Löws WM-Puzzle: 23 plus x – Kahn äußert Bedenken bei Neuer
Joachim Löw schweigt – bis Dienstag. Dann wird der Bundestrainer im Dortmunder Fußball-Museum sein Personalpuzzle für die WM in Russland enthüllen.
Die Formel lautet dann zunächst: 23 Spieler plus x. Zuvor fieberte Löw beim Bundesligafinale in seiner Heimat mit modischer Sonnenbrille beim Klassenerhalt seines Herzensclubs SC Freiburg mit.
Eine Sichtung möglicher WM-Kandidaten stand beim 2:0 des Sportclubs gegen den FC Augsburg eher nicht auf dem Plan. Es sei denn, Löw würde bei der Bekanntgabe des vorläufigen WM-Kaders am Dienstag (12.30 Uhr) den zweitbesten Saisontorschützen Nils Petersen (15 Treffer) als echte Überraschung für das Turnier in Russland präsentieren wollen. Aber das wird eher nicht passieren.
Das Tableau steht unabhängig vom Geschehen am letzten Spieltag, auch wenn Teammanager Oliver Bierhoff zum Auswahlprozess anmerkte: „Es ist immer ein Abwägen. Man schiebt Dinge fünfmal raus. Und es ist dann Jogis finale Entscheidung – und oft eine Bauchentscheidung. Aber die tragen alle mit“, sagte Bierhoff zum Vorgehen des Trainerstabes.
Am Montag muss Löw der FIFA eine Kaderliste mit maximal 35 Spielern melden. Der Weltverband wird diese aber nicht veröffentlichen. Und der Bundestrainer wird am Dienstag auch nur die Spieler benennen, die er am 23. Mai mit ins Trainingslager nach Südtirol nehmen will.
Der endlich mal nicht verletzte Marco Reus empfahl sich beim Dortmunder 1:3 gegen Hoffenheim nochmal als Torschütze. Mario Götze schmorte auf der Bank. Weltmeister André Schürrle bot einen weiteren Nachweis fehlender WM-Form. In München verletzte sich Mats Hummels am linken Fuß, was aber zunächst nur ein Problem für das Pokalfinale mit dem FC Bayern bedeuten soll. „Wir hoffen, dass es nichts Größeres, nichts Ernsthaftes ist“, sagte der Innenverteidiger. „Es ist schon schmerzhaft. Man muss gucken, wie es sich entwickelt.“
Noch mehr Verletzungssorgen kann Löw nach dem sicheren Ausfall von Lars Stindl nicht gebrauchen. Das WM-Aus des verletzten Gladbachers könnte WM-Finaltorschütze Götze einen Kaderplatz bescheren. Löw hat nach wie vor die Qual der Wahl. „Wir haben diesmal von der Qualität her einen unglaublich starken Kader“, betonte Manager Bierhoff.
Es gibt kleinere und größere Fragezeichen. Das größte steht hinter Torhüter Manuel Neuer, das zweitgrößte hinter Jérôme Boateng. Der Verteidiger zeigte sich nach seiner Muskelverletzung im Oberschenkel bei der Meisterparty des FC Bayern am Wochenende zuversichtlich. „Der Bundestrainer hat mit unserem Doktor gesprochen. Er weiß ganz genau, dass ich das Ziel WM habe und es absolut realistisch ist, dass ich da mitfahre“, sagte Weltmeister Boateng.
Das hat auch Neuer vor, obwohl die Bedenken wachsen. Der langjährige DFB-Kapitän Oliver Kahn sprach sie in der „Bild am Sonntag“ aus. Es sei ein Punkt erreicht, „an dem sich Manuel fragen muss, ob er sich in dieser Situation noch einen Gefallen tut“, sagte Ex-Keeper Kahn.
Der 32-järhige Neuer hat nach einem erneuten Mittelfußbruch seit September 2017 kein Spiel bestritten. „Es ist die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, einen Spieler, der mehr als ein halbes Jahr verletzt war, mit zu einer WM zu nehmen. Das ist eine schwere Entscheidung für die Verantwortlichen“, sagte Kahn mit Blick auf Chef Löw.
Der Bundestrainer kann noch Zeit gewinnen, weil er den finalen 23-Mann-Kader erst am 4. Juni der FIFA melden muss. Zwei Tage zuvor könnte Neuer beim WM-Test gegen Österreich im Tor stehen. Löw könnte also erstmal mit vier Torhütern in die WM-Vorbereitung starten; neben dem noch nicht spielfähigen Kapitän Neuer wären das Marc-André ter Stegen, Kevin Trapp und Bernd Leno. Bei der Formel 23 plux x kann Löw einige Entscheidungen ins Trainingslager in Südtirol vertagen. „Es wird interessant zu sehen, wen der Trainer erstmal mitnimmt und ob es eine Überraschung gibt oder nicht“, sagte Hummels gespannt.
Ein vorläufiger WM-Kader mit 27 Spielern könnte so aussehen:
Tor (4): Neuer, ter Stegen, Trapp, Leno Abwehr (8): Kimmich, Boateng, Hummels, Rüdiger, Süle, Ginter, Hector, Plattenhardt Mittelfeld (12): Kroos, Khedira, Müller, Özil, Draxler, Reus, Gündogan, Goretzka, Sané, Götze, Rudy, Brandt Angriff (3): Werner, Gomez, Wagner. (dpa)
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