Kraftakt abgehakt: DFB-Elf nun heiß auf die USA
Im wohl ausverkauften Olympiastadion von Montreal muss die DFB-Auswahl am Dienstag im Halbfinale gegen die US-Girls mit einer ähnlich feindseligen Atmosphäre rechnen wie bei der spektakulären Nadine-Angerer-Show gegen „Les Bleues“.
„Für uns ist das kein Problem. Wir sind jetzt so heiß, es macht total Spaß in dem Stadion. Ich freue mich riesig darauf und würde am liebsten sofort wieder spielen“, betont Melanie Behringer, die sich wie ihre Teamkolleginnen beim Showdown gegen Frankreich auch von den Pfiffen und Buhrufen der Zuschauer nicht aus der Konzentration reißen ließen. „Bei meinem Elfer habe ich gar nichts mitbekommen. Nix gesehen, nix gehört“, berichtet Babett Peter. Nur bei den anderen Schützinnen habe sie den Lärm wahrgenommen. „Ich schätze, gegen die USA wird es ähnlich sein.“
Bundestrainerin Silvia Neid lobte vor allem die große Moral und den Charakter des Teams, das gegen die spielerisch klar überlegenen Französinnen auch nach dem 0:1 von Louisa Necib (63.) nie aufgab und an sich glaubte. So fiel der Ausgleich durch Celia Sasic (84./Handelfmeter) zwar spät, aber nicht zu spät. „Ich finde, dass meine Mannschaft richtig charakterstark ist. Sie hat sich in der zweiten Hälfte reingekämpft und es noch ins Elfmeterschießen geschafft.“
Behringer und Peter erklärten unisono, dass sie eigentlich „nie das Gefühl hatten“, es könne gegen Frankreich schief gehen. Das ist schon erstaunlich, weil es für den Betrachter von außen anders aussah. „Als wir das Elfmeterschießen erreicht hatten, wusste ich, dass wir gewinnen“, betont Peter und bestärkt die Hoffnungen für den Rest des Turniers: „Wir sind vielleicht nicht die beste Mannschaft, aber mit Sicherheit das beste Team!“
Angerer war mental gerüstet für den dramatischen Höhepunkt. Zunächst aber verwandelten Behringer, Simone Laudehr, Peter, die trotz Schmerzen im linken Sprunggelenk angetretene Dzsenifer Marozsan sowie erneut Sasic cool im Wechsel mit „Le Bleues“ ihre Strafstöße. Ausgerechnet die mit 21 Jahren jüngste der fünf französischen Schützinnen, Claire Lavogez verließen im Angesicht von Angerer schließlich die Nerven. „Bei ihr hatte ich das Gefühl, dass sie Angst hatte“, erklärte die Weltfußballerin von 2013.
Angerer erwartet nun wieder ein ganz anderes Duell als das mit den feinen Technikerinnen der Grande Nation: „Die USA sind ein richtig starker Gegner mit einer erfahrenen Mannschaft, die viel individuelle Klasse hat. Sie sind sehr athletisch und kommen über ihre Power.“
Bei Annike Krahn, neben Angerer die beste deutsche Spielerin, hielt sich das Mitgefühl für die ehemaligen Mitspielerinnen von Paris Saint-Germain und die übrigen Französinnen in Grenzen. „Es war vorher klar, dass eine Mannschaft traurig nach Hause fahren muss. Ich bin ganz froh, dass wir das nicht sind“, so die Bochumerin gewohnt pragmatisch. „Klar war es letztlich glücklich. Aber ehrlich gesagt, ist mir das auch egal.“
Für die US-Girls bietet sich nach zwölf Jahren nun endlich die Chance, ihr Deutschland-Trauma zu besiegen. Die 0:3-Demütigung im Halbfinale der Heim-WM 2003 gegen Birgit Prinz und Co. auf deren Weg zum ersten deutschen WM-Triumph haben die Amerikanerinnen nie verwunden. Es war die Wachablösung im Weltfußball der Frauen, die bis heute Bestand hat. Im Prestige-Duell am Dienstag in Montreal geht es also um mehr als den Einzug ins WM-Finale.
(dpa)
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