Schröder & Co. träumen von der Medaille
Entspannt genossen Dennis Schröder & Co. ihren Achtelfinal-Coup auf der Tribüne. Selbstbewusst verfolgten die deutschen Basketballer den Auftritt der Konkurrenz – auch nach dem größten Erfolg seit der Glanzzeit von Dirk Nowitzki soll bei der EM noch lange nicht Schluss sein.
„Wir können hier jeden schlagen, wenn wir alles richtig machen“, betonte der 23 Jahre alte Anführer nach dem überraschenden 84:81 über Mitfavorit Frankreich in Istanbul. „Wir können Respekt haben vor Spanien, weil sie schon so viele Titel geholt haben. Aber wir dürfen keine Angst haben.“
Am Sonntagmorgen startete das Team von Bundestrainer Chris Fleming im Fitnessraum seines Fünf-Sterne-Hotels die Vorbereitung auf das Viertelfinale. Einige Spieler wollen danach im Sinan Erdem Dome zuschauen, ob am Dienstag das Duell mit Titelverteidiger Spanien oder Gastgeber Türkei wartet. Ungeachtet des Gegners fieberten die deutschen Korbjäger dem ersten Auftritt seit zehn Jahren in der Runde der besten Acht entgegen. „Keiner hätte erwartet, dass wir Frankreich schlagen“, sagte Daniel Theis. „Wir können nun einfach nur Spaß haben und das Spiel genießen.“
Mit 22 Punkten, wichtigen Distanztreffern und krachenden Dunks führte der NBA-Neuling das deutsche Team an und bewies, dass nicht immer nur Schröder als bester Werfer glänzen muss. Nach einer holprigen ersten Halbzeit drehte der 23 Jahre alte Aufbauspieler Schröder aber noch auf und entnervte die Franzosen mit 21 Zählern und acht Assists.
Zudem leistete erneut auch die zweite Garde um Distanzschütze Lucca Staiger oder Energiebringer Johannes Thiemann entscheidende Impulse. „Wir sind tief besetzt, wir spielen mit Herz und Kampf und jeder gibt seinen Teil – und deshalb sind wir so stark“, erklärte Kapitän Robin Benzing das Teamkonzept. Gerade mit den defensiven Qualitäten will das deutsche Team auch im Viertelfinale bestehen, der zusätzliche Ruhetag soll dabei zum entscheidenden Vorteil werden. „Das ist für unseren Spielstil sehr wichtig, weil wir dann frischer sind“, sagte Fleming.
Auch der Coach schwärmte natürlich von seinen beiden NBA-Profis, die den deutschen Basketball als Doppelspitze von der erst dritten EM-Medaille träumen lassen. „Daniel und Dennis waren heute herausragend“, lobte Fleming. „Dennis hat unseren Jungs den Glauben vermitteln, dass wir es schaffen können. Es war mit Abstand sein bestes Spiel bei diesem Turnier, er hat seine Reife als Anführer und Spielmacher bewiesen.“
Für diese Qualitäten erfüllt der Deutsche Basketball Bund seinem NBA-Jungstar auch diverse Sonderwünsche, wie ein Auto und eine Wohnung in der Vorbereitung. „2015 war das noch nicht so“, sagte Schröder zu den Vorzügen in der „Bild am Sonntag“. Auch dass seine Freunde und Familie im Teamhotel übernachten, war Bedingung für die EM-Teilnahme. „Das ist der Respekt, von dem ich geredet habe. Wenn der da ist, spiele ich immer Nationalmannschaft.“
Mit Schröder an der Seite von Nowitzki scheiterte die DBB-Auswahl zum Ausklang der Ära des Superstars vor zwei Jahren in Berlin noch bitter in der Vorrunde. Nun glaubt der Verband nach einem Jahrzehnt voller enttäuschter Hoffnungen an eine erfolgreiche Zukunft. „Nach der Generation Nowitzki brauchten wir ein bisschen Pause, haben es gut aufgebaut“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss. „Wir können stolz auf diese Truppe sein. Wenn man das Viertelfinale erreicht, kann man sagen: alles richtig gemacht.“ Und das soll auch für den Verbandschef nicht das Ende sein: „Die Jungs brauchen sich vor keinem Gegner verstecken – egal, wer da kommt.“ (dpa)
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