Käpt’n Klartext: Weckruf von Jubilar Lahm

Das dünne 1:1 gegen Schalke vergrößert den Bayern-Vorsprung auf Leipzig. Aber das Spiel liefert Alarmsignale. Die Hardware ist da, aber Ancelottis Software ist zu selten kompatibel. Und Schalke? Feiert einen Debütanten und schöpft Mut «im wichtigen Februar».
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Philipp Lahm wartet auf seine Einwechslung. Bis zur 77. Minute musste er sich gedulden.Foto: Matthias Balk/dpa
Epoch Times5. Februar 2017

Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge verließen nach dem beunruhigenden 1:1 (1:1) des FC Bayern München gegen den FC Schalke 04 sprachlos die Arena – dafür schlüpfte Jubilar Philipp Lahm in die Rolle als Käpt’n Klartext.

„Die Mannschaft muss sich bewusst sein, dass es so, wie wir die letzten dreimal agiert haben, in den nächsten Wochen nicht gehen kann. Sonst sind wir ganz schnell in mehreren Wettbewerben auf einmal raus“, sagte der Führungsspieler des FC Bayern.

Dank Dortmunder Schützenhilfe konnte der Tabellenführer seinen Vorsprung in der Fußball-Bundesliga auf Verfolger RB Leipzig sogar auf vier Punkte ausbauen. Aber die Heimpremiere 2017 verstörte die Münchner Bosse, die rätselnden Stars und die Fans. „Man muss sich Gedanken darüber machen, wie wir Fußball spielen“, sagte Manuel Neuer. Es war – wie bei Lahm – ein unüberhörbarer Weckruf des Torhüters.

Lahm – erst in der 77. Minute eingewechselt – schwankte nach seinem 500. Pflichtspiel für die Bayern-Profis zwischen Beschwichtigung und Alarm. „Es ist nicht so dramatisch aktuell: Wir haben aus den letzten drei Spielen sieben Punkte geholt“, rechnete er vor. Aber das Wie beunruhigt den Kapitän doch: „Wir hatten vor zwei Wochen in Freiburg schon Probleme, wir hatten letzte Woche gegen Bremen Probleme und jetzt gegen Schalke. Das müssen wir analysieren und uns verbessern. Wie schnell das funktioniert, muss man sehen.“

Die Zeit drängt. Am Dienstag kommt im DFB-Pokal-Achtelfinale der VfL Wolfsburg nach München. Danach geht es nach Ingolstadt. Und dann steht das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den FC Arsenal an. „Es kann bei jedem Spiel eng werden, egal welchen Gegner man nimmt“, erklärte Lahm. Eine Verbesserung auf Knopfdruck erwartet er eher nicht: „Es wird nicht so sein, dass man einen Hebel betätigt und dann spielt man super bis zum Saisonende.“

Nach einem frühen Führungstor wie am Samstag durch Torjäger Robert Lewandowski (9. Minute) konnte in den Münchner Meisterjahren 2013 bis 2016 in der Regel ein Haken unter eine Partie gemacht werden. Mutige Schalker durften dagegen zurückschlagen, bei Naldos Freistoßtreffer (13.) berechnete Neuer den Aufsetzer falsch. Bei Lattenschüssen von Schalkes Neuzugang Guido Burgstaller (39.) und Lewandowski (42.) hatten beide Teams die Chance zum Sieg. „Wir wussten nicht, was wir machen können“, sagte Lewandowski, der einzige Bayern-Angreifer in Topform. Douglas Costa und Thomas Müller waren Totalausfälle, Arjen Robben verließ das Stadion nach seiner Auswechslung mit dickem Hals.

„Es war nicht gut“, urteilte Trainer Carlo Ancelotti, der mehr Leidenschaft fordert: „Es ist keine Frage der Qualität, sondern der Opferbereitschaft.“ Fakt ist aber auch: Die Software des Italieners funktioniert auf der Bayern-Hardware viel zu selten – auch nach sieben Monaten! „Wir hätten uns gewünscht, dass wir weiter sind“, sagte Neuer zum Ist-Zustand der Bayern vor der heißen Saisonphase.

Auch Markus Weinzierl müht sich weiterhin, Schalkes Team seine Philosophie zu vermitteln. In München setzte das Team den Matchplan des Trainers beim verheißungsvollen Pflichtspieldebüt von Bayern-Leihgabe Holger Badstuber sehr gut um. „Es ist nicht nur der Punkt, sondern die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben“, kommentierte Kapitän Benedikt Höwedes. „Unser Plan wäre zu hundert Prozent aufgegangen, wenn wir gewonnen hätten“, äußerte Weinzierl.

„Das 1:1 ist okay“, urteilte Badstuber nach dem „emotionalen Spiel“ gegen seine Bayern. „Der Junge hat gezeigt, dass er eine Verstärkung sein kann“, erklärte Sportvorstand Christian Heidel. Der wider Erwarten gute Start der Schalker „in den wichtigen Februar“ (Heidel) soll am Mittwoch beim Zweitligisten SV Sandhausen erfolgreich fortgesetzt werden. „Der Pokal ist der schnellste Weg nach Europa“, erklärte Kapitän Höwedes. Die 90 Minuten in München haben auf Schalke neue Träume geweckt. (dpa)



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