Salut-Jubel im Amateurfußball – Serdar: „Gegen Krieg“
Die Aufregung über den Salut-Jubel türkischer Nationalspieler wird im deutschen Fußball zum Fall für die Sportgerichte. Zwar scheint am kommenden Wochenende in der Bundesliga ein politisches Bekenntnis zum international kritisierten Militäreinsatz der Türkei in Nordsyrien wenig wahrscheinlich – in den unteren Spielklassen hat der von der UEFA untersuchte Vorfall in der EM-Qualifikation aber bereits erste Nachahmer gefunden.
„Wir sind alle gegen Krieg“, sagte der türkischstämmige deutsche Nationalspieler Suat Serdar vom FC Schalke 04 in Gelsenkirchen und schloss „auch Ozan“ Kabak ein, der gegen Albanien und in Frankreich im türkischen Kader gestanden und sich dem Salut-Gruß an die kämpfenden Soldaten angeschlossen hatte. Das Thema werde „in den Medien zu hochgehängt“.
Wie Ligarivale Fortuna Düsseldorf, der Kaan Ayhan und Kenan Karaman abgestellt hatte, hatte Schalke erklärt, „intern mit Kabak sprechen“ zu wollen. Auch die weiteren Bundesliga-Clubs mit türkischen Profis oder Spielern mit Wurzeln in der Türkei in den Reihen äußerten sich am Mittwoch nur zurückhaltend.
Meinungsfreiheit? Punktabzug? Geldstrafe?
Im Amateurbereich spielen dagegen Mannschaften, die sich fast ausschließlich aus türkischen Spielern zusammensetzen. Im Kreis Recklinghausen ermittelt der zuständige Verband nach Salut-Posen gegen die SG Hillen, Genclikspor Recklinghausen und die zweite Mannschaft der DTSG Herten, wie auch der WDR berichtete. „In einem Fall handelte es sich um die komplette Mannschaft, bei den anderen ging es um Gruppierungen von fünf bis sechs Spielern“, sagte der Kreisvorsitzende Hans-Otto Matthey.
Genclikspor, Tabellenführer der A-Klasse, zeigte wenig Verständnis. „Dass mit Geldstrafen oder Punktabzug gedroht wird, verstehe ich überhaupt nicht. Wo bleibt da die Meinungsfreiheit?“, fragte der Vorsitzende Hakki Gürbüz. In der Kabine sei ein Foto mit türkischer Fahne gemacht worden, dabei hätten einzelne Spieler den Militärgruß gezeigt. „Aber das war als reine Gedenkminute für die verstorbenen Soldaten gedacht“, sagte Gürbüz. Das entsprechende Foto habe der Verein inzwischen bei Facebook entfernt und sich „bei denjenigen entschuldigt, die sich dadurch angegriffen gefühlt haben“.
Der Bayerische Fußball-Verband (BFV), wo zwei Vereine aufgefallen waren, will Clubs und Schiedsrichter weiter sensibilisieren. Der BFV setze auf den Dialog und arbeite präventiv, sagte ein Sprecher. Das Thema rein über Strafen regulieren zu wollen, sei im Gesamtkontext nicht allein hilfreich. In Berlin teilte der Landesverband mit, „in den letzten Tagen viele persönliche Gespräche geführt“ zu haben. Man sei „gut vorbereitet, damit nichts eskaliert“, sagte Mehmet Matur, Präsidialmitglied Integration bei BFV.
Grundlage für die Landesverbände und deren Satzungen ist die Rechts- und Verfahrensordnung des DFB. In der steht: „Eines unsportlichen Verhaltens (…) macht sich insbesondere schuldig, wer sich politisch, extremistisch, obszön anstößig oder provokativ beleidigend verhält.“ Das Strafmaß reicht von einer Verwarnung bis hin zu einem Ausschluss auf Zeit.
Regionalliga-Spitzenreiter Türkgücü München – der aktuell sportlich beste türkischstämmige Verein in Bayern – betonte, sich auf den Fußball konzentrieren zu wollen. „Solche Aktionen wird es bei uns nicht geben, weil wir uns auf den Sport fokussieren“, sagte Geschäftsführer Robert Hettich. Im Kader der ersten Mannschaft stehen allerdings nur sehr wenige Spieler mit türkischen Wurzeln. „Das Team wurde über das Thema informiert, aber bei unseren Spielen gibt es keine politischen Statements“, sagte Hettich. (dpa)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion