IOC-Kriterien zur Russen-Auswahl – Kein Olympia-Boykott

Das IOC beugt sich der internationalen Kritik und veröffentlicht die Kriterien für die Auswahl russischer Athleten, die bei den Winterspielen in Pyeongchang zugelassen werden sollen. Russlands Sportstar Issinbajewa appelliert, nicht mit den Sperren zu hadern.
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Russland sucht im Streit um den Olympia-Ausschluss russischer Sportler den Dialog.Foto: Arno Burgi/dpa
Epoch Times25. Januar 2018

Nach internationaler Kritik hat sich das Internationale Olympische Komitee entschlossen, die Kriterien für die Zulassung russischer Athleten an den Winterspielen in Pyeongchang zu nennen.

Die Vorsitzende der Zulassungskommission des IOC, Valérie Fourneyron, sprach laut einer IOC-Mitteilung von „umfassenden, aber keineswegs erschöpfenden“ Informationen, die bei dem Startrechts-Verfahren genutzt würden.

Von der ursprünglichen Einladungsliste von 500 Sportlern aus Russland waren zunächst 111 gestrichen werden; die verbleibenden 389 Athleten werden nach diesen Kriterien noch geprüft. Wer von ihnen bei den Winterspielen vom 9. bis 25. Februar in Südkorea starten darf, soll bis zum 27. Januar feststehen.

Russland will bis zuletzt und mit allen juristischen Mitteln für eine Teilnahme seiner Sportler an den Winterspielen kämpfen. Das sagte Sportminister Pawel Kolobkow in Moskau. So seien bei einem Schweizer Zivilgericht Klagen der Sportler eingereicht worden, die wegen vergangener Doping-Verstöße nicht zu den Spielen zugelassen worden seien. Außerdem habe das Sportschiedsgericht CAS in Lausanne signalisiert, dass Fälle noch bis zum 5. Februar verhandelt werden könnten. „Wir werden für jeden Sportler kämpfen“, sagte der Minister.

Als Informationen für die Einladungsliste dienten die Ergebnisse der IOC-Kommission von Denis Oswald, der die Manipulationen von russischer Seite im Analyselabor der Sotschi-Spiele 2014 untersuchte. Auch die der Welt-Anti-Doping-Agentur aus dem Moskauer Labor zugespielten Daten von 2012 bis 2015 gehörten zu den Informationen des Gremiums.

Weiter wurden E-Mails und weitere Dokumente von der Ermittlung in Russland von Richard McLaren herangezogen. Auch Steroidprofile und Biologische Pässe der betreffenden Athleten sowie Analysen von Proben, in denen verschiedene DNA oder hohe Salzkonzentrationen gefunden wurden, die nicht von einem Menschen stammen konnten, spielten eine Rolle.

Der CAS wird seine Entscheidung über die 39 für Olympia gesperrten russischen Wintersportler frühestens am 30. Januar veröffentlichen, teilte das oberste Sportschiedsgericht mit. Die 39 Athleten waren vom IOC gesperrt worden; die Anhörungen vor dem CAS in Genf laufen seit dem 22. Januar.

Unterdessen hat die russische Doppel-Olympiasiegerin Jelena Issinbajewa an ihre Landsleute appelliert, nicht mit den Sperren zahlreicher Spitzensportler für die Spiele zu hadern. Nötig sei Unterstützung für die Sportler, die in Südkorea antreten dürfen, schrieb die ehemalige Weltklasse-Stabhochspringerin am Donnerstag auf Facebook. „Die Sanktionen sind hart und ungerecht gegen unser Land, gegen unsere sauberen Athleten, aber es bleibt uns nur, sie anzunehmen oder sie zivilisiert vor Gericht anzufechten.“

Issinbajewa hoffe, dass das IOC gut belegen könne, warum es bislang als dopingfrei geltende Sportler wie den Biathleten Anton Schipulin oder den Shorttracker Viktor Ahn nicht einlade.

Beim Auftritt der russischen Sportler unter neutraler Flagge gebe es nur eins: keine Schlupflöcher in den IOC-Auflagen zu suchen, sich nicht zu unbedachten Äußerungen hinreißen zu lassen. „Wir wollen uns zusammenreißen, die Zähne zusammenbeißen und diesen Test bestehen. Dann können wir uns bei der Schlussfeier am 25. Februar freuen, dass dieses Doping-Epos vorbei ist“, schrieb das IOC-Mitglied Issinbajewa.

Das IOC hat dem Olympischen Komitee Russlands in Aussicht gestellt, seine Sperre nach einem einwandfreien Auftritt in Pyeongchang aufzuheben. Die russischen Fans können in Südkorea schon während der Spiele ihre Flagge zeigen, teilte das IOC mit. Berichte über ein angebliches Verbot hatten in Russland für Ärger gesorgt.

Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hatte bei den Sommerspielen 2016 in Rio wegen des Doping-Skandals einen Komplettbann gegen Russland verhängt und die Suspendierung des nationalen Verbandes seitdem nicht aufgehoben. Allerdings haben 18 russische Sportler die Genehmigung erhalten, als neutrale Athleten in diesem Jahr an internationalen Wettkämpfen teilzunehmen.

Insgesamt beantragten 80 Russen ihr Startrecht für 2018, teilte die IAAF mit. Die Zulassungskommission hatte zunächst die Anträge von Sportlern bevorzugt behandelt, die bei der World-Indoor-Tour der IAAF und bei der Hallen-WM im März in Birmingham starten wollen. Unter den 18 Athleten ist auch die Hochsprung-Weltmeisterin von 2015 und 2017, Marija Lasitskene. (dpa)

Matthieu Reeb, Generalsekretär des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS), spricht in Genf mit den Medien. Foto: Salvatore Di Nolfi/dpa

Matthieu Reeb, Generalsekretär des Internationalen Sportgerichtshofs (CAS), spricht in Genf mit den Medien. Foto: Salvatore Di Nolfi



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