Rheinisches Derby: Brandt-Aussage sorgt für Brisanz
Leverkusen/Köln (dpa) – Ein flapsiges Zitat im Überschwang von Nationalspieler Julian Brandt sorgt vor dem rheinischen Derby zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Köln am Samstag (15.30 Uhr) für zusätzliche Brisanz.
Der 21-Jährige hatte nach dem 4:1 im DFB-Pokal gegen Union Berlin gesagt: „Das klingt jetzt hart. Aber wenn Köln jetzt am Boden liegt, müssen wir wenn möglich noch mal drauftreten. Wir dürfen keine Gnade haben.“
Brandt meinte dies ausdrücklich nicht respektlos, er bediente sich jedoch einer unglücklichen Wortwahl. Doch in Köln sorgte die Aussage für Aufregung. „Hochmut kommt vor dem Fall“, kündigte FC-Vize Toni Schumacher an, für den das Derby als Ur-Kölner eine besondere Bedeutung hat.
Kölns Torhüter Timo Horn reagierte mit Süffisanz. „Das große Derby ist für uns eh‘ gegen Gladbach“, sagte er: „Wir sehen das gelassen.“ Viele Kölner Fans weigern sich beharrlich, dem Duell nach außen den Status eines Derbys zu geben. Es ist immer noch verankerter Trotz gegen das von ihnen abgelehnte Konstrukt des Werksclubs. Denn keine Bundesliga-Stadien in Deutschland liegen näher beisammen als die 25 Kilometer entfernten Arenen in Köln und Leverkusen. Siege tun immer besonders gut, Niederlagen besonders weh. Kölns Trainer Peter Stöger hat dies registriert und stellt deshalb klar: „Für mich ist es ein Derby.“
Als solches steht es natürlich unter besonderer Beobachtung der Polizei. Diese hat laut „Leverkusener Anzeiger“ neun Betretungsverbote gegen Kölner Anhänger ausgesprochen, die Polizei hat einen Brief an die Fanclubs beider Lager geschrieben, die Kölner Anhänger werden von eigenen Ordnern begleitet.
Auch wegen dieser Brisanz bemühen sich die Leverkusener Verantwortlichen, Brandts Aussage einzuordnen. „Julian ist ein hochanständiger Junge, der großen Respekt vorm FC hat“, sagte Sportchef Rudi Völler der „Bild“: „Jeder weiß, wie er das gemeint hat. Es geht darum, dass wir die Punkte selbst brauchen.“ Und Trainer Heiko Herrlich erklärte: „Ich bin Julian nicht böse. Ich habe ihm gesagt, dass er mit Pfiffen rechnen muss. Aber seine Botschaft war, dass er gewinnen will. Das ist sein Ding, damit Feierabend.“
Sportlich feierten beide unter der Wochen Pokal-Siege gegen Berliner Clubs. Leverkusen könnte nach dem 5:1 in Mönchengladbach mit einem Sieg aus einem mäßigen Saisonstart einen ordentlichen machen. Köln wartet dagegen immer noch auf den ersten Bundesliga-Sieg und steht deshalb unabhängig vom 3:1 im Cup-Wettbewerb bei der Hertha unter großem Druck.
Zudem stehen die Kölner nach einer bewegenden Woche mit der Trennung von Jörg Schmadtke ohne Sportchef da. Bei der Suche nach einem Nachfolger will sich der FC aber Zeit lassen. „Es wäre wünschenswert, wenn wir die Position zum Trainingsauftakt oder zum Start der Rückrunde besetzt hätten“, sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Wir haben das Anforderungsprofil geschärft und arbeiten unsere Short-List ab.“
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