Kohlschreiber nach München-Aus: «Denke nicht ans Aufhören»
Philipp Kohlschreiber wirkte nicht so, als habe er seine Tenniskarriere schon aufgegeben. Nach fast zweieinhalb Stunden seines Auftaktmatches in München und einer schmerzlichen Niederlage verzog er sich nicht etwa frustriert ins Hotel oder nach Hause.
Nein, der 37-Jährige packte seine Sachen und marschierte vom Center Court direkt zu einem Nebenplatz der BMW Open, um noch ein kurzes Training anzuschließen. „Ich denke nicht ans Aufhören“, betonte der deutsche Routinier. Kohlschreiber will es noch einmal wissen.
Das Erstrunden-Aus gegen Dominik Koepfer (6:4, 4:6, 3:6) „tut weh“, sagte der einst beste deutsche Tennisprofi zwar. An seiner Haltung zur Sportart und an seinen Zielen für diese Saison aber ändere das nicht. „Mir macht es weiter unheimlich viel Spaß“, sagte er. „Der Ehrgeiz, der Wunsch sind da, nochmal gutes Tennis zu spielen. Ich habe mir vorgenommen, alles zu geben in diesem Jahr und am Ende des Jahres wird abgerechnet: Bin ich noch gut genug oder nicht?“
Die alte Klasse blitzte auch gegen Koepfer hier und da auf, vor allem auf seinem Lieblingsbelag Sand traut sich Kohlschreiber noch einiges zu. Rhythmus und Gefühl aber litten in der Corona-Zeit.
Im Februar 2020 überstand Kohlschreiber in Dubai die erste Runde – seither hat er auf der ATP-Tour kein Spiel mehr gewonnen. Allerdings trat er auch nur bei fünf Turnieren an, was am Abrutschen in der Weltrangliste lag: Bei den US Open und French Open reichte es für das bei Grand Slams große 128er Feld. In Kitzbühel und Hamburg durfte er – wie nun auch in München – dank einer Wildcard ran.
Bei anderen Events wollte er sich die Qualifikation nicht antun, in Pandemiezeiten richtete er sich lieber im neu gebauten Haus ein. „Ich habe so lange wie noch nie Zeit daheim verbracht“, erzählte er. „Nach Oktober habe ich drei Monate kein Tennis gespielt.“ Die Auszeit war nötig, „um meinem Körper Zeit zu geben, ihm eine Pause zu gönnen“.
Nun sei er wieder fit, was die Sonderschicht nach dem harten Match gegen Kopfer unterstreicht. Und Kohlschreiber will sich in seinem letzten Jahr nicht mehr nur die Turnier-Perlen rauspicken. Das Challenger in Heilbronn Anfang Mai etwa sei sein nächster Stopp. „Ich muss weiter machen, weiter an mir arbeiten“, kündigte er an.
Es geht für ihn darum, Selbstvertrauen zu tanken für die French Open. Dort darf er im Hauptfeld ran, weil er ein sogenanntes Protected Ranking hat – sein aktueller Weltranglistenplatz 114, den er bis dahin womöglich nicht halten kann, ist also kein Hindernis. In Paris „hab ich wenig zu verlieren“. Vielleicht gelingt eine Überraschung.
Am Münchner Aumeisterweg wurde übrigens auch Koepfer zu Kohlschreiber befragt. Just der Schwarzwälder hat dem Rekordsieger der BMW Open – drei Erfolge und noch drei Finalteilnahmen – womöglich den letzten Auftritt beim Heimturnier vermasselt. „Er hat eine unglaubliche Karriere gehabt“, sagte der 26-Jährige, meinte dies aber freilich nicht als Abgesang und ergänzte deshalb: „Er spielt immer noch sehr gutes Tennis.“ Das will Kohlschreiber in diesem Jahr beweisen. (dpa)
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