Kapitän Neuer: Erdogan-Affäre hat Nationalmannschaft bis zur WM begleitet und belastet
Ilkay Gündogan will beim Neuanfang der Nationalelf dabei sein, Mesut Özil braucht noch Zeit.
Gemeinsam ist den beiden DFB-Profis, deren Fotos mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für nachhaltigen Ärger gesorgt hatten, aber der große Frust über die krachende WM-Blamage der deutschen Auswahl.
„Wir sind alle immer noch sehr enttäuscht. Wir hatten große Pläne, aber wir sind gescheitert“, schrieb der 27 Jahre alte Gündogan in den sozialen Netzwerken, versicherte aber auch kämpferisch: „Wir müssen und wir werden nach der Sommerpause aber wieder aufstehen.“
Die Botschaft klang deutlich nach Gündogans Bereitschaft, trotz der heftigen Kritik und teils fremdenfeindlichen Attacken wegen der Erdogan-Fotos auch künftig für die Nationalmannschaft spielen zu wollen. „Es hat mich so stolz gemacht, an meiner ersten Weltmeisterschaft für Deutschland teilnehmen zu dürfen, in der Gruppenphase auszuscheiden ist dann einfach nur frustrierend“, teilte der Mittelfeldspieler von Manchester City mit.
Der nicht minder stark kritisierte Özil (29) hatte zuvor wissen lassen: „Die Weltmeisterschaft bereits nach der Gruppenphase verlassen zu müssen, schmerzt so sehr. Wir waren einfach nicht gut genug. Ich werde einige Zeit brauchen, um darüber hinweg zu kommen.“ In seinem auf Englisch verfassten Tweet setzte der 92-malige Nationalspieler dazu am späten Freitagabend den Hashtag „SayNoToRacism“ (Sag Nein zu Rassismus).
Özil hat anders als Gündogan bislang keine Stellung zu den Fotos mit Erdogan bezogen. Die Nachwirkungen der Affäre hatten die Nationalmannschaft bis zur WM begleitet und laut Kapitän Manuel Neuer durchaus auch belastet. Gündogan hatte während des Trainingslagers der DFB-Auswahl betont, er und Özil hätten mit den Bildern kein politisches Statement setzen wollen.
Gündogan hatte Erdogan damals ein Trikot mit der Aufschrift „Für meinen verehrten Präsidenten – hochachtungsvoll“ überreicht. Die DFB-Spitze sah in Russland „Fragen“, die eine „Antwort verdienen“, wie es Vizepräsident Rainer Koch formulierte, und kündigte eine weitere Aufarbeitung des Themas nach dem Turnier an. (dpa)
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