Kovac, Konstanz, Defensive: Die Problemfelder des FC Bayern

Anfang Oktober ein 7:2 bei Tottenham, Anfang November ein 1:5 bei Eintracht Frankfurt. Für den FC Bayern hat sich das Bild innerhalb eines Monats komplett gewandelt. Trainer Kovac winken die härtesten Tage seiner Amtszeit - sofern er überhaupt weitermachen darf.
Titelbild
Bayerns Trainer Niko Kovac gibt sich trotz des Debakels gewohnt kämpferisch.Foto: Uwe Anspach/dpa/dpa
Epoch Times3. November 2019

Als Niko Kovac noch im Kreuzverhör zu seiner Zukunft und dem blamablen 1:5 bei Eintracht Frankfurt stand, hatten die Bayern-Bosse die Arena schon kommentarlos durch den Hintereingang verlassen.

Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic zogen es vor, nach dem sportlichen Debakel zu schweigen. Entsprechend angezählt wirkt Trainer Kovac, der einen Monat nach der sportlichen Sternstunde beim 7:2 bei Tottenham mehr denn je um seine Zukunft bangen muss. 

Die sportlichen Sorgen des FC Bayern wirken wenige Tage vor dem Bundesliga-Gipfel gegen Borussia Dortmund größer denn je seit dem Amtsantritt des Kroaten. Die erste Maßnahme: Das öffentliche Training am Sonntag wurde gestrichen. „Wir bitten alle Fans um Verständnis“, hieß es einer Vereinsmitteilung.

ANGEZÄHLTER TRAINER: Jürgen Klinsmann blieben nach einem 1:5 beim VfL Wolfsburg 2009 noch gut drei Wochen, bevor er rausflog. Ob Kovac in München überhaupt noch so lange Zeit bekommt, ist offen. Sowohl eine sofortige Trennung als auch ein Aus nach der bevorstehenden Englischen Woche mit Spielen gegen Piräus und den BVB erscheinen möglich. „Ich bin nicht blauäugig. Ich habe im letzten Jahr nicht aufgegeben und werde auch jetzt nicht aufgeben“, sagte Kovac an seiner alten Wirkungsstätte.

Auch im Vorjahr stand der Coach schwer in der Kritik, schaffte dann aber die Wende und wurde schlussendlich Double-Sieger. Ob sich diese Geschichte wiederholt, scheint fraglich, denn selbst nach den zwei nationalen Titeln verstummte die Kritik an ihm nie so richtig. Schon vor der Klatsche wurden Kovac fehlender spielerischer Glanz und mangelnde Souveränität in den vergangenen Spielen angelastet. Auch, dass er nach misslungenen Auftritten häufiger die Schuld bei den Profis suchte, kam alles andere als gut an.

FEHLENDE KONSTANZ: Zwischen einer 7:2-Gala bei einem Finalisten der Champions League und einem 1:5 in der Liga liegen bei den Bayern gerade einmal gute vier Wochen. Den Münchnern geht in dieser Saison ihre gewohnte Konstanz abhanden. Auf das Tottenham-Spiel folgten eine Niederlage gegen Hoffenheim, ein Remis in Augsburg sowie glanzlose Erfolge über Piräus, Union Berlin und den VfL Bochum. Nach dem Zitter-2:1 beim Zweitligisten gab Kapitän Manuel Neuer den Journalisten einen schnippischen Tipp: „Schreib Bayern drüber. Dann ein leeres Blatt, das beschreibt unsere Leistung.“

MÜLLER-DEBATTEN: „Müller spielt immer.“ Dieser von Louis van Gaal geprägte Satz hat im zweiten Kovac-Jahr längst keine Gültigkeit mehr. Nach der Verpflichtung von Barcelona-Star Philippe Coutinho saß der 30 Jahre alte Ur-Bayer zuletzt häufig auf der Bank, für seine Aussage „Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen“ musste sich Kovac entschuldigen. Doch auch Präsident Hoeneß sagte angesichts des namhaften Neuzugangs: „Es war doch klar, dass wenn der (Coutinho) kommt, dass es für den Thomas schwieriger wird.“

SCHWACHE DEFENSIVE: Die extrem von 14-Tore-Mann Robert Lewandowski abhängige Offensive zählt wieder einmal zur Bundesliga-Spitze. Das kann man über die Defensive derzeit überhaupt nicht sagen. Zuletzt trafen Paderborn, Hoffenheim und Augsburg doppelt gegen die Münchner. 16 Gegentore sind nicht nur der schlechteste Wert aller Topteams, sondern auch mehr Gegentreffer als Aufsteiger Union Berlin und nach zehn Saisonspielen so viele wie seit der Amtszeit von Klinsmann im Herbst 2008 nicht mehr. (dpa)



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