«König von London»: Bulgarien feiert Grigor Dimitrow
In seiner Geburtsstadt Haskowo feiern die Menschen eine spontane Party, Staatspräsident Rumen Radew gratuliert via Facebook – doch nach seinem Sieg im B-Finale gegen den Belgier David Goffin bleibt Grigor Dimitrow ganz bescheiden.
Von neuen Machtverhältnissen im Tennis will der Bulgare nicht sprechen. „Es ist ein tolles Fundament, auf dem ich für nächstes Jahr aufbauen kann“, sagt der 26-Jährige nach dem größten Erfolg seiner Karriere.
In London hatte Dimitrow, der mit drei Jahren von seinen Eltern die ersten Tennis-Schritte lernte, erstmals die ATP World Tour Finals gewonnen. Und zum ersten Mal seit 2009 hieß der Sieger der WM nicht Roger Federer, Novak Djokovic oder Andy Murray.
Kommt nun seine Zeit, schlägt nun die Stunde des Grigor Dimitrow, der seit 2008 als Profi tourt und 2013 in Stockholm sein erstes ATP-Turnier gewann? Der Weltmeister hält sich da zurück, er will einfach weiter nur auf sich achten – und noch härter trainieren. Ein Ziel von ihm sei, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. „Das ist schon immer ein Traum von mir gewesen“, betonte er. „Ich habe noch viel zu geben. Ich will besser und noch besser spielen.“
Das wird vor allem seine Eltern glücklich machen. Grigor ist ein Einzelkind, sein Vater ist Tennistrainer, seine Mutter Sportlehrerin. Seit seinem fünften Lebensjahr spielt der Filius regelmäßig Tennis. In seiner Geburtsstadt Haskowo im Süden Bulgariens soll der Center Court nun den Namen „Grigor Dimitrow“ tragen.
Doch „Grischo“, wie er liebevoll in seiner Heimat genannt wird, ist auch ein Frauenschwarm. Nicht nur sein Aufstieg zum Weltmeister, sondern auch sein Privatleben wird mit viel Neugier beäugt. Seine jetzige Lebensgefährtin ist die Sängerin Nicole Scherzinger.
Nach dem Sieg in London „grüßte ich Nicole, weil sie Teil meiner Familie ist“, zitierte die bulgarische Zeitung „24 Tschassa“ den jubelnden Dimitrow. Seine Ex-Freundin war die russische Tennisspielerin Maria Sharapowa.
Federer, Djokovic, Murray – dieses Trio und der Spanier Rafael Nadal haben in den vergangenen Jahren fast alles gewonnen, was wichtig ist. Die großen Vier, wie sie auch genannt werden, sind alle mindestens 30 Jahre alt. Federer ist schon 36. Dimitrow hingegen 26. Genau wie sein Finalgegner David Goffin.
„Nach dieser Woche bin ich mental ein besserer Spieler“, sagte Goffin, der in dem engen Dreisatzfinale eine starke Leistung zeigte. Er habe sich bewiesen, verdient bei dem Turnier dabei gewesen zu sein – unter den besten Acht der Welt.
Sind der Bulgare und der Belgier Teil einer Generation, die langsam das Kommando übernimmt? Oder hatten sie nur Glück? Goffin besiegte im WM-Halbfinale völlig überraschend und ebenso verdient den formstarken Federer. In der Gruppenphase bezwang er Nadal, der sich danach wegen Knieschmerzen aus dem Turnier zurückzog. (dpa)
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