Mit Bruder Mischa an der Seite: Zverev will besseren ATP Cup

Nach der Quarantäne geht es für Alexander Zverev endlich richtig los. Beim ATP Cup will sich Deutschlands Nummer eins in Form für die am Montag beginnenden Australian Open bringen. Als Teamchef hat er eine ganz besondere Person an seiner Seite.
Titelbild
Mischa Zverev (l) betreut das deutsche Tennis-Team um Bruder Alexander beim ATP Cup.Foto: Jonas Güttler/dpa/dpa
Epoch Times1. Februar 2021

Alexander Zverev zerhackt seinen Tennisschläger. Er schnauzt seinen Vater an, Teamchef Boris Becker und Davis-Cup-Kapitän Michael Kohlmann sitzen hilflos und pikiert daneben.

Die deutsche Nummer eins verpatzt beim ATP Cup den Saisonauftakt und hinterlässt einen erschreckend schwachen wie rätselhaften Eindruck. Mehr als ein Jahr ist das nun her. Jetzt beginnt für Zverev nach der monatelangen Pause mit der zweiten Auflage des Nationen-Wettbewerbs in Melbourne das neue Tennis-Jahr.

Und der Rückblick wirft die Frage auf: Wie gelingt der Auftakt diesmal? Würde ein erneuter Wutanfall diesmal seinen Bruder treffen, der die Rolle des Teamchefs übernimmt? „Viel schlechter kann es ja gar nicht sein als letztes Jahr“, meinte Alexander Zverev.

Vor dem ersten Match seit dem 20. November scheint seine Laune gut zu sein. Mit einem spaßigen Teamabend inklusive Basketball-Challenge nach der abgelaufenen 14-tägigen Quarantäne stimmten sich Zverev, Jan-Lennard Struff und die Doppelspezialisten Kevin Krawietz und Andreas Mies auf die erste herausfordernde Aufgabe am Mittwoch (00.00 Uhr deutscher Zeit/ServusTV und Sky) gegen Kanada ein.

Das Match gegen Denis Shapovalov dürfte gleich einen Hinweis auf Zverevs Form bieten, 2020 hatte er beim ATP Cup klar gegen die Nummer zwölf der Welt verloren. Zuvor bekommt es Struff mit dem früheren Wimbledon-Finalisten Milos Raonic zu tun. Kanada sei für ihn auch „ein kleiner“ Titelfavorit, meinte Zverev angesichts der Besetzung.

Als Coach neben sich wird Zverev wie auch beim noch schwierigeren Duell mit Titelverteidiger Serbien um den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic einen Tag später seinen Bruder Mischa sitzen haben. Der 33-Jährige, selbst noch als Profi aktiv, vertritt bei der umgekrempelten zweiten Auflage des Nationen-Wettbewerbs Kohlmann und Becker. „Das sind zwei schwere Gegner. Wichtig ist mir vor allem, dass wir uns als Team präsentieren“, sagte Mischa Zverev.

Im vergangenen Jahr war für die deutsche Auswahl nach der Vorrunde Schluss, was insbesondere an Alexander Zverev lag, der alle seine drei Einzel verlor. Einen so holprigen Start will der 23-Jährige diesmal unbedingt vermeiden. „Ich bin jemand, der immer sehr langsam in ein Jahr startet. Das muss ich dieses Jahr anders machen, denn viel Zeit bleibt nicht“, sagte der US-Open-Finalist bei Eurosport.

Anders als 2020 hat Zverev diesmal kaum noch Freiraum, um seine Schwächen im Training auszumerzen. Direkt im Anschluss beginnt am 8. Februar mit den Australian Open das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres. Womöglich mit einigen Überraschungen, wie Mischa Zverev mutmaßte. „Das wird eine große Wundertüte“, sagte der ältere Zverev-Bruder der Deutschen Presse-Agentur. „Durch die 14 Tage in Quarantäne weiß niemand genau, wo er steht.“

Die beiden Brüder verbrachten die zwei Wochen gemeinsam im Hotel. Für fünf Stunden am Tag durften sie das Zimmer zum Training verlassen, zwei Stunden täglich waren für Einheiten auf dem Platz vorgesehen.

Andere Stars wie Novak Djokovic und Rafael Nadal waren in Adelaide untergebracht und genossen dort ein paar mehr Privilegien. „Die zwei Stunden reichen mir eigentlich nicht. Ich bin jemand, der immer sehr viel trainiert“, sagte Alexander Zverev, betonte aber angesichts des Preisgelds allein für Erstrunden-Verlierer, dass die Tennisprofis die Einschränkungen schlicht zu akzeptieren hätten: „Für 100 000 Dollar würden andere Menschen noch viel länger in Quarantäne gehen.“

Der ATP Cup soll diesmal für ihn ein gelungener Auftakt eines in jedem Fall aufregenden Jahres werden. Im März wird er Vater, seine Ex-Freundin Brenda Patea erwartet ein Kind von ihm. Rein sportlich muss es auch kein schlechtes Omen sein, sollte der Auftakt missglücken. Schließlich erreichte er nach den Wutanfällen beim ATP Cup anschließend bei den Australian Open sein erstes Halbfinale bei einem Grand Slam. Mischa Zverev hat vor einer Wiederholung des Ärgers jedenfalls keine Angst. „Ich bin ja auch immer noch sein Bruder“, sagte er mit einem Lachen. (dpa)



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