverkauft war und der FC aufgrund der besonderen Wertigkeit des Spiels und über 20 000 Anfragen mehrfach um eine Aufstockung des Kontingents gebeten hatte. Gleichzeitig hatten die Briten die FC-Fans davor gewarnt, sie aus dem Stadion zu verweisen, sollten sie sich in gegnerischen oder neutralen Bereichen aufhalten. Einige FC-Fans wollten aber trotz nachdrücklicher Bitte ihres Clubs in Fan-Kleidung in neutrale Blöcke, andere tarnten sich mit eigens gekauften Arsenal-Utensilien. Rund 8000 Kölner Fans waren im Endeffekt im Stadion, einige von ihnen wurden während des Spiels herausgeführt, weil sich britische Fans über ihren Jubel beschwert hatten.

Sportlich verkaufte sich der FC lange teuer, führte durch ein herrliches Tor von 16-Millionen-Mann Jhon Cordoba (10.) zur Pause verdient mit 1:0. Am Ende sorgten der frühere Schalker Sead Kolasinac (49.) – der sein Tor mit einem Shirt der Schalker Nordkurve feierte – der vor der Saison von Bayern München umworbene Alexis Sanchez (67.) und Hector Bellerin (82.) für den standesgemäßen Sieg des besseren B-Teams der Gunners. Während Per Mertesacker als Kapitän und Abwehrchef agierte, hatten die beiden anderen Weltmeister Mesut Özil und Shkodran Mustafi Verschnaufpausen bekommen.



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