Italien will Debakel verhindern – Angst vor Nervenflattern
Vor dem wohl wichtigsten Spiel in Italiens jüngster Fußball-Vergangenheit appellierte Daniele De Rossi an die Ehre seiner Mitspieler. „Ich will hoffen, dass keinem von uns die Beine zittern“, sagte der Nationalspieler.
In den Playoffs geht es für die Squadra Azzurra um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland, am Freitag steht in Stockholm gegen Schweden das Hinspiel an. Ein „Makel für meine Karriere“ wäre es, sollte Italien scheitern, sagte De Rossi und sprach stellvertretend für die gesamte Mannschaft. Zum ersten Mal seit 1958 droht der viermalige Weltmeister eine WM zu verpassen, der Druck auf das Team von Trainer Gian Piero Ventura ist enorm.
Eine Weltmeisterschaft ohne Italien? „Unvorstellbar“, hatte Team-Manager Gabriele Oriali gesagt. Auch weil die Italiener erst einmal diesen unbequemen Umweg gehen mussten, um an einer Endrunde teilzunehmen, steht das Duell mit den Skandinaviern im Mittelpunkt des Ausscheidungskampfes. In zwei Spielen wird sich nun entscheiden, ob sie einen der letzten Startplätze ergattern. Immerhin haben die Italiener einen kleinen Vorteil: Im Rückspiel am Montag in Mailand haben sie Heimvorteil.
Eine Blamage soll unbedingt verhindert werden. Viele Hoffnungen ruhen dabei auf Lazio Roms Torjäger Ciro Immobile. Der ehemalige Bundesligaprofi von Borussia Dortmund beweist sich in der Serie A derzeit als unverzichtbar. „Bei Lazio erlebt er eine Saison an der Grenze des Ungeheuerlichen: 18 Tore in 15 Spielen“, lobte die „Gazzetta dello Sport“. Ventura setze darauf, dass „wuchtige Tore des 27-jährigen Stieres“ schnell für klare Verhältnisse sorgen. „Ich stehe dem Coach und der Squadra voll zur Verfügung“, sagte Immobile selbst. „Ich werde alles geben, es ist die wichtigste Herausforderung meiner Karriere.“
Italien war bis zur 0:3-Niederlage gegen Spanien im September in 56 WM- und EM-Qualifikationsspielen in Serie ungeschlagen geblieben und landete in Qualifikations-Gruppe G nur auf Platz zwei. Die Demütigung bei den Iberern in Madrid versetzte Italien in panische Angst vor einem WM-Sommer als Zuschauer. Ziel der Verbalattacken von enttäuschten Fans war nach der Partie ausgerechnet Volksidol und Torwart-Legende Gianluigi Buffon, für den es im kommenden Sommer seine sechste WM mit stolzen 40 Jahren wäre.
„Mir fehlt ein bisschen die Sorglosigkeit, der Übermut von jemandem, dem mit einem Stock eins auf die Finger gegeben wird“, sagte Buffon. Es ist offenbar die Erfahrung, die ihn weder zu maßloser Euphorie noch zu naivem Optimismus bewegt. Im Spiel gegen Spanien hatte Buffon überfordert gewirkt, danach wurde er von Fans als „Rentner“ und „Kartoffelsack“ abgestraft. „Je öfter du gewinnst, desto öfter machst du Fehler, desto mehr lernst du, desto reifer wirst du. (…) Jetzt bereite ich mich mit Ruhe und klar entschieden auf dieses Spiel vor.“
Lorenzo Insigne hatte versprochen, aus der Niederlage in Madrid zu lernen. Neben ihm könnten auch Leonardo Bonucci – der im Sommer für stolze 42 Millionen Euro aus Turin zum AC Mailand wechselte – und Federico Bernardeschi zu Protagonisten des Spiels werden. Roma-Mittelfeldspieler Alessandro Florenzi ging noch weiter: „Jeder von uns träumt davon, eine WM zu spielen. Ich habe es 2014 nicht geschafft und möchte auf dem Feld am liebsten sterben, um die 2018er zu spielen.“
Trotz großer Fallhöhe scheint sich für Ventura die Frage nicht zu stellen, was im Falle des Scheiterns passieren würde. „Ich habe nie in Erwägung gezogen, nicht zur Weltmeisterschaft zu fahren“, sagte der 69-Jährige, dessen Vertrag im Sommer bis 2020 verlängert worden war. „Wir haben ein Ziel, das wir erreichen müssen, und wenn wir es erst mal erreicht haben, werden auch die Voraussetzungen dafür da sein, etwas wichtiges auf die Beine zu stellen.“ (dpa)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion