Nach Regenschlacht in Dortmund: In Stuttgart könnte es gegen Spanien gehen

Das 2:0 der DFB-Elf im Achtelfinale gegen Dänemark sorgt weiterhin für Debatten. Neben der 25-minütigen Unterbrechung wegen der schlechten Witterung steht auch die Schiedsrichterleistung in deren Fokus. Deutschland bereitet sich unterdessen bereits auf das Viertelfinale in Stuttgart vor.
Nico Schlotterbeck (2.v.r.) köpfte in der Anfangsphase ein Tor.
Nico Schlotterbeck (2.v.r.) köpfte in der Anfangsphase ein Tor.Foto: Marcus Brandt/dpa
Von 30. Juni 2024

Die EURO 2024 wird am Sonntag, 30. Juni, mit den Achtelfinalspielen England gegen Slowakei in Gelsenkirchen und Spanien gegen Georgien in Köln fortgesetzt. Die Sieger aus den Partien treffen im Viertelfinale auf die Schweiz oder Deutschland.

In Berlin haben die Eidgenossen im Auftaktspiel zur K.-o.-Runde den amtierenden Europameister Italien mit 2:0 aus dem Turnier geworfen. Am Abend setzt sich das DFB-Team in einem turbulenten Spiel gegen Dänemark in Dortmund mit dem gleichen Ergebnis durch.

Das Viertelfinale mit deutscher Beteiligung bietet nicht nur seiner spielerischen Qualität wegen anhaltenden Anlass für Diskussionen. Gesprächsstoff bieten auch die Begleitumstände der Begegnung. Dazu gehört nicht zuletzt der Umstand, dass der englische Schiedsrichter Michael Oliver das Spiel in der 36. Spielminute wegen eines Gewitters für 25 Minuten unterbrechen ließ. Ungewiss ist, inwieweit es bereits im Vorfeld der Entscheidung eine Anweisung der UEFA an Oliver zur Unterbrechung gegeben hatte, deren Beobachter auch für Fragen der Sicherheit von Spielern und Zuschauern zuständig sind.

Bereits bei der EURO 2012 wurde ein Spiel wegen Starkregens unterbrochen

Dabei war es nicht das erste EM-Spiel und auch nicht das einzige in jüngerer Zeit, das wegen heftiger Unwetter unterbrochen wurde. In der Vorrunde der EURO 2012 wurde das Spiel zwischen der Ukraine und Frankreich in der Donbass-Arena in Donezk für 58 Minuten wegen Starkregens gestoppt.

Am Samstag wurden aufgrund des starken Gewitters die Fanzonen im Westfalenpark und auf dem Friedensplatz geschlossen. Zu ähnlichen Veranlassungen war es bereits zuvor im Zusammenhang mit anderen Spielen gekommen. Zwischenfälle gab es laut Polizeibericht nicht. Allerdings ist in Dortmund eine Person auf das Dach des Stadions geklettert und wurde festgenommen – der 21-Jährige wollte gute Fotos machen.

Für den Fall, dass ein unterbrochenes Spiel nicht wieder angepfiffen werden kann, sieht das UEFA-Reglement für Europameisterschaften in Paragraf 29 eine Fortsetzung am darauffolgenden Tag vor. Eine komplette Neuaustragung wäre nur vorgesehen, wenn das Spiel gar nicht erst begonnen hätte.

Der Spielort würde grundsätzlich der gleiche bleiben, allerdings ist für jede Partie auch ein Ersatzstadion vorhanden, in dem notfalls ohne Zuschauer zu Ende gespielt werden könnte.

Dänen attestieren DFB-Team große Leistung – üben jedoch scharfe Kritik am Schiedsrichter

Dänemarks Team und Trainer Kasper Hjulmand haderten zudem mit Entscheidungen von Schiedsrichter Oliver, die dieser nach Rücksprache mit dem Videoassistenzschiedsrichter (VAR) getroffen hatte. Kurz nach Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit traf Verteidiger Joachim Andersen zum vermeintlichen 1:0 für Dänemark. Es wäre das erste Länderspieltor des Crystal-Palace-Legionärs gewesen.

Schiedsrichter Oliver erkannte den Treffer jedoch ab. Wie der VAR offenbarte, befand sich Teamkollege Thomas Delaney, von dem der Ball zu Andersen gekommen war, im Augenblick der vorangegangenen Hereingabe mit der Fußspitze im Abseits.

Drei Minuten später war wieder Andersen der Pechvogel: Eine Flanke von David Raum war ihm aus kurzer Distanz im Strafraum an die vom Körper abgespreizte Hand gesprungen. Oliver entschied nach VAR-Konsultation auf Elfmeter, den Kai Havertz zum 1:0 verwandelte.

„Wir können nicht Fußball spielen, ohne die Arme zu bewegen“, erklärte Hjulmand. Er sprach von „zwei lächerlichen Entscheidungen, die für das Spiel sehr entscheidend waren“ – auch wenn das stark aufspielende DFB-Team „vielleicht so oder so gewonnen“ hätte.

International sieht man Vorgehen des Schiedsrichters unproblematischer

Bei „FOX Sports“ sieht man die Entscheidungen unterdessen unproblematischer. In beiden Fällen habe die Technologie Beweise geliefert, die dem Schiedsrichter keine andere Vorgehensweise gelassen hätten, hieß es dort noch in der Liveübertragung.

Im Fall des Handspiels sei sogar ein Chip in den Ball selbst eingebaut, der sich bemerkbar mache, sobald dieser einen Arm berühre. Zwar war nicht von einer unnatürlichen Handbewegung hin zum Ball oder einer Absicht Andersens auszugehen, diesen mit der Hand zu spielen. Zum Zeitpunkt der Hereingabe von Raum hatte der Defensivspieler sich selbst jedoch durch den ausgestreckten Arm größer gemacht – was eine Qualifikation als Handspiel rechtfertigte.

Dennoch äußerte Andersen später gegenüber dem dänischen Sender TV2, Oliver hätte „eine der schlechtesten Schiedsrichterleistungen, die ich in meiner Karriere gesehen habe“, abgeliefert. Die Situation in der 50. Minute hätte „nicht einmal den Schatten eines Elfmeters“ geschaffen:

„Abseits ist Abseits, aber in einer solchen Situation auf Strafstoß zu entscheiden, ist verrückt.“

DFB-Team nun gegen Spanien oder Georgien

Demgegenüber sieht BVB-Innenverteidiger Nico Schlotterbeck, dem selbst in der vierten Minute ein Kopfballtor nach einer Behinderung von Torhüter Kasper Schmeichel aberkannt wurde, einen starken Rückenwind für das deutsche Team. Die Mannschaft habe „etwas ausgelöst“, zitiert ihn der „Mirror“. Er ist davon überzeugt, dass die DFB-Elf bei der EURO 2024 weit kommen kann:

„Wenn etwas von außen kommt, ist man sehr froh, dass man es als Katalysator im Spiel nutzen kann. Wir spielen mit Euphorie, wir spielen mit Spaß – das ist das Beste am Fußball.“

Der in unmittelbarer Nähe der Stadt aufgewachsene Schlotterbeck zeigt sich in besonderer Weise motiviert für das Viertelfinale am Freitag, 5. Juli, in Stuttgart. Dort trifft man auf den Sieger des Spiels zwischen den hochfavorisierten Spaniern und dem Überraschungsteam aus Georgien.

Gegen Spanien hat das DFB-Team bislang dreimal bei einer Europameisterschaft gespielt – zuletzt verlor man das Finale 2008 in Wien mit 0:1. Gegen Georgien gab es bis dato fünf Spiele der deutschen Elf, davon vier in der EM-Qualifikation. Alle Spiele konnte Deutschland dabei für sich entscheiden.

Nach dem sensationellen 2:0 der Georgier gegen den Turnier-Mitfavoriten Portugal ist man im spanischen Team gewarnt. Trainer Luis de la Fuente spricht von einer „anderen Form der EM“, die nun beginne:

„Georgien kommt mit einem Sieg gegen Portugal im Gepäck und in einem K.-o.-Spiel kann alles passieren.“



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