Olympische Spiele in Paris: Zehntausende Soldaten und Polizisten sorgen für Sicherheit
Wenn am 26. Juli 2024 die Olympischen Sommerspiele in Paris eröffnet werden, wird die Zwölf-Millionen-Metropole mindestens weitere zwei Wochen lang vielerorts eine Hochsicherheitszone bleiben. In ganz Frankreich gilt bereits seit März vorsorglich die höchste Terrorwarnstufe.
Zum Olympia-Auftakt am kommenden Freitagabend ist in Paris besonders in der Nähe der Seine mit einigen zehntausend Polizisten und Soldaten zu rechnen, außerdem mit Militärbooten zu Wasser und Helikoptern im Luftraum. Denn die dreistündige Eröffnungsfeier soll dieses Mal nicht als Parade – etwa im Stade de France – stattfinden, sondern als Regatta quer durch die Lichterstadt. „Das Erste“ schaltet sich live schon ab 18:00 Uhr ein, los geht’s offiziell um 19:30 Uhr.
Nach Informationen von „Euronews“ sollen über 80 Boote gut 10.000 Sportler der 206 Nationalen Olympischen Komitees über eine Strecke von etwa sechs Kilometern transportieren. Startpunkt ist nach Informationen von „Olympics.com“ die Austerlitzbrücke, Zielpunkt das Ufer in Höhe des Eiffelturms.
„Anti-Terror-Zone“ sperrt Spontantouristen aus
Einfach am Kai stehen und winken wird für Kurzentschlossene allerdings praktisch unmöglich sein: Wie der Pariser Polizeichef Laurent Nuñez laut „Euronews“ bereits betont habe, soll die „Anti-Terror-Zone“ bis zu den Häusern in unmittelbarer Ufernähe reichen. Zugang zu diesem Sperrgebiet, in der auch die Zuschauertribünen stehen, werde schon in den Tagen vor dem Großereignis nur akkreditierten Personen gewährt. Diese hätten sich vorab online registrieren und überprüfen lassen müssen – auch als Anwohner.
Spontanbesucher wolle man aus Sicherheitsgründen auf Beschluss der Regierung nicht dabeihaben. Nach Angaben von „Olympics.com“ wurden für die Eröffnungsgala 104.000 Platzkarten verkauft und 222.000 Freikarten vergeben. Im gesamten Stadtgebiet gebe es zudem 80 Großbildschirme.
Überall in Paris, speziell in der Nähe der Wettkampfstätten, am Olympischen Dorf in Saint-Denis und an den U-Bahn-Stationen, muss man über die gesamte Zeit der Wettbewerbe nicht nur mit erhöhten Preisen, sondern auch mit Kontrollen durch KI-Kameras, mit Sicherheitspersonal und mit Verkehrsbehinderungen rechnen. Immerhin werden nach Angaben der „Sportschau“ rund 15 Millionen Besucher erwartet.
Nach Angaben der „Zeit“ sind insgesamt eine Viertelmillion Sicherheitskräfte im Einsatz – allein gut 40.000 während der Eröffnungsfeier. Täglich sollen im Durchschnitt rund 35.000 Polizisten und Mitglieder der Gendarmerie sowie 18.000 Soldaten zum Einsatz kommen, schreibt das Onlineportal „Spox.com“.
Insgesamt etwa neun Milliarden Euro werden die Spiele nach Informationen des Schweizer Senders SRF verschlingen. Dem stünden Einnahmen aus Fernsehrechten, Kartenverkauf und Souvenirs von schätzungsweise vier Milliarden gegenüber. Während Rechnungshofpräsident Pierre Moscovici laut „Eurosport“ noch bis März von Kosten für die öffentliche Hand in Höhe von maximal drei Milliarden Euro ausgegangen sei, habe er danach bis zu fünf Milliarden veranschlagt.
