18.000 Soldaten, KI-Kameras und Viren-Experten sollen die Pariser Sommerspiele absichern
Die Olympische Flamme ist unterwegs nach Paris, auf der Place de la Concorde und dem Trocadéro-Platz werden Zuschauertribünen gebaut – und am Stadtrand von Paris entsteht ein Militärstützpunkt für 5.000 Soldaten. „So etwas haben wir seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gemacht“, sagte der Chef des Logistikdienstleisters des Verteidigungsministeriums, Philippe Pourqué. Die Absicherung der Pariser Sommerspiele ist für alle Beteiligten eine gewaltige Herausforderung.
Was sollen die Soldaten tun?
Dort, wo auf einer traditionellen Pariser Kirmes sonst Achterbahnen sausen und Karussells kreisen, entstehen derzeit klimatisierte Unterkünfte, ein Fitnessraum und eine Mensa für die Soldaten. Neben den 45.000 Polizisten und Gendarmen sollen bei den Olympischen Spielen vom 26. Juli bis 11. August auch etwa 18.000 Soldaten eingesetzt werden.
Sie sollen unter anderem die Boote auf Sprengstoff untersuchen, die an der Eröffnungsfeier auf der Seine teilnehmen. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass der Einsatz der Soldaten noch ausgeweitet wird, wenn die privaten Sicherheitsfirmen nicht ausreichend Personal zur Verfügung stellen können – so wie dies bei den Sommerspielen in London 2012 der Fall war.
Derzeit fehlten noch etwa 8.000 private Sicherheitskräfte, teilte der Verband der Sicherheitsunternehmen kürzlich mit.
Als besonders heikel gilt die Absicherung der Eröffnungszeremonie, zu der insgesamt 320.000 Zuschauer erwartet werden. Seit dem jüngsten Anschlag auf einen Konzertsaal in der Nähe von Moskau, den die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat für sich reklamiert hat, gilt in Frankreich wieder die höchste Terrorwarnstufe.
Sechs Kilometer am Fluß Sicherheitszone
Paris hat schon mehrere Anschläge von Dschihadisten erlebt, die schlimmsten am 13. November 2015 mit 130 Toten. Daneben besteht die Sorge, dass der Ukraine-Krieg oder der Krieg im Gazastreifen zu gewaltsamen Aktionen während der Olympischen Spiele führen könnten.
Die Pariser Präfektur erklärte bereits sechs Kilometer des Seine-Ufers – vom Bahnhof Austerlitz bis zum Eiffelturm – zur Sicherheitszone. Darin sind auch alle Wohnhäuser am Ufer eingeschlossen, die einen Blick auf den Fluss bieten. Deren Bewohner müssen eine Sicherheitsprüfung über sich ergehen lassen. Etwa 20.000 Pariser seien von der Eröffnungsfeier betroffen, schätzt Bürgermeisterin Anne Hidalgo.
Bereits eine Woche vor der Eröffnung ist der motorisierte Verkehr in dieser Zone verboten. Ausnahmen gibt es für Anwohner und Lieferanten. Etwa 15 Metro-Stationen in der Zone werden in dieser Zeit geschlossen.
Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, äußerte sich zuversichtlich, dass die Feier wie geplant stattfinden kann. Der „sehr sorgfältige und sehr professionelle Ansatz“ der Behörden gebe dem IOC die „volle Zuversicht, dass diese Zeremonie auf der Seine für die Athleten und alle anderen unvergesslich wird“, sagte Bach im AFP-Interview. Er sei zuversichtlich, dass sich jeder „sicher“ fühlen könne.
Ein Abwehrsystem ausleihen?
Griechische Medien berichteten, dass Frankreich angefragt habe, ein Abwehrsystem zur Bekämpfung tieffliegender Flugzeuge und Hubschrauber für die Zeit der Olympischen Spiele auszuleihen. Griechenland hatte das in Frankreich produzierte Flugabwehrsystem Crotale 2003 erstanden. Hintergrund seien die französischen Waffenlieferungen an die Ukraine, hieß es.
Ein erster Test für die Sicherheitskräfte wird die Ankunft der Olympischen Flamme am 8. Mai sein. Dafür sind bereits 6.000 Polizisten und Gendarmen eingeplant – mehr als beim Besuch von Papst Franziskus im vergangenen September in der Hafenstadt. Der Dreimaster „Belem“, der die Flamme transportiert, wird von etwa tausend Booten begleitet, die nach Angaben des Innenministeriums zuvor alle überprüft wurden.
Bei der Überwachung der Menschenmengen während der Olympischen Spiele setzt Frankreich erstmals auch Kameras mit Künstlicher Intelligenz (KI) ein. Sie sollen ungewöhnliche Geschehnisse erkennen, etwa Gerangel, Geisterfahrer, Feuer oder herrenlose Gepäckstücke.
Gesichtserkennung und Krankheitsausbreitung
Die technisch längst mögliche Gesichtserkennung ist dabei aber ausdrücklich verboten. Amnesty International zeigte sich dennoch skeptisch: Es sei zu befürchten, dass der Einsatz dauerhaft ausgeweitet werde und Persönlichkeitsrechte verletzt würden, betonte die Menschenrechtsorganisation.
Zu den drohenden Risiken während der Olympischen Spiele zählen allerdings nicht nur Gewalttaten und Unfälle, sondern auch die Ausbreitung von Krankheiten. So könnten etwa aus der südlichen Hemisphäre, wo dann Winter herrscht, Grippe-Viren eingeschleppt werden. Sorge besteht auch mit Blick auf das Dengue-Virus, das sich in Südamerika verbreitet.
Im Pariser Forschungszentrum Institut Pasteur wird daher ein Krisenteam rund um die Uhr einsatzbereit sein. Und in den Krankenhäusern im Großraum Paris wurden 750 zusätzliche Betten eingerichtet. (afp/red)
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