Nations League: Gegner, Modus, Fahrplan & Kritik
Erstmals seit der EM 1960 feiert wieder ein Wettbewerb für Fußball-Nationalmannschaften auf europäischer Ebene Premiere. Damals wie heute tun sich viele deutsche Fußball-Größen schwer mit dem neuen Turnierformat.
Ein Boykott wie einst unter Bundestrainer Sepp Herberger kommt aber natürlich nicht infrage. Obwohl dies manchem Bundesliga-Vertreter offenbar durchaus recht wäre. Weltmeister-Coach Joachim Löw freut sich aber auf namhafte Gegner. Und DFB-Chef Reinhard Grindel hat vor allem die Bewerbung um die EM 2024 im Blick.
Wie funktioniert die Nations League?
Die Nations League ist in vier Ligen unterteilt, in Liga A treffen die bestplatzierten Teams der europäischen Rangliste aufeinander, darunter auch Deutschland. Jede Liga ist noch einmal in vier Gruppen gesplittet. Die vier Gruppensieger der Liga A spielen den Nations- League-Titel aus. Die Gruppensieger der übrigen Ligen steigen in die nächsthöhere Liga auf, die schlechtesten Teams jeder Gruppe in den Ligen A bis C steigen ab.
Wer sind die möglichen deutschen Gegner?
In Liga A gibt es vier Gruppen mit jeweils drei Mannschaften. Als topgesetztes Team geht die Löw-Auswahl in der Gruppenphase Spanien, Belgien und Portugal aus dem Weg. Gegner für das Löw-Team sind einerseits Frankreich, England, Schweiz oder Italien sowie eine Mannschaft auf dem Topf mit Polen, Island, Kroatien und den Niederlanden.
Welchen Einfluss hat die Nations League auf die EM 2020?
Vier der insgesamt 24 Startplätze für die EM werden über den neuen Wettbewerb vergeben. Die vier Gruppensieger aus den vier Ligen spielen in Playoffs jeweils untereinander mit Halbfinals und Finale einen EM-Startplatz aus. Sollten die Gruppensieger sich bereits über die reguläre Qualifikation für die EM qualifiziert haben, rückt das jeweils nächstbeste Team in die Playoffs nach.
Wie sieht der Fahrplan für die Länderspiele aus?
Die Gruppenspiele der Nations League finden im September, Oktober und November 2018 statt. Kurz vor der Sommerpause gibt es im Juni 2019 das Finalturnier der Liga A, in der der erste Titelträger der Nations League gekrönt wird. Von März bis November 2019 sind die Gruppenspiele der EM-Qualifikation geplant. Die Playoffspiele, in denen sich die vier letzten Mannschaften für die Euro qualifizieren, steigen im März 2020.
Sind alle von der neuen Nations League begeistert?
Vor allem aus Deutschland gibt es Kritik. „Wir brauchen nicht mehr Länderspiele, sondern weniger Länderspiele, denn die Spieler sind körperlich absolut am Limit“, warnt Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Durch die Nations League steigt zwar nicht die Anzahl der Auftritte von Nationalmannschaften, allerdings sind deutlich mehr Pflichtspiele zu bestreiten. DFB-Chef Reinhard Grindel versucht, die Wogen zu glätten. Keine Mehrbelastung von Nationalspielern lautet das Versprechen des Verbandschefs.
Warum macht sich Grindel zum Anwalt der Nations League?
Deutsche Opposition gegen den UEFA-Wettbewerb könnte fatale Auswirkungen auf die EM-Bewerbung für 2024 haben. Schon im September stimmen die Mitglieder der UEFA-Exekutive über den Ausrichter ab. Im Gremium sitzen viele Mitglieder aus Ländern wie Kroatien, Dänemark oder Bulgarien, für die die Nations League durch gesicherte Werbe- und TV-Einnahmen finanziell sehr attraktiv ist.
Wo sind die Spiele der Nations League zu sehen?
Im Gegensatz zu EM-Qualifikationsspielen, die RTL überträgt, haben sich ARD und ZDF die Rechte für die deutschen Spiele der Nations League gesichert. Die öffentlich-rechtlichen Sender werden von 2018 bis 2022 bis zu zwölf Partien der DFB-Auswahl in dem Wettbewerb zeigen. Das Finale wäre auch ohne deutsche Beteiligung zu sehen.
Was hat es mit dem Plan der Global Nations League auf sich?
Die UEFA plant tatsächlich schon eine weltweite Ausweitung ihrer Liga-Idee, sehr zum Unbill von FIFA-Boss Gianni Infantino. Noch ist nichts spruchreif, aber die Verhandlungen mit den anderen fünf FIFA-Konföderationen laufen. So könnte von 2021 an ein Multi-Nationen- Turnier mit den kontinentalen Nations-League-Siegern den Confederations Cup oder die in Europa ungeliebte Club-WM ersetzen. Das Thema steht auf der Tagesordnung für das nächste Meeting des FIFA-Councils am 15. und 16. März in Bogota. (dpa)
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