Klopp führt Liverpool gegen Tottenham auf Europas Thron
Im Moment seines größten Triumphs war Jürgen Klopp ein fairer Sportsmann. Er umarmte seinen Gegner Mauricio Pochettino, schlug sich mit der Faust auf das Herz – und umarmte erst danach jeden einzelnen seiner Spieler.
Der deutsche Trainer und sein FC Liverpool haben endlich den lang ersehnten Champions-League-Titel gewonnen. In einem schwachen Endspiel von Madrid siegte der Favorit mit 2:0 (1:0) gegen den englischen Premier-League-Rivalen Tottenham Hotspur.
Ein frühes Elfmetertor von Mohamed Salah (2. Minute) und ein später Treffer von Divock Origi (87.) bescherten den Reds nach zwei verlorenen Europacup-Endspielen 2016 und 2018 sowie dem zweiten Platz in der englischen Meisterschaft die verdiente erste Trophäe der Ära Klopp und den sechsten Erfolg im wichtigsten Vereinswettbewerb insgesamt.
Vor 63.272 Zuschauern im Stadion Wanda Metropolitano gab der slowenische Schiedsrichter Damir Skomina schon nach 24 Sekunden einen Handelfmeter für Klopps Team. Tottenhams Moussa Sissoko hatte seinen Arm viel zu weit vom Körper weggestreckt, Liverpools Sadio Mané schoss ihn im Strafraum an. Auf das zweitschnellste Endspieltor der Champions-League-Historie nach Paolo Maldinis Treffer 2005 für den AC Mailand fanden die „Spurs“ 90 Minuten lang keine Antwort. Für so ein großes Finale war das Team aus London alles in allem zu schwach. Als die Spurs sehr spät alles nach vorne warfen, entschied Origi das Spiel.
371 Tage nach der bitteren Finalpleite von Kiew gegen Real Madrid (1:3) war diesmal Klopp dran. Vergessen sind die sechs verlorenen Endspiele mit Borussia Dortmund und Liverpool. „Es ist ein Kindheitstraum wahr geworden. Das ist unglaublich“, sagte Liverpool-Torhüter Alisson und Torschütze Origi fügte hinzu: „Das ist etwas Besonderes. Es war ein hartes Spiel. Wir haben gegen ein starkes Tesm gespielt, aber wir waren auch stark. Es kann sich im Fußball schnell drehen.“
demonstrierte Jürgen Klopp Selbstbewusstsein. „Ich habe noch nie mit einem besseren Team in einem Finale gestanden. Diesmal fühlt es sich anders an“, sagte der Erfolgscoach, der seine letzten sechs Endspiele mit Borussia Dortmund und Liverpool allesamt verloren hatte. „Jedes Finale ist anders“, fügte der ganz leger im Trainingsanzug gekleidete Klopp hinzu.
Bevor das 64. Königsklassen-Finale angepfiffen wurde, gab es aber zunächst einen traurigen Anlass. Zu Ehren des früheren spanischen Nationalspielers José Antonio Reyes, der am Samstag im Alter von nur 35 Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückte, wurde eine Schweigeminute abgehalten.
Danach erlebten die Fans einen furiosen Start in das erste rein englische Champions-League-Finale seit 2008, als Skomina auf den Punkt zeigte. Die Video-Schiedsrichter, zu denen auch der deutsche Referee Felix Zwayer gehörte, sahen keinen Grund einzuschreiten. Salah, im vergangenen Jahr noch eine tragische Figur im Finale aufgrund seiner Verletzung, hämmerte den Ball zur Führung ins Tor.
Das frühe Tor änderte quasi das Drehbuch des Spiels komplett. Tottenham, das schon in den Rückspielen im Halb- und Viertelfinale einem frühen Rückstand hinterherlaufen musste, war nun gezwungen zu reagieren. Kein einfaches Unterfangen gegen die gut organisierte Abwehr der Reds, die immerhin die beste in der abgelaufenen Premier-League-Saison war.
Da half auch das Comeback von Kapitän Harry Kane nicht. Der Stürmerstar hatte seine Knöchelverletzung rechtzeitig auskuriert und war anstelle des Halbfinal-Helden Lucas Moura (drei Tore gegen Ajax Amsterdam) ins Team gerückt. Doch Kane wirkte nicht wirklich spritzig und war beim früheren Bundesliga-Profi Joel Matip bestens aufgehoben. Nicht anders war es auf der Gegenseite, wo der genesene Roberto Firmino schwach spielte und kurz nach der Pause entsprechend für Divock Origi, dem zweifachen Torschützen beim 4:0 gegen Barcelona, Platz machen musste.
Es entwickelte sich ein taktisch geprägtes Spiel. Dafür kannten sich beide Mannschaften zu gut. Vom Spektakel der beiden Halbfinal-Kracher war die Partie weit entfernt. Insgesamt wirkte Liverpool reifer, wenngleich der Unterschied nicht so groß wie die 26 Punkte Abstand in der Premier-League-Tabelle war. Die Klopp-Elf ließ in den ersten 45 Minuten nicht eine echte Torchance zu, hatte auf der Gegenseite aber auch nur einen gefährlichen Schuss durch Andrew Robertson (38.).
Auch im zweiten Durchgang lebte das Spiel mehr von der Spannung als von der Qualität. Eine Passquote von zwischenzeitlich nur 68 Prozent konnte Klopp nicht gefallen. Die Spurs, die mehr Ballbesitz-Anteile hatten, scheuten lange das Risiko, und hatten entsprechend kaum Abschlüsse. Ein abgeblockter Schuss von Dele Alli gehörte noch zu den gefährlicheren Aktionen (54.). Mit der Einwechslung von Moura gab Tottenhams Trainer Mauricio Pochettino das Signal zur Offensive. Erst mit halben Chancen wie bei Alli (73. und 79.). Dann musste Liverpools Keeper Alisson gegen Heung-min Son, Moura (jeweils 80.) und Christian Eriksen (85.) parieren. Die Strafe folgte auf der Gegenseite, als Origi aus halblinker Position eiskalt traf. (dpa)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion