Köln und Europa: «So lange wie möglich da oben ransaugen»
Jörg Schmadtke konnte mit dem 0:0 beim FSV Mainz 05 gut leben. „Wenn wir gewonnen hätten“, sagte der Sportdirektor des 1. FC Köln hinterher süffisant, „dann hätte ich hier noch mehr blöde Fragen zum Thema Europa League beantworten müssen.“
1992 war der frühere Dauergast zum letzten Mal in dem damals noch UEFA-Cup heißenden Wettbewerb dabei. So gut wie in dieser Saison standen die Chancen auf eine Rückkehr seitdem selten. Die Hinrunde der Fußball-Bundesliga schloss der FC als Tabellensiebter ab, der Rückstand auf einen Europa-League-Rang beträgt drei Punkte. Köln auf dem Weg nach Europa? Das spricht dafür und dagegen:
PRO:
DIE DEFENSIVE: Die Mannschaft von Peter Stöger ist nur schwer zu besiegen. Sie kassierte in den 17 Hinrunden-Spielen bloß 15 Gegentore und hat damit zusammen mit RB Leipzig und Eintracht Frankfurt die statistisch zweitbeste Abwehr der Liga. „Köln ist sehr gut organisiert. Dieser Code ist nur schwer zu knacken“, sagte auch der Mainzer Trainer Martin Schmidt nach dem 0:0.
DAS MOMENTUM: Der FC spielt in dieser Saison in etwa die Rolle, die Mainz 05 vor einem Jahr einnahm. Eine kontinuierliche Entwicklung, einige kluge Transfers, ein vergleichbar geringer Erwartungsdruck – so wächst im Schatten deutlich ambitionierterer Vereine erneut ein möglicher Europa-League-Aspirant heran. Mainz hatte vor einem Jahr sogar zwei Punkte weniger als die Kölner aktuell und wurde am Ende trotzdem Sechster. „Wir wollen uns so lange wie möglich da oben ransaugen“, sagte Abwehrchef Dominic Maroh. „Dann sehen wir im Frühling, wo wir stehen und was dann noch möglich ist.“
KONTRA:
DIE KONKURRENZ: Bayer Leverkusen, Schalke 04, auch Mainz – hinter dem FC lauern noch mehrere deutlich prominenter besetzte Rivalen. „Ich gehe zumindest davon aus, dass sie die Europa-Plätze noch erreichen wollen und alles dransetzen werden, das zu schaffen“, sagte Trainer Peter Stöger in einem „Bild“-Interview über diese starke Konkurrenz. „Und wenn man auf die Tabelle schaut, weiß man auch, dass wir und vielleicht Eintracht Frankfurt die Clubs sind, bei denen sie sicherlich sagen werden: „Die können wir noch einholen.““
DER KADER: 13 der bisherigen 21 Saisontore schoss Stürmer Anthony Modeste. Einen zweiten torgefährlichen Spieler gibt der Kölner Kader aktuell nicht her. Auf Dauer ist das für ein Spitzenteam zu wenig, auch wenn man sich durch die Verpflichtung von Christian Clemens (von Mainz 05), die Rückkehr des lange verletzten Leonardo Bittencourt sowie den Aufschwung des Japaners Yuya Osako mehr Unterstützung für den Franzosen Modeste verspricht. Aktuell haben die Kölner seit sechs Bundesliga-Spielen nicht mehr gewonnen. „Unser Ziel ist Platz neun. Und da sind wir auf einem guten Weg“, sagte Torwart Thomas Kessler in Mainz. Das hätte Jörg Schmadtke nicht besser formulieren können. (dpa)
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