Noch 100 Tage: Seine soll bis zu Olympischen Spielen sauber genug zum Schwimmen sein
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo ist entschlossen: „Wir werden im Juli in der Seine baden“, sagte sie zu Beginn des Jahres mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele in ihrer Stadt.
Und zwar gleich dort, wo der Fluss am Pariser Rathaus vorbei fließe. Um das Ziel rechtzeitig zur Eröffnung der Spiele zu erreichen, bleiben der Pariser Stadtverwaltung ab Mittwoch nur noch hundert Tage Zeit.
Hidalgo lud zu dem anvisierten Bad in der Seine im Juli auch Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron ein, der sich im Sommer regelmäßig von der Klatschpresse in Badehosen fotografieren lässt. „Wenn er mag, ist er herzlich willkommen“, sagte die Bürgermeisterin. Ihr Ziel ist es, den Fluss bis zu den am 26. Juli beginnenden Olympischen Spielen so sauber zu bekommen, dass einige der Wettbewerbe darin ausgetragen werden könnten.
Schwimmende Badestationen bis 1923
Neu ist die Idee nicht. Bereits bei den Sommerspielen im Jahr 1900 fanden die Schwimmwettbewerbe in dem Pariser Fluss statt, allerdings etwas westlich stadtauswärts. Damals nahmen 76 ausschließlich männliche Sportler aus zwölf Nationen teil. Einige der Wettbewerbe wurden nur dieses eine Mal ausgetragen, darunter ein Hindernisschwimmen und ein Mannschaftsschwimmen, welches das deutsche Team gewann.
Damals gab es in Paris auch noch mehrere schwimmende Badeanstalten, die mit Wasser aus der Seine gespeist wurden. Seit 1923 ist in Paris das Baden in der Seine allerdings verboten.
Die Präfektur begründete dies mit der Verschmutzung und den Gefahren durch die Schifffahrt. Als die Olympischen Spiele 1924 erneut in der französischen Hauptstadt ausgetragen wurden, wurde ein modernes 50-Meter-Becken im Norden der Stadt gebaut.
1988 war es der damalige Pariser Bürgermeister Jacques Chirac, der das Schwimmen in der Seine wieder zum Ziel erklärte. „Ich bringe dann Handtücher und Antibiotika vorbei“, kommentierte sein Umweltminister trocken. Zu Chiracs Lebzeiten wurde aus dem Vorhaben nichts.
Was wird mit der Eröffnung der Spiele?
Erst Hidalgo griff den Plan 2016 wieder auf und machte die Seine zum Angelpunkt der Pariser Olympia-Bewerbung. Nicht nur die Schwimmer sollen den Fluss nutzen, die Seine soll auch als Bühne für eine spektakuläre Eröffnungsfeier dienen.
Macron sagte allerdings am Montag, dass die Eröffnungszeremonie aus Sicherheitsgründen womöglich auf einen kleinen Abschnitt der Seine begrenzt oder gar ganz ins Stadion verlegt werden könnte. Bevorzugtes Szenario sei aber weiterhin, die Feier mit hunderttausenden Zuschauern entlang des Flusses und damit „eine Weltpremiere“ zu organisieren.
Abwasser und Überlaufen der Kanalisation bei größerem Regen
Seit der Pariser Olympia-Bewerbung investierte der Staat etwa 1,4 Milliarden Euro, um die Seine zu säubern. Dabei ging es vor allem um zwei Probleme: Zum einen leiteten stromaufwärts etwa 30.000 Haushalte ihr Abwasser direkt in die Marne oder die Seine.
Zum anderen hielt die Pariser Kanalisation größeren Niederschlagsmengen nicht stand, so dass mehrfach im Jahr Abwasser in den Fluss geschwemmt wird.
Um die Hausbesitzer stromaufwärts zu überzeugen, ihre Abwasserleitung ordnungsgemäß anzuschließen, zogen Teams in den betroffenen Gegenden von Tür zu Tür. Für die Renovierung gab es staatliche Hilfen.
Auch Bewohner von Hausbooten wurden aufgefordert, ihr Abwasser nicht mehr in die Seine zu leiten. Ein entsprechendes Verbot gilt zwar schon seit Jahren, es wird aber nicht immer respektiert. Um die Kanalisation zu entlasten, wurde zudem mit dem Bau eines riesigen Überlaufbeckens in der Nähe des Austerlitz-Bahnhofs begonnen, das 50.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen kann.
Im vergangenen Sommer mussten mehrere Test-Wettbewerbe in der Seine abgesagt werden, weil die Wasserproben noch bedenklich waren. Im Pariser Bassin de La Villette hingegen, das von einem Kanal gespeist wird, wird bereits seit einigen Jahren im Sommer ein Freibad betrieben. Ähnliche Bäder sollen in den kommenden Jahren auch an der Seine entstehen.
Sollte der Plan aufgehen, wäre der gesäuberte Fluss für viele Pariser vermutlich das wichtigste Erbe der Sommerspiele 2024 – nicht zuletzt mit Blick auf die zunehmenden Hitzewellen. (afp)
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