Mischa Zverev im Achtelfinale der US Open
Mischa Zverev winkte nach seinem ersten Einzug ins Achtelfinale der US Open Tribünengast Boris Becker zu und zeigte sich überrascht von sich selbst. Unerwartet glatt in drei Sätzen mit 6:4, 6:3, 7:6 (7:5) gewann der Hamburger seine Drittrundenpartie in New York gegen Aufschlagspezialist John Isner.
Dank seiner konsequenten Netzangriffe bestand der Viertelfinalist der Australian Open die Geduldsprobe und nutzte seinen dritten Matchball. „Ich hätte heute nichts viel besser machen können. Es war einfach ein guter Tag“, sagte Zverev. Statt seines an Position vier gesetzten Bruders Alexander vertritt Mischa Zverev auch in der zweiten Woche des Grand-Slam-Turniers die deutschen Hoffnungen. „Das ist eine Überraschung für mich. Ich habe ihn hier im Achtelfinale oder Viertelfinale erwartet und nun bin ich es“, sagte der 30-Jährige nach seinem fast fehlerlosen Auftritt über 2:06 Stunden Spielzeit. Erst nach einem Hinweis beim Siegerinterview entdeckte er Becker, den neuen Chef im deutschen Herren unter den Zuschauern.
Nach Julia Görges bei den Damen steht Zverev als zweiter Deutscher in der Runde der besten 16. Am Samstag spielt zudem Philipp Kohlschreiber seine Drittrunden-Partie gegen den Australier John Millman und hat die Chance auf ein mögliches Achtelfinale gegen Tennis-Star Roger Federer. Anfangs standen 17 deutsche Teilnehmer im Hauptfeld des vierten Grand-Slam-Slam-Turniers des Jahres.
Zverev trifft im Kampf um einen Platz im Viertelfinale am Sonntag erstmals auf Isners Landsmann Sam Querrey, der Nummer 21 der Welt – ebenfalls eine nicht unlösbare Aufgabe. „Er spielt unglaubliches Tennis, vor allem in diesem Jahr“, warnte der Davis-Cup-Spieler.
Den Blick auf das Tableau meidet Zverev, doch nach vielen Absagen und Überraschungen bietet das Feld für Außenseiter hervorragende Chancen. Der an zehn gesetzte Isner war der am besten platzierte Profi in der unteren Hälfte. „Ich habe heute ein großartiges Match gespielt, aber du weißt nie, was in zwei Tagen passiert“, sagte Zverev.
Nach zwei Fünf-Satz-Matches in den ersten beiden Runden musste der Linkshänder gegen den 2,08 Meter großen Isner geduldig auf seine Chance warten, die sich bei 4:4 erstmals eröffnete: Der Amerikaner erlaubte sich einen Doppelfehler zum 15:40. Dann zwang Zverev ihn mit einem Passierball zum Volleyfehler. Die Taktik, den zweiten Aufschlag früh statt weit hinter der Grundlinie zu nehmen, ging auf.
Mitte des zweiten Satzes ließ sich Isner in einer medizinischen Auszeit den Nacken einrenken. Zwei Spiele später hatte Zverev auch den zweiten Abschnitt sicher. Anders als es sein Bruder gemacht hätte, zeigte Mischa Zverev im größten Tennis-Stadion der Welt kaum Emotionen oder Reaktionen. Egal ob er den Satz gewann oder mit einem Volley brillierte – der Weltranglisten-27. blieb ruhig. Auch nach dem verwandelten Matchball freute er sich bescheiden.
Sein Sieg weckt Erinnerungen an die Australian Open. In Melbourne besiegte der Volleyspezialist den Weltranglisten-15. in der zweiten Runde in fünf Sätzen, ehe er im Achtelfinale sensationell die damalige Nummer eins Andy Murray entzauberte und ein Viertelfinale gegen den späteren Turniersieger Federer erlebte. (dpa)
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