Macron wünscht sich „olympischen und politischen Frieden“
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte der „Zeit“ zufolge am 22. Juli, er hoffe auf einen „olympischen und politischen Frieden“. Seit den Parlamentswahlen vom 7. Juli erlebt das Land eine Spaltung in drei Lager, eine tragfähige Regierung ist nicht in Sicht. Die aktuelle Regierung ist nur noch geschäftsführend tätig, wahrscheinlich bis zum Ende der Paralympischen Spiele im September.
Auch Noch-Innenminister Gérald Darmanin zeigte sich nach Informationen der Zeitung „Le Journal du Dimanche“ optimistisch: Derzeit gebe es „keine bekannte Bedrohung für die Sicherheit der Olympischen Spiele“. Es gelte allerdings das Vorsorgeprinzip. Nach Informationen von „Euronews“ hatte die Stadt in den Monaten vor den Spielen illegale Zeltlager geräumt.
Für mehr als 4.300 potenzielle Besucher ist Paris während der Spiele ohnehin tabu: Wie die „Zeit“ berichtete, hatte Frankreich ihnen grünes Licht für ihre Akkreditierungsanträge verweigert. Hauptsächlich betroffen seien Journalisten oder sonstige Mitarbeiter von Medien aus Russland und Belarus, aber auch einige Personen, bei den das französische Innenministerium die Gefahr islamistischen Terrors, von Cyberangriffen oder Auslandsspionage vermute.
Eklat um antiisraelische Äußerung
Gefürchtet wird nach Informationen des „Journal du Dimanche“ allerdings insbesondere um die Sicherheit israelischer Sportler. Außenminister Stéphane Séjourné habe ihnen jüngst eine Rund-um-die-Uhr-Sicherheitsgarantie versprochen.
Zuvor hatte der pro-palästinensische Abgeordnete Thomas Portes von der Partei La France insoumise (Unbeugsames Frankreich) am 20. Juli zum Ausdruck gebracht, dass die israelische Delegation „nicht willkommen“ sei. Nach Angaben des „Journal du Dimanche“ verlangt Portes inzwischen nach „russischem“ Vorbild nur noch, dass weder die israelische Flagge gezeigt noch die Nationalhymne gespielt werden dürfe. Zur Eröffnungsfeier werde der israelische Präsident Isaac Herzog erwartet.
Hintergrund des Streits ist der blutige Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern im Gazastreifen.
Ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet den Behörden die Gefahr von Cyberattacken. Entsprechend geschulte Sicherheitsexperten arbeiten nach Angaben von „Euronews“ bereits seit Jahren an Strategien zur Abwehr von Angriffen gegen die technische Infrastruktur. Der Ort des Cyber-Abwehrzentrums sei geheim. Die größte Gefahr erwarte man aus Russland.
Militärcamp für 4.500 Soldaten aufgebaut
Nach Informationen von „Euronews“ wurden bereits vor rund einer Woche Tausende Soldaten der französischen Streitkräfte abkommandiert, um die Polizei vor Ort zu unterstützen. Für 4.500 von ihnen war innerhalb von gut zwei Monaten auf dem Rasen von Reuilly nicht weit vom Stadtzentrum das größte Pariser Militärcamp seit dem Zweiten Weltkrieg errichtet worden.
Zu Ehren des algerisch-französischen Soldaten und Leichtathleten Ali Mimoun Ould Kacha (1921 bis 2013) bekam das Camp den Namen „Caporal Alain Mimoun“. Mimoun hatte 1956 als erster Franzose überhaupt eine olympische Goldmedaille auf der Marathondistanz gewonnen: In Melbourne schlug er die tschechische Lauflegende Emil Zátopek. Zuvor hatte er bereits 1948 in London und 1952 in Helsinki drei Silbermedaillen auf kürzeren Langstrecken hinter Zátopek gewonnen.
Nach Informationen der „Zeit“ hatten Ermittler bereits Ende Mai Pläne für eine islamistische Terroraktion gegen das olympische Fußballturnier aufgedeckt und vereitelt. Laut dpa hatte es zudem zwei Messerattacken gegeben – eine auf einen Polizisten und eine auf einen Soldaten. Zudem sei ein Auto in die Terrasse eines Restaurants gefahren.
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