Käpt’n Draxler in neuer Rolle – Vertrauen zurückzahlen

Fast alle Weltmeister pausieren in diesem Turniersommer - Julian Draxler nicht. Für den 23-Jährigen ist der Confed Cup in Russland besonders wichtig. Der Bundestrainer hat Spezielles mit ihm vor.
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Julian Draxler führt die deutsche Nationalmannschaft beim Confed Cup an.Foto: Daniel Karmann/dpa
Epoch Times12. Juni 2017

Julian Draxler verzichtete für die zwei freien Tage vor dem Start des Confed-Cup-Abenteuers auf besondere Pläne. „Ein bisschen entspannen, ein bisschen Behandlung“ – mehr stand nicht auf der persönlichen To-do-Liste des Jung-Kapitäns für die kurze Freizeit in München.

Am Dienstag trifft sich die Fußball-Nationalmannschaft in Frankfurt wieder, zwei Tage später geht es nach Russland. Für den 23 Jahre alten Fußball-Weltmeister steht eine spannende Zeit in Russland bevor. Joachim Löw hat Draxler zur ersten Führungskraft in seinem 22-köpfigen Perspektivkader auserkoren. Und dieser vom Bundestrainer übertragenen Aufgabe will der Offensivspieler, mit 30 Länderspielen zugleich der erfahrenste Akteur im Aufgebot, unbedingt gerecht werden. „Klar, durch die Kapitänsbinde hat man ein bisschen mehr Verantwortung übertragen bekommen“, sagte der Käpt’n auf Zeit.

Diese soll am besten bis zum 2. Juli dauern, dem Tag des Endspiels in St. Petersburg. Die erste Woche des Kennenlernens mit dem 1:1 im Test gegen Dänemark und dem 7:0 in der WM-Qualifikation gegen San Marino stimmt ihn hoffnungsfroh. „Dass wir uns als Mannschaft noch besser finden müssen, ist klar. Aber ich bin sehr zufrieden, wie wir angefangen haben und gucke zuversichtlich zum Confed Cup. Das Ziel ist, so weit zu kommen wie möglich“, äußerte Draxler. Der Titel als Ziel? Noch weicht er aus: „Es ist schwer, nach so wenigen Tagen mit der Mannschaft zu sagen, inwiefern wir zum Favoritenkreis zählen.“

Für den Bundestrainer steht beim Turnier-Testlauf ein Jahr vor der Weltmeisterschaft nicht das nackte Endergebnis im Vordergrund. Löw will vor allem Spieler für das Titelprojekt 2018 entwickeln. Als Offensivkraft ist Draxler in der Nationalelf sportlich etabliert. Jetzt geht es bei ihm darum, ein Team anzuleiten. Denn Löw sieht in Draxler einen Kandidaten, der in der Generation nach Manuel Neuer, Sami Khedira oder Jérôme Boateng „die Mannschaft anführen kann“.

Draxler fühlt sich bereit, auch wenn er sich nach außen nicht als Chef aufspielen möchte. „Ich sehe meine Aufgabe in erste Linie auf dem Platz. Da versuche ich immer voranzugehen. Das war auch in der jüngeren Vergangenheit schon so. Ich bin jetzt nicht von heute auf morgen ein anderer Mensch geworden, der auf einmal in der Kabine eine 20-minütige Ansprache hält.“ Er versuche, den Neulingen hier und da zu helfen gemeinsam mit seinem Stellvertreter Shkodran Mustafi und den ebenfalls turniererfahrenen Jonas Hector und Joshua Kimmich.

„Ich habe jetzt 30 Länderspiele gemacht und weiß in etwa, wo es langgeht. Ich freue mich zu helfen“, sagte Draxler. Sein Debüt im Nationalteam liegt immerhin schon fünf Jahre zurück. Und in seiner Vereinslaufbahn hat der ehemalige Schalker auch schon so einiges erlebt. Nach einer konfliktbeladenen Zeit beim VfL Wolfsburg war der Wechsel zu Jahresbeginn für 40 Millionen Euro zu Paris St. Germain ein bedeutsamer Neuanfang. Kritiker hielten Draxler damals auch Egoismus vor. „Fakt ist, ich fühle mich in Paris wohl. Unabhängig davon, wie groß oder klein Wolfsburg oder Gelsenkirchen sind, bin ich einfach bei Paris St. Germain gut aufgehoben. Sowohl sportlich als auch vom Umfeld in der Stadt gefällt es mir gut.“

Spezielle Dankbarkeit empfindet er gegenüber dem Bundestrainer. Im Gespräch mit Löw ging es auch bei ihm darum, ob nach einer intensiven Saison und kleinen Blessuren wie einer aktuellen Kapselreizung im Knie ein Verzicht auf den Confed Cup die bessere Lösung gewesen wäre. „Für mich war klar, dass ich das Turnier mitspielen möchte“, berichtete Draxler nach dem San-Marino-Spiel in Nürnberg.

Einerseits will er unbedingt die Chance wahrnehmen, sich ohne Neuer, Kroos, Hummels und Co. mal „in einer ganz anderen Rolle“ zu bewähren. Er will aber auch etwas an Löw zurückzahlen: „Der Bundestrainer hat in der Vergangenheit immer an mir festgehalten. Er hat mir sehr viel Vertrauen gegeben und ausgesprochen, als es bei mir sportlich nicht so lief. Deshalb ist es für mich eine Selbstverständlichkeit, für Deutschland und für Jogi Löw zur Verfügung zu stehen.“ (dpa)



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