Klinsmann auch nicht mehr Fußball-Experte bei RTL
Erst der Abgang bei Hertha BSC mit anschließender Schlammschlacht, nun verzichtet Jürgen Klinsmann auch auf eine Rückkehr als TV-Experte.
Knapp zweieinhalb Wochen nach seinem Abschied als Kurzzeit-Trainer des Berliner Bundesligisten verkündete RTL, dass der 55 Jahre alte ehemalige Bundestrainer dem Kölner Privatsender nicht mehr als Experte zur Verfügung stünde. Die Entscheidung sei auf „eigenem Wunsch“ von Klinsmann getroffen worden, teilte RTL mit.
„Wir verstehen und respektieren seine Entscheidung. Wir haben ein enges, vertrauensvolles Verhältnis zu Jürgen Klinsmann und bedanken uns für die gute und professionelle Zusammenarbeit im vergangenen Jahr“, sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe. Laut Sport.1, das als erstes Medium über die Personalie berichtet hatte, sei der Impuls zur Trennung allerdings von RTL ausgegangen.
„RTL hatte den Welt- und Europameister Jürgen Klinsmann auch für die kommenden DFB-Spiele als Experten eingeplant“, hieß es indes in der Mitteilung. Eine vertragliche Verpflichtung bestehe aber nicht mehr. Der Vertrag sei Ende 2019 ausgelaufen. Klinsmann arbeitete seit März 2019 als Experte der deutschen Nationalmannschaft und war bei acht Qualifikationsspielen zur EM und zwei Freundschaftsspielen dabei.
Wer für den Wahl-Kalifornier nun als Fachmann bei RTL zum Einsatz kommt, ist offen. Bereits bei der WM 2010 in Südafrika hatte er für RTL gearbeitet. 2018 war der frühere US-Auswahlcoach bei der WM in Russland für die BBC im Einsatz.
Am 27. November war der ehemalige Welt- und Europameister bei Hertha BSC aus dem Aufsichtsrat auf den Trainer-Posten gewechselt und hatte die Nachfolge von Ante Covic angetreten. Nach 77 Tagen war er am 11. Februar überraschend zurückgetreten.
In dieser Woche veröffentlichte die „Sport Bild“ eine Art Tagebuch über Klinsmanns Engagement in Berlin. In dem Dokument erhob er massive Vorwürfe gegen den abstiegsbedrohten Verein und dessen Verantwortliche. In dem 22-seitigen Protokoll war von „Lügenkultur“ und einem „katastrophalen Zustand“ der Mannschaft bei Klinsmanns Dienstantritt die Rede. Hertha-Manager Michael Preetz hatte die Attacken als „perfide und unwürdig“ bezeichnet. Klinsmanns Rückkehr in den Aufsichtsrat war schon unmittelbar dem Rücktritt von Hertha-Investor Lars Windhorst ausgeschlossen worden.
Klinsmanns eigentlich bis zum Saisonende begrenztes Trainer-Engagement in Berlin hatte zunächst keine Auswirkungen auf seine Arbeit für RTL. Der Sender sollte ursprünglich erst die letzten beiden Testspiele der DFB-Auswahl vor der EM am 31. Mai gegen die Schweiz in Basel und am 8. Juni in Sinsheim (Gegner noch offen) übertragen. Dann wäre Klinsmanns Arbeit bei Hertha BSC beendet gewesen und er hätte RTL zur Verfügung gestanden.
Nach der Reform der Nations League einigte sich RTL im Januar mit der ARD und dem ZDF aber auf einen Tausch: Die Kölner übertragen nun auch die Partien der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw gegen Spanien am 26. März in Madrid und gegen Italien am 31. März in Nürnberg.
Im Gegenzug verzichtete RTL auf zwei Länderspiele im kommenden Herbst, die in dem laufenden TV-Vertrag mit der UEFA ursprünglich zugesichert waren. Durch die Aufstockung der Nations League fielen die geplanten beiden Freundschaftsspiele im gleichen Zeitraum weg. Diese Pflichtspiele der Nations League übertragen die öffentlich-rechtlichen Sender. (dpa)
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