Rummenigges Weihnachtswunsch an die Bayern-Burschen
Krise? Untergangsszenarien? Job-Gefahr? Alles wie von Zauberhand vertrieben.
Im dunklen Maßanzug und einer leger gebundenen Krawatte konnte Niko Kovac nach dem lockeren 3:0 (2:0) gegen einen wehrlosen 1. FC Nürnberg entspannt lächelnd seine erste Weihnachtsfeier als Bayern-Trainer genießen – auch wenn im edlen Palais Lenbach das erhoffte BVB-Präsent unter dem leuchtenden Tannenbaum fehlte. „Im Moment ist es so, dass die Dortmunder keinen Fehler machen“, hatte Kovac wenige Stunden zuvor mit einer da noch eher süß-sauren Miene zum großen Derby-Sieg der Borussia bemerkt, die nach dem 2:1 auf Schalke unaufhaltsam zur Herbstmeisterschaft eilt.
Es nervt die Münchner Fußball-Serienmeister, die ungewohnte Rolle des Jägers einnehmen zu müssen und auf Hilfe anderer Bundesligaclubs angewiesen zu sein. „Man hofft immer, dass der Konkurrent strauchelt“, bekannte Thomas Müller, der nachmittags in der Allianz Arena auch kurz hoch zur Anzeigetafel geblickt hatte und innerlich frohlockte, als die Bayern-Fans das Schalker Tor zum 1:1 mit einem Jubel-Orkan feierten. „Aber wenn nichts passiert, hofft man auf nächste Woche“, bemerkte Müller zum Dortmunder Happy End.
Die Feierlaune ließen sich die Münchner Profis, ihr verwandelter Trainer und die Bosse aber nicht nehmen. „Die weihnachtliche Stimmung könnte nicht schöner sein“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in seiner Ansprache in dem festlich geschmückten Event-Palast in der Münchner City. Denn nach dem ersten Liga-Heimsieg seit Mitte September überwogen einfach die Erleichterung und die Zuversicht, dass gerade eine Wende zum Guten stattfindet – inklusive einer dauerhaften Zukunft mit Jupp-Heynckes-Nachfolger Kovac.
Die aus der Not geborenen Maßnahmen des 47-Jährigen entfalten Wirkung. Eine resolutere Teamansprache, der Rotationsstopp und die taktischen Veränderungen mit einer Doppel-Sechs (Kimmich, Goretzka) und Müller zentral davor auf der Zehner-Position beflügeln das Team.
„Das sieht gut aus, ist erfolgreich, das unterstütze ich. Die Mannschaft hat sich gefunden“, erklärte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. Prominente Bankdrücker wie Mats Hummels oder Javi Martínez als Verlierer der Münchner Wendewochen gehören dazu.
„Wir haben wieder unseren Rhythmus“, sagte der zweifache Torschütze Robert Lewandowski, der zum 50. Mal in einem Bundesligaspiel mehr als einen Treffer erzielte. Franck Ribéry traf zum Endstand. Das Kombinationsspiel funktioniere wieder, hob Müller hervor. „Wir haben ein bisschen die Kurve bekommen“, stellte Leon Goretzka nach dem dritten Pflichtspielerfolg nacheinander fest.
Nürnberg war freilich kein Maßstab. „Wir sind froh, dass es mit 0:3 noch einigermaßen gut für uns ausgegangen ist“, gestand Trainer Michael Köllner nach einem körperlosen, trostlosen Auftritt. „Wir hätten noch vier Tore schießen müssen“, bemängelte Kovac. Dann wäre ein 7:0 herausgesprungen – so hoch besiegte der BVB die zumindest auswärts nicht bundesliga-tauglichen Nürnberger vor einigen Wochen.
Der Jagdinstinkt der Bayern ist dennoch geweckt. „Wir haben jetzt noch zwei Wochen“, sprach Festredner Rummenigge am Samstagabend: „Hört gut zu, Burschen! Vier Spiele, idealerweise gewinnt ihr alle vier! Dann haben wir schöne Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr – und dann schauen wir mal, was im nächsten Jahr noch alles möglich ist auf dem Platz.“
Auch einen Satz aus der Rede von Kapitän Manuel Neuer baute der Verein in das Video der Weihnachtsfeier ein. „Wir freuen uns auf die Rückrunde – und dass wir wieder angreifen können“, verkündete der Torwart. Das erwartet auch Joachim Löw für 2019. „Die Bayern werden sicherlich den Titel nicht aufgeben“, sagte der Bundestrainer im ZDF-Sportstudio. Lewandowski bestätigte Löws Erwartung: „Neun Punkte sind ein großer Abstand. Wir müssen unseren Sieg-Trend halten. Wenn wir unseren Job gut machen, können wir auf anderes schauen.“ (dpa)
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