Schock bei Hertha: «Wir sind alle erschüttert»

Sieben Kilometer trennen das Vereinsgelände im Olympia-Park vom Breitscheidplatz, wo ein mutmaßlicher Attentäter für Tod und Leid gesorgt hat. Auch Hertha ist geschockt. Über Fußball zu sprechen, fällt schwer. Aber vielleicht kann der Fußball auch helfen in Berlin.
Titelbild
Michael Preetz äußerte sich betroffen.Foto: Maurizio Gambarini/dpa
Epoch Times20. Dezember 2016

Es war ungewohnt ruhig auf dem Gelände von Hertha BSC an diesem düsteren Nachmittag nach den schrecklichen Ereignissen im Herzen der Hauptstadt.

Zeugwart Hendrik Herzog, ein Ex-Profi, bugsierte auf einer Sackkarre Sportklamotten in die Spielerkabine. Einige wenige Fans holten sich aus dem Vereinsshop noch Tickets für die Bundesligapartie gegen Darmstadt 98. Vorfreude auf das letzte Spiel des Jahres aber spürte niemand. „Jeder Mensch weiß, wie schwer es ist. Du musst stark sein und zusammenhalten wie immer“, sagte Trainer Pal Dardai zu der besonderen Situation für alle Berliner, natürlich auch für die Kicker und sich selbst.

„In der Kabine sprechen die Spieler darüber. Viele Freunde rufen auch bei mir an. Es ist nicht so einfach“, berichtete der Chefcoach. Ganz Deutschland und die ganze Welt würden die Situation nach dem mutmaßlichen Anschlag in Berlin beobachten, auch die Spieler bekommen Anrufe von ihren Familien, hat Dardai ausgemacht: „Es ist schwer einzuschätzen, wie es beim Spiel sein wird.“ Der Sport könne aber auch helfen: „Die Fußballer sind Fußballer. Wenn der Ball rollt, kannst du viele Sachen vergessen“, meinte der Ungar.

Erst einmal aber wirkte auch bei den Protagonisten von Hertha BSC der Schock nach. In der Westberliner City war ein LKW in einen Weihnachtsmarkt gerast, hatte zwölf Menschen in den Tod gerissen und viele weitere schwer verletzt. In unmittelbarer Nähe wollte Hertha eigentlich das gewohnte Tageshotel beziehen vor dem Spiel, das steht jetzt zur Disposition.

„Wir sind alle erschüttert. Wir sind alle betroffen. Es passiert vor unserer Haustür, in unserer Stadt“, erklärte Manager Michael Preetz, dem das Entsetzen anzusehen war. Die Terrorgefahr sei in der deutschen Hauptstadt schon seit Monaten, ja Jahren präsent. Doch dem werde sich auch der Fußball nicht beugen, betonte der Ex-Angreifer.

Preetz und der ganze Club begrüßten ausdrücklich die grundsätzliche Entscheidung der Deutschen Fußball-Liga (DFL), den 16. Spieltag komplett auszutragen. Auch die Absage des Berliner Spiels sei kein Thema gewesen, erklärte Tom Herrich, Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für Sicherheitsfragen. Damit würde man klar demonstrieren, „dass wir nicht gewillt sind, vor den Terrorangriffen in die Knie zu gehen“, unterstrich Preetz. „Das kann ich für die ganze Fußball-Familie sagen.“

Es ist noch eine außerplanmäßige Sitzung aller Sicherheits-Verantwortlichen angesetzt. Es werde eine massive Erweiterung der Maßnahmen und auch mehr Sicherheitskräfte geben, erklärte Herrich. Das Sicherheitskonzept werde ständig angepasst. Das war schon nach den Anschlägen von Paris und der Terrorwarnung von Hannover im Vorjahr so. „Seit die Terrorgefahr präsent ist, versuchen wir alles Erdenkliche zu tun, um die Besucher bei jedem Heimspiel zu schützen“, sagte Preetz. Einzelheiten nannten die Hertha-Verantwortlichen nicht.

Für einen erweiterten Schutz der Teams sieht die Polizei nach Hertha-Angaben „im ersten Schritt“ derzeit keine Notwendigkeit. Beide Mannschaften werden das Spiel mit Trauerflor bestreiten. Zudem wird es vor dem Anpfiff (20.00 Uhr) wie in den anderen Bundesliga-Stadien auch eine Gedenkminute für die Opfer geben. „Es wird für jeden Zuschauer sichtbar sein, das Hertha BSC seine Anteilnahme zum Ausdruck bringt“, sagte Preetz: „Die Herausforderung wird darin bestehen, wieder über Fußball und Sport zu sprechen.“ (dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion