Islamisten, Cyberkrieger, Hooligans: Fußball-EM fordert Sicherheitskräfte enorm

Am nächsten Freitag beginnt die Fußball-EM. Das bedeutet Stress auch für die Sicherheitskräfte im Land. Was sind die größten Risiken?
Monteure arbeiten am Aufbau der Fan-Zone in Düsseldorf.
Monteure arbeiten am Aufbau der Fan-Zone in Düsseldorf.Foto: Federico Gambarini/dpa
Epoch Times9. Juni 2024

Kein Großereignis ohne Angst um die Sicherheit: Die am Freitag beginnende Fußballeuropameisterschaft der Männer in Deutschland macht da keine Ausnahme.

Von einem „Kraftakt“ für die Sicherheitskräfte in Bund und Ländern sprach Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kürzlich – und kündigte eine „hohe Präsenz“ der Polizei an Stadien und Fanmeilen an.

Angespannte Sicherheitslage

Die Behörden beschreiben die Sicherheitslage als „angespannt“. In der Tat gibt es zahlreiche Risiken: Die Gefahr islamistischer Anschläge auf eine der 51 Partien oder eines der großen Fanfeste gehört ebenso dazu wie die Möglichkeit verheerender Cyberattacken gegen die Ukraine, deren Nationalelf an der EM teilnimmt.

Daneben gibt es weitere nicht zu unterschätzende Risiken auch abseits der Weltpolitik – allen voran gewalttätige Ausschreitungen von Hooligans. So werden etwa Spiele des ungarischen Nationalteams als sogenannte Hochrisikobegegnungen eingestuft.

Alle Augen auf den ISPK

Im Bereich des radikalen Islamismus liegt der Fokus derzeit vor allem auf dem Ableger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Afghanistan und Zentralasien, kurz ISPK. Er beschäftigt sich laut Sicherheitsbehörden mit der Planung größerer und komplexerer Anschläge in Europa, mehrfach wurden in den vergangenen Monaten auch in Deutschland mutmaßliche Anhänger gefasst.

Der ISPK gilt derzeit als gefährlichste und schlagkräftigste Extremistengruppe, Hinweise auf konkrete Anschlagsplanungen gibt es nach Angaben der Behörden insgesamt zwar nicht.

Die „abstrakte“ Gefahr sei aber hoch – wie bereits bei früheren Großereignissen wie der EM 2016. Diese fand rund ein halbes Jahr nach den verheerenden islamistischen Anschlägen auf die Konzerthalle Bataclan und Restaurants in Paris unter extremen Schutzvorkehrungen statt.

Drohnenabwehr und Grenzkontrollen

Über Details der Sicherheitsmaßnahmen schweigen sich die Verantwortlichen in aller Regel zumindest öffentlich aus – vor der EM nannten sie jedoch unter anderem den Schutz von Stadien und anderen Veranstaltungsorten vor Attacken mit Drohnen aus der Luft als eine besondere Herausforderung.

Laut Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) wird rund um die Arenen insgesamt ein „abgestuftes System“ von Sicherheitsmaßnahmen greifen.

Faeser bezeichnete im Vorfeld außerdem auch Cyberangriffe als eine Gefahr, die bei früheren Turnieren noch nicht in dem Maß zu beachten war. Im Kampf gegen reisende Hooligans setzen die Sicherheitsbehörden auf internationalen Austausch und Grenzkontrollen.

Im nordrhein-westfälischen Neuss entstand eigens zur EM ein zentrales Lagezentrum zum Austausch von Informationen – das International Police Cooperation Center. Die Bundespolizei kontrolliert „lageabhängig“ an Binnengrenzen und Flughäfen.

Tausende Einsatzkräfte an Spieltagen

Auch Naturkatastrophen gehören zu den Szenarien, auf die sich Behörden und Rettungskräfte anhand eines nationalen Sicherheitskonzepts für die EM teils seit Jahren systematisch vorbereiten.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe etwa schulte Einsatzstäbe, half beim Aufbau von Warninfrastrukturen an Spielorten und stellt nun seine etwa 60 eigentlich zur Zivilverteidigung vorgesehenen sogenannten Medizinischen Taskforces mit je 27 Spezialfahrzeugen für größere Notlagen mit vielen Verletzten bereit.

Einen Gesamtüberblick über die zur Absicherung des vierwöchigen Turniers eingesetzten Einsatzkräfte gibt es nicht. Bei den Polizeien in Bund und Ländern gelten Urlaubssperren.

Das baden-württembergische Innenministerium allein gibt die Zahl der bei Spieltagen in der Landeshauptstadt Stuttgart „zusätzlich“ eingesetzten Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und anderen Rettungsdiensten mit mehr als 3000 an. Zusammengezogen werden demnach auch Spezialfähigkeiten zur Analyse von Gefahrstoffen und zur Dekontamination.

(afp/red)



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