Özil-Causa: Scharfe Attacke von Erdogan an Grindel
Auf unterschiedlichen Bühnen kämpften Recep Tayyip Erdogan und Reinhard Grindel um die Deutungshoheit im Dauer-Streitthema Mesut Özil.
Nachdem der türkische Staatspräsident zur Eröffnung der großen Ditib-Moschee in Köln den Umgang mit dem Ex-Weltmeister in Deutschland heftig kritisierte, verteidigte der DFB-Chef die Verbandslinie. Am frühen Sonntagmorgen kündigte der von Özil persönlich scharf attackierte Grindel im Mainzer ZDF-„Sportstudio“ Konsequenzen aus der Causa an.
„Da müssen wir in Zukunft – weil wir auch viele Spieler mit Migrationshintergrund in den U-Mannschaften haben – sehr genau Schlussfolgerungen ziehen, dass sich so etwas nicht wiederholt“, sagte der 57-Jährige und will einen Nationalspieler ohne Migrationshintergrund als weiteren Integrationsbeauftragten gewinnen. Gleichzeitig erklärte Grindel erneut, dass Erdogan nicht für die Werte des Fußballs und des DFB stehe.
Dieser hatte mit scharfen Worten einen Rassismus gegenüber Özil und Ilkay Gündogan angeprangert. „Unser in Deutschland geborener und aufgewachsener Mesut Özil und unser Ilkay. Sie haben sie aus dieser Gesellschaft ausgegrenzt, weil sie sich mit mir in England fotografieren ließen“, sagte Erdogan am Samstag in der Domstadt. „Ehrlich gesagt konnte ich es als ihr Präsident nicht verdauen, dass unsere zwei jungen Männer, die bis in die deutsche Nationalmannschaft aufgestiegen sind, ausgegrenzt wurden.“
Grindel verwies auf Gündogans Aussage, dass dieser sich im Gegensatz zu Özil nach der WM-Affäre, die durch Fotos der beiden mit Erdogan ihren Anfang genommen hatte, „vernünftig vom DFB behandelt“ gefühlt habe. Gleichzeitig kündigte er an, sich zukünftig vor Spieler stellen zu wollen. „Dass jemand sagt: Wenn ich gewinne, bin ich Deutscher, wenn ich verliere, bin ich Migrant – das geht nicht. Dass er einen solchen Eindruck hat, bedauere ich sehr“, sagte Grindel. „Wir hätten Mesut mehr verteidigen müssen, das habe ich immer gesagt.“ Eine Grundlage für eine Rückkehr Özils ins Nationalteam sieht er aber auch nicht.
Als Folgerung soll nun neben dem gebürtigen Brasilianer Cacau und Celia Sasic, die familiäre Wurzeln in Kamerun hat, ein zusätzlicher Integrationsbeauftragter berufen werden. „Wenn da einer ohne Migrationshintergrund deutlich in die Gesellschaft und den Fußball hineinwirkt und sagt: „Das Thema ist wichtig, da müssen wir uns kümmern“, das wäre auch eine Initiative, um für eine bessere Grundlage zu sorgen für unsere Vereine vor Ort, wo Integration funktionieren muss“, sagte Grindel.
Trotz der Kritik an seiner Person nach dem WM-Aus und der Özil-Affäre will er im kommenden Jahr erneut für das Amt als DFB-Präsident kandidieren. „Ich mache meine Arbeit und bemühe mich, sie so gut zu machen, wie es geht“, sagte Grindel. „Man muss sich ja immer wieder um eine Wiederwahl bemühen, das werde ich tun. Und dann muss man mal gucken, ob die Unterstützung dann auch da ist.“ (dpa)
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