NBA-Stars kritisieren Trump – Popovich: «Wie Sechstklässler»
New York (dpa) – Amerikas Profisport wird immer mehr zu einer großen Anti-Trump-Bewegung. Beim ersten Medientag der NBA-Saison drehte sich bei Dirk Nowitzki und Co. fast alles um den US-Präsidenten und dessen Verhalten im Streit um protestierende Profisportler.
„Es sind schwierige Zeiten“, sagte Nowitzki. NBA-Trainer-Legende Gregg Popovich wurde noch deutlicher. „Unser Land ist eine Peinlichkeit für diese Welt“, sagte der Coach der San Antonio Spurs. Nach den Football-Spielern und Basketballern könnte der Protest auch auf Olympia überschwappen. Auch US-Wintersportler können sich durchaus vorstellen, ihre Meinung im nächsten Jahr in Pyeongchang klar zum Ausdruck zu bringen.
Donald Trump hatte zuletzt Spieler aus der American-Football-Liga NFL für deren Nationalhymnen-Protest kritisiert und die Einladung an NBA-Meister Golden State Warriors zum obligatorischen Meisterschaftsbesuch im Weißen Haus zurückgezogen. Trump verhalte sich „wie ein Sechstklässler, der in seinem Hinterhof eine Party veranstalten will und feststellt, dass jemand nicht kommen will und ihn deshalb wieder auslädt“, sagte Popovich. Warriors-Star Stephen Curry hatte zuvor öffentlich klar gemacht, dass er Trump nicht seine Aufwartung machen wolle. Auch mehrere Teamkameraden hatten wenig Neigung gezeigt.
Superstar LeBron James nannte den Präsidenten einen „Penner“ und erklärte, der Besuch im Weißen Hause sei immer eine Ehre gewesen – bis Trump dort einzog. James, der für die Cleveland Cavaliers auf Punktejagd geht, betonte, die Menschen regierten das Land, nicht eine einzelne Person – schon gar nicht Trump. Der dreifach NBA-Champion nannte Trump allerdings nicht beim Namen, sondern bezeichnete ihn nur als „der Typ“.
Viele NBA-Profis waren über die Wortwahl des Präsidenten verärgert. Dieser hatte Football-Spieler, die sich beim Erklingen der Nationalhymne knien oder sitzen bleiben, als „Hurensöhne“ bezeichnet.
Am Dienstag äußerte sich Trump erneut zu dem Thema, nachdem die Dallas Cowboys tags zuvor vor einem Spiel gekniet hatten. Sie waren jedoch aufgestanden, bevor die Hymne begann. Für die Aktion hatte das Team Buhrufe aus dem Publikum bekommen. Trump erklärte bei Twitter dazu, es seien die lautesten gewesen, die er jemals gehört habe. Es sei jedoch ein Fortschritt, dass die Spieler für die Hymne aufgestanden seien.
Der frühere Basketball-Superstar Michael Jordan hatte bereits am Sonntag erklärt, dass die USA eine lange Tradition von gewaltlosen, friedlichen Protesten haben. „Diejenigen, die vom Recht Gebrauch machen, sich friedlich zu äußern, sollten nicht verteufelt oder geächtet werden.“
Das sieht auch der US-amerikanische Freestyle-Skiläufer Gus Kenworthy so. Der Silbermedaillengewinner der Winterspiele von Sotschi 2014 ist „stolz, aus einem Land zu kommen, in dem wir das Recht haben zu sagen, was wir fühlen, und für das zu sprechen, was wir glauben“. Sollte er bei den Winterspielen in Pyeongchang Gold gewinnen, könne er sich ebenfalls vorstellen, ein Statement zu setzen: „So wie ich mich kenne, würde ich das wahrscheinlich tun, aber ich mag es nicht, solche Dinge vorher zu planen.“ Genau wie Basketballer Curry würde er eine Einladung ins Weiße Haus nicht annehmen.
Olympiasiegerin Julia Mancuso äußerte ihren Respekt vor Sportlern, die ihre Meinung sagen. „Ich schaue zu Athleten auf, die für das, was sie glauben, Stellung beziehen“, sagte die Skirennläuferin. Trotz der Regeln des Internationalen Olympischen Komitees, die es untersagen, die Spiele für politische Statements zu nutzen, sagte Scott Blackmun vom Nationalen Olympischen Komitee der USA: „Unsere Haltung dazu ist ganz klar, und wir erkennen die Rechte der Athleten an, sich selbst auszudrücken.“
Auch in der amerikanischen Motorsport-Serie NASCAR werden Stimmen laut, die nicht mit Trump übereinstimmen. Dale Earnhardt Jr., der beliebteste Fahrer in der Rennserie, sagte am Montag bei Twitter, er unterstütze das Recht auf friedliche Proteste. Earnhards Aussage steht in Kontrast zu etlichen NASCAR-Teambesitzern, die erklärten, dass sie protestierende Fahrer nicht billigen würden.
Wie sich die Dallas Mavericks in der Debatte verhalten, will Nowitzki mit seinen Teamkollegen in Ruhe besprechen. „Wir werden uns treffen und ein bisschen besser kennenlernen – wir haben viele neue Gesichter in der Umkleidekabine – aber wir werden jeden anhören“, sagte der 39-Jährige. Gemeinsam mit Mitarbeitern und Management werde man dann eine Entscheidung treffen. Politik wird also ein Thema bleiben – nicht nur Sport.
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